Pressespiegel
August 2008
15.08.2008 Moschee unter Polizeischutz
13.08.2008 Orthodoxe Kuppeln neben Moschee
12.08.2008 Kalif eröffnet Mitte Oktober die erste Moschee im Osten Berlins
10.08.2008 Kalif eröffnet im Oktober Heinersdorfer Moschee
10.08.2008 Kalif kommt zur Eröffnung nach Heinersdorf
10.08.2008 Erster Moscheeneubau in Ost-Berlin wird im Oktober eröffnet
09.08.2008 Ahmadiyya-Moschee ist fast fertig
05.08.2008 Gemeindetreff mit Hindernissen
04.08.2008 Waffen- und Munitionsfund auf Moschee-Baustelle in Heinersdorf
Moschee unter Polizeischutz
Die umstrittene Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow ist fast fertig. Die Polizei rechnet allerdings weiter mit Störungen und patrouilliert regelmäßig
In wenigen Wochen ist es so weit: Zwischen Fischgroßhandel und Kentucky Fried Chicken gelegen, soll die umstrittene Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow eingeweiht werden. Zu der von "Muslim TV Ahmadiyya" weltweit übertragenen Feier werde am 18. Oktober auch der in London residierende Kalif erwartet, erzählt Hausmeister Isa Musa Menzel beim Rundgang durch den Neubau der als konservativ geltenden Gemeinde.
Zwei Etagen hat die Moschee: Im Gebetsraum für die Männer im Erdgeschoss liegen die bereits gelieferten Teppiche noch unausgepackt in Rollen auf dem Betonboden. Im "Wuhdu"-Raum sind die Becken für die rituellen Waschungen erst teilweise eingebaut. Der Trakt für die Frauen eine Etage höher ist über einen separaten Eingang zu erreichen. Einen Aufzug gibt es nicht, sollte jedoch mal eine Frau im Rollstuhl kommen, werde man sich etwas einfallen lassen, verspricht der Konvertit mit dem sächsischen Akzent, um im Anschluss daran auf die Schönheit der Stufen hinauf in den Kuppelraum hinzuweisen.
Bundesweite Beachtung
Glaubt man den Männern auf der Baustelle, scheint es ruhig geworden zu sein um den bundesweit beachteten Moscheebau. Im Pankower Stadtteil Heinersdorf habe man sich an das Projekt gewöhnt, urteilt der Stellvertretende Bauleiter Mustafa Stefan Bauch. Der Westberliner ist vor 15 Jahren zum Islam übergetreten. Jetzt sei das Gebäude nun einmal da, da nütze der Protest nichts mehr. Er fügt dann aber hinzu: "Wir haben eine Gegnerschaft - wo Licht ist, ist auch Schatten."
Insgesamt sieben Zwischenfälle hat die Polizei in den vergangenen zweieinhalb Jahren gezählt. Zuletzt war im Juli die Kuppel mit SS-Runen beschmiert worden. Alle ein bis zwei Stunden patrouilliert die Polizei an der Baustelle. Immer wieder würden zudem die Türschlösser verklebt, berichtet das Gemeindemitglied Ahmad Qadeer und sieht das als Kleine-Jungen-Streiche.
Die Polizei hingegen kann "nur im geringen Maß eine Abschwächung der öffentlichen Kontroverse" erkennen. Mit weiteren "Störungen und Sachbeschädigungen von Unzufriedenen einschließlich von Personen der rechten Szene" sei zu rechnen, erklärt Pressesprecher Frank Millert.
Bislang nicht durch Gewaltaktionen aufgefallen ist die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger, die mit massiven Protesten an die Öffentlichkeit tritt. Ihr Büro hat sie gleich neben der Moschee bezogen. Der insgesamt 80 Mitglieder starke Verein werde auch zur Eröffnung wieder demonstrieren, kündigt der Vorsitzende Joachim Swietlik an. "Das Unrecht ist jetzt Stein geworden." Kritik übt Swietlik vor allem an den aus seiner Sicht fundamentalistischen Tendenzen der Ahmadiyya-Gemeinde.
