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September 2008

25.09.2008 Die 99 schönsten Fragen über Gott
19.09.2008 Umstrittene Moschee in Pankow ist fast fertig

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Neues Deutschland, 25.09.2008
Die 99 schönsten Fragen über Gott
Teams aus vier Schulen eiferten in einem Quiz über Religionskenntnisse
Von Stefan Otto
Es gebe noch immer eine große Unkenntnis über die Religionen in unserer Nachbarschaft, meint Hanns Thomä, Integrationsbeauftragter der Evangelischen Kirche. Warum feiern die anderen das Fest? Was besagen ihre Rituale? »Weißt Du, was ich glaube«, lautete das Motto für ein Quiz im Weißenseeer Theresiengymnasium. Vier Teams jüdischer, evangelischer, katholischer und muslimischer Schüler traten über Fragen zu Judentum, Christentum und Islam in den Wettstreit. Thomä ist davon überzeugt, dass eine Sachkenntnis über andere Religionen das Zusammenleben verbessern könnte. Ein Blick in umliegende Straßen der Theresienschule mag ihm recht geben. Dort gelang es einer rechtsradikalen Gruppe, mit dem Schüren von Angst Stimmung gegen den Bau der Ahmadiyya Moschee im benachbarten Pankow-Heinersdorf zu machen und viele Bürger mitzuziehen.
Beim Quiz sollten auch die Teams interreligiös besetzt sein, erklärte Thomä. Schließlich sollte daraus kein Wettstreit zwischen Juden, Arabern und Christen werden. Als Experten standen vier Glaubensvertreter beratend zur Seite: Rabbinerin Gesa Ederberg, Frater Bernhard Knorn, Pfarrerin Angelika Obert und Imam Abdallah Hajjir saßen vereint an einem Tisch.
Jedes Team brachte seine Anhänger mit, Lehrer fungierten allenfalls als Coach. Es gab einen Schiedsrichter und mit Heike Steller-Gül eine Pfarrerin als Quizmasterin. Mit den ersten Fragen brach in der Aula eine angespannte Atmosphäre an: Was ist eine Menora? Warum gibt es die 99 schönsten Namen für Gott? Was beinhaltet die Heilige Schrift der Juden? Der 15-jährige Raoul von der jüdischen Oberschule in der Großen Hamburger Straße beantwortete die Frage tadellos, obwohl er gar kein Jude ist. Sein Klassenkamerad Ernest auch nicht. Der habe sich für die jüdische Schule entschieden, weil er »gleich um die Ecke« wohne.
Erst nach Sonnenuntergang fand eine Pause statt, damit auch Muslime im Fastenmonat Ramadan sich am Büffet bedienen konnten. »Um 19.11 Uhr ist heute das letzte Sonnenlicht erloschen«, erklärte Imam Hajjir. Das Essen sei selbstverständlich koscher, sagte die Quizmasterin Steller-Gül, an die Juden gewandt. Bei der Frage nach jeweils zwei Ausrichtungen einer Religion ging es verbissener zu. Schüler vom Gymnasium Graues Kloster monierten, die Antwort der Theresienschule sei falsch. Orthodoxe und liberale Juden wären nur Strömungen, aber kein Abzweig. Rabbinerin Ederberg musste klären: »Juden fragen nicht wie Vertreter anderer Religionen, was glaubst du, sondern wie verhältst du dich«.
Am Ende gewann das Graue Kloster. Rüja und Lale, zwei Schülerinnen vom Moabiter Kleistgymnasium, waren sauer. Die beiden 14-Jährigen fühlten sich benachteiligt, weil andere Teams ihre nicht ganz richtigen Antworten korrigiert hätten. Es blieb aber beim Streit um Punkte. Nicht so wie im letzten Jahr, als im Anschluss an das Quiz ein muslimischer Schüler mit einem jüdischen in eine »verbale Hakelei« geraten sei, erzählte Thomä.
Daraus entstand aber in Zusammenarbeit mit der Jerusalemkirche, einem Zentrum für interreligiöse Bildung, ein Workshop zum Nahostkonflikt. Israelische und palästinensische Vertreter gingen an die betroffene Neuköllner Röntgenschule. Mit Erfolg, berichtete Thomä im Hinblick auf den Brief einer Schülerin, der in der Quizpause vorgelesen wurde.
Ihr anfängliches Desinteresse an dem Workshop sei gewichen, als sie begriffen habe, dass der Glaube kein Grund sei, andere auszuschließen – denn »Hass und Rache machen dumm«.

