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Archivübersicht

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Oktober 2007


29.10.2007 Zwischen Tradition und Karriere Empfehlungen
11.10.2007 Spontane Fragestunde im Abgeordnetenhaus Berlin
19.10.2007 Moscheebau in Deutschland und die Religionsfreiheit Empfehlungen
14.10.2007 Anwältin will Auflagen für Moschee-Bau
10.10.2007 Feindbild Islam
14.10.2007 Rechte hetzen gegen Muslime
11.10.2007 Rechte als mutmaßliche Schläger vor Gericht
10.10.2007 Nach der Demo schlugen die Vermummten zu
10.10.2007 Hatz in Heinersdorf
10.10.2007 Eingekreist, getreten und geschlagen
09.10.2007 Schwarz gekleidet und vermummt
09.10.2007 Kein Kirchenverkauf an Berliner Muslime
02.10.2007 Viele Moscheen sind am 3. Oktober geöffnet Empfehlungen

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Allgemeine Zeitung, 29.10.2007
Zwischen Tradition und Karriere
Empfehlungen
Von Christian Meier
Die Architektin Mubashra Ilyas entwarf schon als Darmstädter Studentin drei Moscheen
Die muslimische Architektin Mubashra Ilyas sitzt im Gebetsraum der von ihr gebauten Bait-ul-Jame Moschee in Offenbach - vor vier Jahren entwarf sie zum ersten Mal eine Moschee für ihre Glaubensgemeinschaft. Foto: dpa
Es kommt nicht so häufig vor, dass Architektur-Studenten Pläne entwerfen, die tatsächlich verwirklicht werden. Dass diese Pläne für öffentliche Aufregung sorgen, ist noch ungewöhnlicher. Bei der frisch gebackenen Frankfurter Architektin Mubashra Ilyas, deren Eltern vor 30 Jahren aus Pakistan einwanderten, war das aber so. Drei Moscheen hat Ilyas während ihres Studiums an der TU Darmstadt (TUD) für die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde entworfen: in Bremen, Offenbach und Berlin.
Gegen den Bau der Moschee in Berlin-Heinersdorf sammelten Anwohner tausende Unterschriften und es gab Demonstrationen. Dennoch wird die Moschee inzwischen gebaut. Trotz des Widerstandes ist Ilyas optimistisch: "Die Vorurteile werden sich legen, wenn die Anwohner unsere Gemeinde kennenlernen", sagt sie. Vor vier Jahren entwarf Ilyas zum ersten Mal eine Moschee für die Ahmadiyya-Gemeinde in Bremen. Inzwischen steht der schlichte Bau mit Kuppel und einem Minarett in der Hansestadt. Danach baute sie eine zweite Moschee in Offenbach, fast doppelt so groß wie ihre erste. Männern und Frauen stehen jeweils 450 Quadratmeter zum Gebet zur Verfügung, die Kuppel hat einen Durchmesser von zwölf Metern.
Ilyas Eltern kamen vor gut 30 Jahren nach Frankfurt. Ein Jahr später kam Mubashra als dritte von fünf Töchtern zur Welt. Die Familie gehört zur Ahmadiyya-Gemeinde, die aus Indien und Pakistan stammt. Die Anhänger dieser Gemeinschaft glauben, dass ihr Gründer Mirza Ghulam Ahmed der vom Propheten Mohammed verheißene Messias war. In Deutschland gibt es etwa 30 000 Ahmadiyya-Mitglieder. Als Kind ging Ilyas gerne durch das Villenviertel am Frankfurter Westend. "Schon damals wusste ich, dass ich Architektin werden will", sagt sie.
Vor sieben Jahren begann sie ihr Architekturstudium an der TUD. Schon kurz nach dem Vordiplom arbeitete die Studentin ehrenamtlich in der Bauabteilung der Deutschlandzentrale der Ahmadiyya-Gemeinde in Frankfurt mit. Dort bewarb sie sich mit ihrem Entwurf für die Moschee in Bremen. Ihr Konzept war einfach: "Ich habe versucht, das Gotteshaus bestmöglich in das Stadtbild einzufügen. Es sollte nicht als Fremdkörper wirken und trotzdem klar als Moschee erkennbar sein."