Er bezeichnet sie als "ultrareligiöse Sekte" und kritisiert die "frauenfeindlichen" und "totalitären" Strukturen. Anders sieht es Friedemann Eißler von der Evangelischen Zentrale für Weltanschauungsfragen. Die Bewegung, die 1974 durch einen Beschluss des pakistanischen Parlaments aus dem Islam ausgeschlossen wurde, zeichne vor allem ihr Pazifismus aus. Sie sei sehr missionarisch eingestellt und pflege das "traditionelle islamische Frauenbild".
Frauen zahlten
"Wir sind eine spirituelle Gemeinde", sagt Mustafa Stefan Bauch und erzählt, dass die "Ahmadiyya Muslim Jamaat" bundesweit jährlich fünf neue Moscheen für ihre rund 30.000 Mitglieder errichten wolle. Der bis zu 1,6 Millionen Euro teure Bau in Berlin sei sogar allein von den Frauen finanziert worden. Von Mission könne keine Rede sein. Die Gemeinde sei auch offen für Christen und Juden zum Gebet. Ob dies eintrifft, bleibt abzuwarten. Noch rechnet die Polizei jedenfalls mit weiteren Straftaten. Daher müsse die "Objektschutzmaßnahme" auch nach der Eröffnung weiter beibehalten werden.
Barbara Schneider, EPD
Rhein-Mainer, 13.08.2008
Orthodoxe Kuppeln neben Moschee
Hinter dem Vorsitzenden der in Bretzenheim ansässigen makedonisch-orthodoxen Kirchengemeinde Heiliger Nikola, Mirce Filiposki, liegt ein turbulentes Wochenende. "Bei mir hat quasi ununterbrochen das Telefon geklingelt." Besorgte Anrufer - hauptsächlich Gemeindemitglieder - wollten wissen, ob es Probleme mit dem geplanten Bau einer Kapelle in der August-Horch-Straße gäbe. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat in der Straße ein Grundstück reserviert und eine Bauvoranfrage für eine kleine Moschee gestellt hat. "An unseren Plänen ändert das nichts", so der Vorsitzende: "Es handelt sich nicht um dasselbe Grundstück"; dieser Eindruck war bei einigen Gemeindemitgliedern entstanden.
Bauzusage für Makedonier
Filiposki erklärte, man habe im Frühjahr 2007 die Bauvoranfrage für eine "makedonisch-orthodoxe Kirche im alt-makedonischen Stil" im Hechtsheimer Gewerbegebiet gestellt. Nach positivem Bescheid sei der Kauf des Grundstücks im Dezember vonstatten gegangen: "Anschließend haben wir das Architekturbüro Färber mit der Umsetzung beauftragt." Geplant seien die Kapelle mit zwei Kuppeln und einem Glockenturm auf einem Grundriss von 10 mal 15 Metern, wobei die Höhe maximal 13 Meter betrage; außerdem ein Vereinsheim über zwei Etagen. Finanziert werde das Bauvorhaben durch Spenden: "Da hoffen wir, dass noch weitere Firmen auf uns zukommen."
"Bereichert Hechtsheim"
Die Nachbarschaft beider Glaubensgemeinschaften - so sie zustande käme - sieht er unkritisch, betonte Filiposki: "Als Gläubige respektieren wir die Anhänger anderer Religionen." Wünschenswert sei ein Dialog der Gemeindevorstände, urteilt er. "Sich an einen Tisch zu setzen, auch um sich kennenzulernen, halte ich für sinnvoll." Ansonsten sehe er einem harmonischen Zusammenleben entgegen.