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Berliner Morgenpost, 19.09.2008
Umstrittene Moschee in Pankow ist fast fertig

Auch in Berlin wird derzeit eine neue Moschee gebaut, um die es viel Streit gab. Doch nun geht es mit dem Neubau an der Tiniusstraße in Heinersdorf ohne größere Probleme voran. Im Oktober wird die Moschee eröffnet – mit dem Kalifen aus London und bis zu 500 Gästen.
Waffen- und Munitionsfund auf der Moschee-Baustelle in Heinersdorf Foto: DDP
Der Moschee-Neubau in Heinersdorf
Unbehelligt von Demonstrationen oder gar Übergriffen gegen das Projekt, gehen die Arbeiten an der Khadija-Moschee an der Tiniusstraße 5 in Heinersdorf voran. „Die Schlösser am Tor waren kürzlich verklebt worden, aber das ist auch schon alles“, sagt der stellvertretende Bauleiter Mustafa Bauch. Das sei auch der Kooperation mit der Polizei zu danken, deren Beamte häufig vorbeischauen. Im November 2007 wurde diese Vereinbarung abgeschlossen. Im Oktober soll das Gebetshaus der Gemeinde der Ahmadiyya Muslim Jamaat eröffnet werden.
Im Frühjahr wurde die aus zwölf Teilen bestehende Kuppel aufgesetzt. Sie ist 4,5 Meter hoch und hat einen Durchmesser von neun Metern. Das Minarett ist mehr als zwölf Meter hoch. Ihm fehlt nur noch die Spitze. Doch kein Muezzin wird seine Rufe über Heinersdorf erschallen lassen und lautstark zum Gebet rufen. Denn die Gemeinde will die Nachbarn nicht stören.
1,6 Millionen Euro kostet der Neubau an der Tiniusstraße. Das Geld kommt aus Spenden. Zwei Gebetsräume bekommt die Moschee, je 170 Quadratmeter groß und mit kostbaren Teppichen ausgelegt. Die Frauen beten im oberen Stockwerk, die Männer unten. Der Bau in Pankow ist der 20. Moschee-Neubau seit Mitte der 80er-Jahre in Deutschland. Zur Einweihung kommt sogar der Kalif mit großem Gefolge aus London. 400 bis 500 Gäste werden in Pankow erwartet.
Doch so ruhig wie im Moment ging es rund um den Neubau nicht immer zu. Nach wie vor ist das Projekt in Pankow umstritten. Gegner versammelten sich zu Sprechchören, als im Januar 2007 der Grundstein gelegt wurde. Im Frühjahr des Jahres brannte ein Kipplaster auf dem Grundstück an der Tiniusstraße. Im Juni zogen Moscheegegner bei einer Demonstration mit Plakaten, Spruchbändern und Lautsprecherwagen von Heinersdorf zur Breiten Straße in Pankow; die Initiative Pankower und Heinersdorfer Bürger (Ipahb) hatte dazu aufgerufen. Sie kritisiert den Bau heute noch. Viele Anwohner würden das Projekt ablehnen, sagt der CDU-Abgeordnete René Stadtkewitz. Allerdings habe die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde ihren Internetauftritt geändert, der von den Moscheegegnern kritisiert worden war. „Das begrüßen wir.“ Im Juli haben Unbekannte die Kuppel mit Naziparolen beschmiert.
Der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde gehören in Berlin etwa 200 Gläubige an, in Deutschland sind es etwa 30.000. In Reinickendorf hat sie ein Gemeindezentrum in einem Einfamilienhaus eingerichtet. An jedem Freitagnachmittag treffen sich die Gläubigen zum Gebet. Das wird auch in Pankow so sein. Ob das Zentrum nach Eröffnung der Moschee erhalten bleibt, ist noch nicht entschieden.

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© www.heinersdorf-oeffne-dich.de, Initiative aus Berlin-Heinersdorf, Berlin 2007 | letzte Aktualisierung: 03.05.2010