Auch bei ihren nächsten Projekten hielt sie sich an diese Prinzipien. Die Hauptgebäude sind schlicht und funktional wie eine Schule oder ein Verwaltungsgebäude. Nur die Kuppeln und die Minarette setzen einen orientalischen Akzent. "Die Minarette haben aber nur symbolischen Charakter", sagt Ilyas. Sie seien nicht begehbar und kaum höher als die Moschee. Weil die Moscheen aus Spenden finanziert werden, musste die 29-Jährige mit vergleichsweise wenig Geld auskommen. "Trotzdem versuche ich, architektonisch so viel wie möglich herauszuholen", sagt Ilyas. "Mein Traum ist, eine Moschee mit Glaskuppel zu bauen."
Wenn ihr dreijähriger Sohn in den Kindergarten kommt, will die verheiratete Frau zwar endlich in den Beruf einsteigen. "Aber beim ersten Job kann man nicht wählerisch sein." Sie werde erst einmal eine andere Richtung einschlagen. Sie könne sich vorstellen, Krankenhäuser oder Industriebauten zu entwerfen. Irgendwann möchte Mubashra Ilyas sich selbstständig machen. Nicht zuletzt, weil sie dann zu Hause arbeiten und sich um ihren Sohn kümmern könnte.

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Abgeordnetenhaus Berlin, 27.10.2007
Aus dem Plenarprotokoll 16/19
19. Sitzung Berlin, Donnerstag, 11. Oktober 2007
Spontane Fragestunde im Abgeordnetenhaus Berlin
Dr. Susanne Kitschun (SPD): Ich habe eine Frage an den Senator für Inneres. – Herr Senator, ich frage Sie: Wie bewerten Sie die wiederholten und sehr diffamierenden Äußerungen des Abgeordneten Stadtkewitz, dass der Islam mit unserer Verfassung nicht vereinbar sei, und der wiederholt unterstellt, dass Muslime pauschal gegen die Demokratie seien?
Präsident Walter Momper: Herr Senator Dr. Körting!
Senator Dr. Ehrhart Körting (Senatsverwaltung für Inneres und Sport): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dazu gab es gestern eine „Klartext“-Sendung, innerhalb derer solche Äußerungen verbreitet wurden. Ich habe diese Sendung nicht gesehen. Mir liegt allerdings ein offener Brief vor, in dem aus einer Rede des Kollegen zitiert wird. Ich kann daher nur das zitieren, was mir vorliegt, und nicht den Wahrheitsgehalt darstellen. [Özcan Mutlu (Grüne): Das steht im Internet!] Dort wird zitiert, dass es zwar richtig sei, dass diese Menschen, Muslime, in die Gesellschaft integriert werden können und müssen, aber dass es dafür keiner repräsentativen Moscheebauten mit Minarett und Kuppel bedürfe. Dann wird zitiert: „Der Islam ist in Europa nicht integrierbar.“ Der Islam sei nicht nur Religion, sondern auch Politik. Die Ziele dieser Politik seien mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nicht vereinbar. Ferner werden eine ganze Reihe von Punkten genannt, bei denen man sicher im Konsens ist. Das sind die Fragestellungen zur Rolle der Frau, gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder ähnlichem, wo es unterschiedliche religiöse Auffassungen gibt. Ferner geht es aber auch um das Schweinefleisch. Solche Vorstellungen kollidierten nach den Äußerungen mit dem Grundgesetz. – Das letzte habe ich auch nicht verstanden, das muss ich zugeben. Ich kann also nur zitieren, was mir im Rahmen dieses of-fenen Briefes als Rede genannt worden ist. Die im Rahmen der Meinungsfreiheit von dem Kollegen vorgetragenen Äußerungen sind allerdings nach meiner Einschätzung mit unserer grundrechtlich verbürgten Religionsfreiheit nicht vereinbar.