Ähnlich äußert sich Farzan Khan, stellvertretender Liegenschaftsleiter der Ahmadiyya Muslim Jamaat. "Wir sehen keine Schwierigkeiten. Unsere Gemeinde fördert den interreligiösen Dialog, der Austausch der Religionsgemeinschaften findet in Mainz in angenehmer Atmosphäre statt. Wir empfinden die Pläne beider Gemeinden als Bereicherung für Hechtsheim." Ein Sprecher der Stadt will die mögliche Nachbarschaft beider Religionsgemeinschaften nicht kommentieren, zudem stehe das Ergebnis der Bauvoranfrage für die Moschee aus. Die werde nach üblichen baurechtlichen Kriterien beurteilt.
BZ, 12.08.2008
Kalif eröffnet Mitte Oktober die erste Moschee im Osten Berlins
Der erste Neubau einer Moschee im Ostteil Berlins ist fast fertig. Am 16. Oktober wird das Gotteshaus der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde in Heinersdorf eröffnet, teilte gestern der Vorsitzende der Gemeinde, Uwe Wagishauser, mit.
Für die Feierlichkeiten fliegt der Kalif (Oberhaupt) der Religionsgemeinschaft, Hazrat Mirza Masroor Ahmad, aus London ein. Der neue Moscheekomplex, zu dem auch eine Bibliothek und eine Wohnung für den Imam gehören, kostete 1,2 Mio. Euro. Die Kuppel wiegt 36 Tonnen.
Proteste gegen den Bau der Moschee gibt es derzeit kaum noch. Allerdings schmierten vor einigen Wochen unbekannte Täter rechtsradikale Parolen und Symbole auf die Kuppel.
Berliner Morgenpost, 10.08.2008
Kalif eröffnet im Oktober Heinersdorfer Moschee
Um den Bau der Moschee in Heinerdorf hatte es im Vorfeld viel Aufregung gegeben. Jetzt steht der erste islamische Sakralbau im Ostteil Berlins kurz vor der Fertigstellung. Im Oktober soll Eröffnung gefeiert werden.
Foto: DDP
Die Moschee in Heinersdorf steht kurz vor der Vollendung: Im Oktober soll sie eröffnet werden
Der erste Neubau einer Moschee im Ostteil Berlins soll Mitte Oktober eröffnet werden. Das kündigte der Vorsitzende der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Deutschland, Uwe Wagishauser, am Sonntag an. Zu den zweitägigen Feierlichkeiten wird der Kalif der Religionsgemeinschaft, Hazrat Mirza Masroor Ahmad, aus London nach Berlin-Heinersdorf kommen. Er spricht am 17. Oktober in dem neuen Gotteshaus das Freitagsgebet. Als Kalifen bezeichnet die Gemeinschaft ihren spirituellen Führer, den sie in der Nachfolge des Propheten Mohammed sieht.
Bereits am 16. Oktober will die Gemeinde geladenen Gästen ihr neues Zentrum präsentieren. Die Gästeliste steht noch nicht fest, die Einladungen müssen noch verschickt werden, wie Wagishauser erläuterte.
Gegen den Bau der Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett hatte es teils heftigen Widerstand gegeben. Anwohner befürchteten eine „Islamisierung“ des Stadtteils. Seit einiger Zeit sind die Proteste aber abgeklungen. Vor einigen Wochen hatten allerdings bisher nicht ermittelte Täter rechtsradikale Parolen und Symbole auf die Kuppel des Neubaus geschmiert.
Der neue Moscheekomplex, der auch eine Bibliothek sowie Wohnungen für den Imam und Gäste umfasst, hat nach Angaben Wagishausers rund 1,2 Millionen Euro gekostet. Die Bauten sind äußerlich so gut wie fertig. Im April war die kleine Betonkuppel auf das Dach gesetzt und dann mit Blech verkleidet worden. In dieser Woche endeten die Malerarbeiten an den Fassaden. Am Freitag hatten Arbeiter damit begonnen, die Gerüste abzumontieren. In den Innenräumen werde noch gearbeitet, sagte Bauleiter Saeed Gessler. „Wir hoffen, dass wir bis zur Eröffnung auch die Außenanlagen einigermaßen hinbekommen und der Rasen schon wächst“, sagte Wagishauser.
Die Gemeinde rechnet auch nicht mehr damit, dass noch weitere Reste alter Munition und Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Areal geborgen werden müssen. In den letzten Tagen hatte es nach den Worten Gesslers sechs Fundstellen geben, in denen unter anderem Reste von Geschossen und Handgranaten geortet wurden. Seitdem durchforstete eine Munitionsbergungsfirma das Grundstück, auf dem einst eine Senffabrik stand, mit Metalldetektoren. „Die Firma ist im Wesentlichen durch, nach Verzögerungen in unserem Zeitplan sieht es nicht mehr aus“, sagte Gessler.
Dem Berliner Zweig der Ahmadiyya Muslim Gemeinde war das bisherige Gemeindehaus im Bezirk Reinickendorf zu klein für ihre gut 200 Mitglieder geworden. Das neue Gemeindezentrum ist für rund 500 Gläubige ausgelegt. Der Imam Abdul Basit Tariq werde erst nach der offiziellen Eröffnung von Reinickendorf nach Heinersdorf umziehen, sagte Wagishauser.
Bundesweit hat die Ahmadiyya Muslim Gemeinde nach eigenen Angaben in den vergangenen 15 Jahren 20 Moscheen gebaut. In Deutschland hat die 1889 in Indien gegründete Gemeinschaft nach eigenen Angaben etwa 30.000 Mitglieder, weltweit mehrere Millionen. Die meisten Anhänger in der Bundesrepublik sind Flüchtlinge aus Pakistan. In ihren Reihen finden sich aber auch 200 bis 300 deutsche Konvertiten.
Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde, die in der islamischen Welt teilweise heftig angefeindet wird, versteht sich als Reformgemeinde. Sie ist nach eigener Darstellung die einzige islamische Gemeinde, die einen gewählten Kalifen als Oberhaupt hat. Laut Wagishauser unterscheidet sich die Gemeinde von anderen Muslimen auch dadurch, dass sie den Koran nicht wortwörtlich nehme, sondern zeitbezogen interpretiere. Zu ihren Kerngedanken gehöre das Bekenntnis, dass es in Glaubensangelegenheiten keinen Zwang geben dürfe und dass Mann und Frau gleich seien.
BILD-Zeitung, 11.08.2008
Kalif kommt zur Eröffnung nach Heinersdorf
Der erste Neubau einer Moschee im Ostteil Berlins soll Mitte Oktober eröffnet werden.
Das kündigte der Vorsitzende der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Deutschland, Uwe Wagishauser, an. Die Feierlichkeiten sollen zwei Tage dauern, der Kalif der Religionsgemeinschaft, Hazrat Mirza Masroor Ahmad, wird extra aus London nach Heinersdorf kommen. Er soll am 17. Oktober in dem neuen Gotteshaus das Freitagsgebet sprechen.
Gegen den Bau der Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett hatte es zum Teil heftigen Widerstand gegeben. Anwohner befürchteten eine „Islamisierung“ des Stadtteils.
Vor einigen Wochen hatten bisher nicht ermittelte Täter rechtsradikale Parolen und Symbole auf die Kuppel des Neubaus geschmiert.
Das neue Gemeindezentrum ist für rund 500 Gläubige ausgelegt. Der Imam Abdul Basit Tariq werde erst nach der offiziellen Eröffnung von Reinickendorf nach Heinersdorf umziehen, sagte Wagishauser. Der neue Moscheekomplex hat nach Angaben Wagishausers rund1,2 Millionen Euro gekostet.
Bundesweit hat die Ahmadiyya Muslim Gemeinde nach eigenen Angaben in den vergangenen 15 Jahren 20 Moscheen gebaut. In Deutschland hat die 1889 in Indien gegründete Gemeinschaft nach eigenen Angaben etwa 30 000 Mitglieder, weltweit mehrere Millionen.