Die Feststellung, dass eine Religion, die Millionen in Deutschland und über 200 000 Menschen in Berlin haben, im Rahmen unserer Verfassung nicht tolerierbar sein soll, ist mit meinem Verfassungsverständnis nicht vereinbar.

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Evangelische Kirche Deutschland, 19.10.2007
Moscheebau in Deutschland und die Religionsfreiheit Empfehlungen
Rückfragen müssen erlaubt sein
Moschee und Kirche"Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet," heißt es im Artikel 4 des Grundgesetzes. Das schließt das Recht ein, dass Menschen ihrem Glauben entsprechend öffentliche Gottesdienste feiern und gottesdienstliche Stätten errichten können. Darin stimmt das Grundgesetz mit zahlreichen internationalen Dokumenten zum Schutz der Menschenrechte überein, allen voran der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" der Vereinten Nationen von 1948 und der "Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte" von 1950. Die Religionsfreiheit gilt für alle Religionsgemeinschaften. Wie ernst wir es mit dem Grundrecht der Religionsfreiheit nehmen, zeigt sich nicht in erster Linie daran, dass wir es selbst in Anspruch nehmen, sondern dass wir seine Geltung für alle achten und verteidigen. Religionsfreiheit ist immer die Freiheit des Andersgläubigen.
Deshalb bejaht der Vorsitzende des Rates, Bischof Wolfgang Huber, ausdrücklich das Recht von Muslimen, in Deutschland Moscheen zu bauen, die auch in ihrer Architektur als solche erkennbar sind. Es diene der Integration muslimischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, wenn muslimische Gebetshäuser aus den Hinterhöfen herauskommen. Es fördere den Dialog mit den Muslimen, wenn deren Gotteshäuser wahrnehmbar sind. Das ist und bleibt der Grundton, unter der sich der Ratsvorsitzende im Laufe dieser Woche in einer Pressekonferenz, in Interviews und in einem Radiobeitrag zu Fragen des Moscheebaus geäußert hat.
Das Eintreten für die Religionsfreiheit des Andersgläubigen und die Bejahung des Moscheebaus auch in Deutschland stünden allerdings nicht im Gegensatz dazu, beharrlich daran zu erinnern, dass in vielen islamischen Ländern die Religionsfreiheit von Christen schwerwiegend eingeschränkt wird. Es könne nicht hingenommen werden, dass  in Saudi-Arabien öffentliche christliche Gottesdienste nicht zulässig sind oder Christen in der Türkei nicht die Freiheit haben, sich ein Kirchengebäude zu errichten. Dennoch bleibe es dabei: Die Gewährung von Religionsfreiheit stehe nicht unter der Bedingung der Gegenseitigkeit. Die EKD mache ihr Eintreten für die Religionsfreiheit der Muslime in Deutschland nicht davon abhängig, ob sie umgekehrt auch den Christen in islamischen Ländern gewährt wird oder nicht. Das schließe ausdrücklich auch den Bau von Moscheen hierzulande ein.
Die heftigen Diskussionen, die in Berlin, Köln oder Frankfurt um den Bau großer Moscheen entbrannt sind, zeigten aber auch, welche Rückfragen durch solche Bauvorhaben nicht nur bei den Nachbarn in den jeweiligen Stadtvierteln ausgelöst werden. Diese Rückfragen, das sei in den Diskussionen der letzten Woche deutlich geworden, müssten wahrgenommen und ernsthaft beantwortet werden. Sie bündelten sich in der Frage, ob der Neubau einer Moschee erkennbar der grundgesetzlich garantierten Religionsausübung diene oder ob die demonstrative Darstellung der eigenen Stärke und Präsenz im Vordergrund stehe. "Muslimische Sprecher sind gut beraten, solche Rückfragen ernst zu nehmen," so der Ratsvorsitzende. Bei den notwendigen politischen Entscheidungen um einen Moscheebau spiele deshalb mehr eine Rolle als nur das Bauplanungsrecht.