Welt online, 10.08.2008
Erster Moscheeneubau in Ost-Berlin wird im Oktober eröffnet
Berlin (dpa/bb) - Der erste Neubau einer Moschee im Ostteil Berlins soll Mitte Oktober eröffnet werden. Das kündigte der Vorsitzende der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Deutschland, Uwe Wagishauser, am Sonntag an. Zu den zweitägigen Feierlichkeiten wird der Kalif der Religionsgemeinschaft, Hazrat Mirza Masroor Ahmad, aus London nach Berlin-Heinersdorf kommen. Er spricht am 17. Oktober in dem neuen Gotteshaus das Freitagsgebet. Als Kalifen bezeichnet die Gemeinschaft ihren spirituellen Führer, den sie in der Nachfolge des Propheten Mohammed sieht. Gegen den Bau der Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett hatte es teils heftigen Widerstand gegeben.
Der Tagesspiegel, 09.08.2008
Ahmadiyya-Moschee ist fast fertig
Die Heinersdorfer Ahmadiyya-Moschee ist fast fertig. Viele Anwohner haben aber weiter Probleme mit dem Bau.
Nun ist es für alle sichtbar: In der Heinersdorfer Tiniusstraße steht eine Moschee. Nach zweieinhalb Jahren Streiterei, Diskussionen und Demonstrationen wurden gestern die Gerüste an dem Gotteshaus der Ahmadiyya-Gemeinde abgenommen. Zum Vorschein kam ein weißer zweistöckiger Quader mit achteckigem Minarett und einer Kuppel, von deren höchstem Punkt eine Edelstahlspitze den Sommerhimmel kitzelt. Eigentlich sollte die Moschee im August eröffnet werden. Vor Ende Oktober wird es wohl nichts, sagt Bauleiter Mustafa Stefan Bauch, drinnen muss noch gefliest, Teppich verlegt und verziert werden. Außen fehlt die Brunnenanlage, und auch vom öffentlich zugänglichen Spielplatz ist noch nichts zu sehen. Als die Gasleitungen vergangene Woche verlegt wurden, hat man Patronen, ein Gewehr und russische Helme aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden gefunden. Die Polizei rückte mit Entschärfungsexperten an, wieder fiel man im Zeitplan zurück. Im Juli hatten Unbekannte rechtsextreme Parolen auf die Kuppel geschmiert. Auch das hat den Bau verzögert. „Alles in allem ist es aber ruhig geblieben“, sagt Bauch. Nun ja, die Polizei schaut jede Stunde vorbei. Ab und zu sind die Schlösser am Bauzaun verklebt. Man habe einen Trick gefunden, wie man die wieder freikriege, vorbei die Zeit, als man jedes Mal losgehen musste, um ein neues Schloss zu kaufen. In dem von der Moschee abgetrennten Vorderhaus wird Platz für eine Bibliothek, Konferenzräume und zwei Wohnungen geschaffen. In die eine wird Imam Abdul Tariq einziehen, die andere ist für Gäste. Denn die Ahmadiyya, sagt Bauleiter Bauch, seien ein reiselustiges Völkchen. Und die Berliner Moschee werde besonders viele Besucher anziehen, schließlich habe schon vor Jahrzehnten ein Kalif „die Prophezeiung empfangen“, dass Berlin für die Ahmadiyya-Gemeinde „das Tor zum Osten sein wird“. In Leipzig ist man gerade dabei, ein Grundstück für eine Moschee zu suchen. Na also. Vor acht Jahren habe man mit der neuen Bauwelle in Deutschland begonnen, nun sei man schon bei der 20. Moschee, sagt der Bauleiter stolz. „Da haben Sie’s“, sagt Joachim Swietlik, „natürlich wollen die Ahmadiyya missionieren, auch wenn die immer so brav tun“. Der 45-Jährige ist der Vorsitzende der „Interessengemeinschaft Pankow- Heinersdorfer Bürger“ (Ipahb) und hat sein Büro drei Häuser neben der Moschee in einem Gewerbehof. Über der Bürotür hängt ein Kruzifix, das der örtliche evangelische Pfarrer der Bürgerinitiative geschenkt hat – als Zeichen des Widerstands gegen den Islam. An den Bürowänden lehnen Kampfutensilien der vergangenen Jahre. „Wer Moscheen sät und genehmigt, wird Fundamentalismus ernten“, steht auf einem handgeschriebenen Plakat. Die letzte Demo ist ein Jahr her und mittlerweile sei es für ihn ein festes Ritual geworden, vor der wöchentlichen Vorstandssitzung den Baufortschritt zu begutachten, sagt Swietlik. Auch sei ihm der Imam Tariq durchaus sympathisch, als Mensch wohlgemerkt, nicht als Ahmadiyya-Funktionär. Ihren Frieden hätten er und seine 80 Mitstreiter mit der Moschee aber nicht gemacht. „Es brodelt unter den Heinersdorfern immer noch.“ Die Moschee sei der Stein gewordene Beweis, dass die Demokratie nicht funktioniert, wie sie sollte. 6000 Unterschriften habe man gegen die Moschee gesammelt und dem Bürgermeister überreicht, geändert habe das nichts. Die Ipahb kümmert sich nun auch um andere Sorgen der Heinersdorfer, aber am 3. Oktober will man wieder demonstrieren. Nicht gegen die Ahmadiyya-Moschee, sondern allgemein gegen Islamismus. Es sei nicht in Ordnung, dass die Moscheen in Berlin ausgerechnet am 3. Oktober ihren Tag der offenen Tür feiern, sagt Swietlik. „Das ist unser Nationalfeiertag. Den wollen die überlagern.“ Es gibt in der Tiniusstraße aber auch andere Nachbarn. Die sehen der Eröffnung der Moschee entspannt entgegen. „Nö, da haben wir keine Probleme mit“, sagt ein Ehepaar, „das werden schon friedliche Menschen sein, die da zum Beten kommen“. Claudia Keller
Berliner Kurier, 05.08.2008
Gemeindetreff mit Hindernissen - In Pankow-Heinersdorf steht der erste Moschee-Neubau Ost-Berlins kurz vor seiner Fertigstellung
Auf dem Weg in den künftigen Gebetsraum muss Qaedeer Ahmad über lange Teppichrollen steigen. Der noch verpackte türkische Fußbodenbelag Marke «Sultan» ist erst kürzlich eingetroffen und lagert nun quer im Eingangsbereich des ersten Ost-Berliner Moschee-Neubaus. Das von manchen Heinersdorfern abgelehnte Haus der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow-Heinersdorf steht kurz vor der Fertigstellung. Eingeweiht wird es laut Gemeindemitglied Ahmad aber statt Mitte August nun erst im Oktober. Gründe dafür gibt es mehrere.
Ahmad, der auch als Verbindungsmann zu den Berliner Behörden fungiert, berichtet mit orientalischer Gelassenheit von den Unwägbarkeiten, die zur Verschiebung der Eröffnung führten. So mussten gerade erst wegen eines Fundes von Waffen und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg die Arbeiten an der Gasleitung unterbrochen werden. Zugleich habe man die Ton- und Videotechnik umgeplant. Bauleiter Mustafa Stefan Bauch ergänzt, dass aus Kostengründen die bislang gewünschte Solar-Holzschnitzel-Heizung entfalle. Stattdessen wird eine Gasheizung eingebaut.
Am wichtigsten für ihn ist jedoch, dass Ruhe rund um die Moschee eingekehrt ist. Die Gemüter der anfangs zum Teil äußerst intolerant eingestellten Nachbarschaft hätten sich weitestgehend beruhigt, sagt er. Und berichtet auch, dass die Polizei stündlich patrouilliere. Dennoch wurde die Kuppel am 3. Juli mit rechten Parolen beschmiert, wie ein Polizeisprecher auf ddp-Anfrage sagt. Die Ermittlungen dazu laufen. Zu kleineren Störungen kommt es nach wie vor. «Manchmal finden wir morgens die Schlösser verklebt», berichtet Bauleiter Bauch.