Die vor einem Jahr veröffentlichte Handreichung des Rates der EKD "Klarheit und gute Nachbarschaft" sieht bei einem Moscheebau eine doppelte Verantwortung: "Für viele Muslime gehören Kuppel und Minarett zu wichtigen Gestaltungselementen einer Moschee. Die Mehrheitsgesellschaft sollte darauf mit mehr Gelassenheit reagieren. Muslime ihrerseits sollten stärker berücksichtigen, dass die Akzeptanz einer Moschee in einer christlichen Umgebung erhöht wird, wenn sie sich bemühen, gute Nachbarschaftskontakte zu schaffen und unnötige Konfliktfelder zu vermeiden." Nicht anders als der im Jahr 2000 veröffentlichte Vorgängertext "Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland" bejaht "Klarheit und gute Nachbarschaft" ausdrücklich das Recht, hierzulande Moscheen zu errichten: Die evangelische Kirche bejaht das Recht der freien Religionsausübung "für sich wie für andere nachdrücklich. Diese Zustimmung erstreckt sich auch auf das Recht zur Errichtung von Moscheen". Der Gedanke einer Bindung an die Gewährung von entsprechenden Rechten in islamischen Ländern wird ausdrücklich abgewiesen.
Wer sich auf das Recht der Religionsfreiheit beruft, muss sich allerdings auch daran messen lassen, wie er mit den anderen Grundrechten unserer Verfassung umgeht: Die Gleichberechtigung von Mann und Frau gehören ebenso dazu wie die konsequente Ablehnung aller Rechtfertigung von Gewalt und die Freiheit, seine Religion und Konfession wechseln zu können, ohne Angst haben zu müssen.

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Berliner Morgenpost, 14.10.2007
Anwältin will Auflagen für Moschee-Bau
Klare Kriterien für den Bau von Moscheen in Deutschland hat die deutsch-türkische Anwältin Seyran Ates gefordert. Bei der Vorstellung ihres jüngsten Buches sagte die Berliner Juristin und Autorin am Freitag in Münster, dass bei der Planung von Moscheen Parallelgesellschaften aufgelöst sowie Hinterhof- und Kellermoscheen verschwinden sollten. "Das heißt aber nicht, den Muslimen ihr Recht auf Gebetshäuser abzusprechen", so Ates weiter. Neubauten von Moscheen sollten in erster Linie einen sakralen Charakter haben. Ates kritisierte die Planung von Supermärkten und anderen Wirtschaftsunternehmen innerhalb der Großmoscheen. Solche Bebauungspläne zementierten islamische Parallelgesellschaften. "Was hat ein Gebetsraum mit einem Einkaufszentrum zu tun?", fragte Ates. Sie ist Autorin des am Donnerstag erschienenen Buches "Der Multikulti-Irrtum. Wie wir in Deutschland besser zusammen leben können".
Seyran Ates ist nicht die erste, die Moscheebauten kritisch beäugt. Kürzlich hatte der Europäische Gerichtshof den Verkauf eines Neuköllner Grundstücks an drei Araber untersagt. Die drei hatten am 19. Dezember 2000 einen Kaufvertrag über das Grundstück unterzeichnet, auf dem später die Al-Nur-Moschee entstand. Als Grund nannte das höchste europäische Gericht, dass einer der Käufer auf der Terror-Liste der Vereinten Nationen steht. Damit verstoße der Verkauf gegen eine Verordnung der Europäischen Union (Rechtssache C-117/06).

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RBB online, 10.10.2007
Feindbild Islam
Für den CDU-Abgeordneten René Stadtkewitz ist klar: Islam und Demokratie sind zwei Dinge die sich ausschließen, der Islam als Religion sei in Europa nicht integrierbar. Was aber soll dann mit den hier lebenden Moslems geschehen? Widerspruch regt sich: anerkannte Kritiker eines konservativen Islam entwerfen ihre Vorstellung eines modernen Glaubens.