Der aus Reinickendorf stammende Berliner konvertierte vor 15 Jahren zum Islam. Seit neun Jahren ist er Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde. Er und Qaedeer Ahmad verweisen auf die an Gewaltlosigkeit ausgerichtete Grundhaltung ihrer Islamströmung. Im Unterschied zu den Glaubensbrüdern verehren sie einen bereits erschienenen Messias. Dieser hieß Mirza Ghulam Ahmad in Qadian und soll zwischen 1835 und 1908 in Indien gewirkt haben - nicht als Erlöser, sondern als Wiederverkünder des reinen Islam. «Wir setzen auf Güte und Liebe», sagt Ahmad. «Darum lehnen wir auch den Dschihad, den Heiligen Krieg, ab.»
Die Philosophie bekräftigt auch Muhammad Hammad Härter, der gerade aus München zu Gast ist. Hammad Härter möchte zugleich die sichtbaren Qualitäten der Gemeinde würdigen und deutet auf die Kuppel der neuen Moschee: «Das ist ungewöhnlich für unsere Häuser. Normalerweise belassen es die Architekten bei einer im Inneren sichtbaren Kuppel.» Die Pankower Außenkuppel leuchtet schon jetzt in strahlendem Weiß und verleiht dem Gebäude eine orientalische Anmutung.
Auffallend ist auch die Größe der Moschee. Anders als es erste grafische Darstellungen vermuten ließen, ragt sie nicht über benachbarte Häuser der von Gewerbe dominierten Gegend hinaus. Das seitlich angebrachte Minarett ist so hoch wie die Kuppel. Zum Ende der Woche soll die Moschee nun endgültig von Gerüsten befreit werden.
«Im Gemeindehaus finden in der oberen Etage zwei Wohnungen Platz», erklärt Bauleiter Bauch. Eine sei für Imam Abdul Basit Tariq vorgesehen, der neben Berlin noch die große Hamburger Gemeinde betreut. Wohnung Nummer zwei erhält der Khadim-Masjid. Hinter dieser Funktion verbirgt sich der «Diener der Moschee». Damit ist die gute Seele der Gemeinde gemeint - eine Art Küster, der gleichzeitig Hausmeisterdienste innehat und Gäste betreuen wird.
Berliner Morgenpost, 04.08.2008
Waffen- und Munitionsfund auf Moschee-Baustelle in Heinersdorf
Auf der Baustelle für die erste Moschee im Ostteil Berlins sind zahlreiche Waffen und Munitionsteile aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Wie die Bauleitung der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow-Heinersdorf am Montag auf ddp-Anfrage sagte, handelt es sich dabei um Maschinengewehre, Helme und Reste von Geschossen. Derzeit wird das Material durch eine private Berliner Munitionsbergungsfirma gesichert.
Das Kriegsgerät war nach Angaben der Gemeinde beim Bau der Gasleitung für die künftige Moschee entdeckt worden. «Der Fund besteht aus hunderten, wenn nicht sogar tausenden Schuss deutscher Infanteriemunition», sagte Charles Karwiese von der Firma Bohr- und Sprengtechnik A. Alexander. Die Firma wurde nach seinen Angaben von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit Ausgrabung und Registrierung der Funde beauftragt. Laut Karwiese wurden Handgranaten und verrostete Maschinengewehre ausgegraben.
«Die gefundenen Helme stammen wahrscheinlich von russischen Soldaten», sagte der Experte. Wahrscheinlich sei das gesamte Material nach Kriegsende in einen Bombentrichter geschoben und zugeschüttet worden. Zumindest lege die Auswertung von Luftbildern die frühere Existenz von Bombentrichtern an dieser Stelle nahe. Augenscheinlich habe die islamische Gemeinde vor Baubeginn die Einholung der Kampfmittelfreigabe versäumt.
Karwiese zufolge dauern die Bergungsarbeiten an. Nach Abschluss würden sämtliche Funde von der zuständigen Berliner Polizeistelle übernommen und bei Bedarf auf dem dafür vorgesehenen Sprengplatz im Grunewald unschädlich gemacht.