Da verkauft eine Kirchengemeinde in Berlin zwei Kirchen an muslimische Gemeinden. Ein Streit bricht los: Sind Kirchen nur ganz normale Häuser, die man einfach so verkaufen kann, egal an wen und egal, was mit ihnen passiert?! Das hat auch mich irritiert. Aber man muss trotzdem nicht in Hysterie verfallen, wie es so häufig passiert, wenn Muslime in Deutschland Gebetsräume beziehen oder Moscheen errichten. Beispiel: Pankow. Dort ist der Widerstand gegen den Bau einer Moschee nach wie vor groß. Viele Einwohner sind dagegen, auch René Stadtkewitz. Der CDU-Politiker aus Pankow schlägt Alarm: Der Islam sei nicht integrierbar, meint er. Andrea Everwien hat überprüft, ob das stimmt.
Islam heißt Frieden, sagen die Gläubigen. Islam heißt Terror, sagt die erschrockene westliche Welt. Islam heißt Scharia: öffentlich die Hinrichtung einer Ehebrecherin unter den Taliban in Afghanistan. Islam heißt Frauenverachtung: die Ermordung von Hatun Sürücu in Berlin, weil sie wie eine Deutsche leben wollte. In Pankow-Heinersdorf trat vor knapp zwei Jahren die in Deutschland recht unbekannte Ahmadiyya-Sekte in die Öffentlichkeit. Ihr Anliegen: sie wollen eine repräsentative Moschee bauen. Und das in Pankow-Heinersdorf – dort, wo bisher kaum ein Migrant gesehen wurde. Das Volk ist empört: Pankowerin “Es ist doch die größte Schande: Eine Moschee als erstes hier in unsere Bezirke. Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg. Da haben wir morgen die ganzen Türken hier, die warten bloß.“ Pankower „Wir sind das Volk.“ Er spricht für dieses Volk: René Stadtkewitz. Stadtkewitz macht Politik. Politik gegen den Islam. Er sitzt für die CDU im Berliner Abgeordnetenhaus. 11. Juli 2007, Rede auf einer Demonstration gegen die Ahmadiyya-Moschee. Die Rede ist nur im Internet zu sehen. René Stadtkewitz, Quelle: youtube „Jeder Einzelne von uns, jeder einzelne sagt ganz klar, dass wir jeden Menschen, der es will, integrieren, aber nicht den Islam. Der Islam ist in Europa nicht integrierbar.“ Rene Stadtkewitz (CDU), Mitglied des Abgeordnetenhauses „Ich habe in meiner Rede auch deutlich gemacht, dass es mir nicht darum geht, eine Pauschalverurteilung der Muslime zu machen, sondern dass es mir um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam geht.“
René Stadtkewitz, Quelle: youtube „Warum führt das nicht zu einem Aufschrei, wenn junge deutsche Mädchen als „schweinefleischfressende Nutten“ bezeichnet werden? Warum führt es nicht zu einem Aufschrei, wenn die Gewaltstatistik von Migrantenkindern angeführt wird? Und ich finde, es muss klar gesagt werden: Diese Menschen werden sich ebenso wenig hier integrieren, wie sich auch schon ihre Vorfahren hier nicht integriert haben!“ Seyran Ates ist Rechtsanwältin in Berlin. Seit über zwanzig Jahren kämpft sie gegen moslemische Männer, die ihre Frauen schikanieren – im Namen des Islam. Dennoch sagt Seyran Ates selbstverständlich von sich: Ich bin Muslimin.
Seyran Ates „Das tägliche Gebet, das Fasten zum Beispiel, die Nächstenliebe: all das sind ja Dinge, die auch der Islam regelt, wie im Christentum, die dazu dienen, das soziale Leben zwischen Menschen schön zu machen. Oder das Individuum auch mit sich ins Reine zu bringen. Auch im Islam haben sie Passagen, auch im Islam haben sie die Ideologie, dass der einzelne in sich ruhen soll, dass er mit sich zufrieden sein soll, dass er anderen Glück spenden soll, all diese Dinge gibt es auch in dieser Religion.“ Und die Unterwerfung der Frauen? Und die Scharia und der politische Anspruch des Islam?
Seyran Ates
„Die Scharia hat keinen Millimeter Platz in unserer rechtsstaatlichen Demokratie, das dürfen wir nicht akzeptieren. Was nicht bedeutet, dass der Islam keinen Platz hat. Die Scharia ist das islamische Recht, ein Auswuchs des Islams, und wir müssen da ganz einfach die Trennung zwischen Staat und Religion, Gesetz und Religion hinbekommen.“
Rene Stadtkewitz (CDU), Mitglied des Abgeordnetenhauses
„Schön wär’s, wenn es so wäre.“ KLARTEXT „Ist der Islam reformierbar?“
Rene Stadtkewitz (CDU), Mitglied des Abgeordnetenhauses „Das glaub ich eben nicht. Die Beschäftigung mit dem Islam, die ich bislang durch habe, sagt mir, dass er dies nicht sein dürfte. Denn er wäre nur dann reformierbar, wenn man den Koran verändert, weil dies zu deutlich in diesem Buch steht.“ Emel Abidin Algan, Muslimin in Berlin. Sie lebt nach dem Koran, auf ihre Art. Sie hat sich die Freiheit genommen, den Koran neu zu interpretieren.
Emel Abidin Algan
„Diese Erlaubnis habe ich mir selbst gegeben. Und das ist unüblich. Viele meiner Glaubensgeschwister meinen, sie müssten sich die Erlaubnis einholen. Von Gelehrten, von Geistlichen, von irgendwelchen religösen Autorität. Und das trifft nicht bei mir zu.“ Emel Algan lebte in einer eng umgrenzten muslimischen Welt. Mit 19 Jahren wurde sie verheiratet, brachte sechs Kinder zur Welt. Sie sorgte sich um die religiöse Erziehung der Kinder, gründete in Berlin vier islamische Kindergärten und eine islamische Schule. Algan trat aus dieser Welt heraus, legte den Schleier ab, den Status als Ehefrau, die Verantwortung für religiöse Erziehung.
Emel Abidin Algan
„Meiner Meinung nach trägt ein Moslem auch eine soziale Verantwortung seinen Mitmenschen gegenüber. Und wir leben hier in Europa, in Deutschland, in Berlin. In einer Mehrheitsgesellschaft, die nicht islamisch ist. Und dann weiß ich nicht, was es bedeuten soll, wenn ich mich auch noch provokant hinstelle mit einem Kopftuch oder mit einer Vollschleierung, in grau oder in schwarz, wo auch nur der Augenschlitz zu sehen ist. Die müssen wissen, was sie da tun tun.“ Emel Algan. Eine selbstbewusste muslimische Frau – und ein gelungene Integrationsgeschichte. Er ist ein selbstbewusster muslimischer deutscher Mann: Badr Mohammed. Deutscher Staatsbürger, Mitglied der SPD, Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof. Integration ist sein politisches Thema; er vertrat die Muslime bei der Islamkonferenz der Bundesregierung. Und auch beruflich setzt sich Mohammed für Integration ein: mit der Ausbildung von interkulturellen Assistenten. Ihr Ziel: Migrantenfamilien auf dem Weg durch die deutschen Institutionen begleiten. Religion, sagt Mohammed, ist für ihn sehr wichtig. Aber: Religion ist seine Privatsache.
Badr Mohamed (SPD) „Ich muss auch respektieren, dass andere Menschen auch einen jüdischen Glauben haben, dass sie einen christlichen, einen buddhistischen Glauben haben und auch nicht glauben, das sind wichtige Dinge.“
KLARTEXT
„Das würde der Islam so von ihnen verlangen?“
Badr Mohamed (SPD)
„Also, ich denke schon.“
René Stadtkewitz, Quelle: youtube „Der Islam ist in Europa nicht integrierbar.“
Seyran Ates „Er sät eine sehr, sehr schlimme Stimmung zwischen den Menschen und den Religionen. Und er sollte sich Gedanken darum machen, ob er den Stuhl nicht vielleicht abgibt an einen Demokraten. Denn ich erwarte von Politikern, dass sie Demokraten sind.“
Die Exotik, das Fremde, und auch das Angstmachende des Islam könnten ohnehin bald verblassen. Denn Wissenschaftler der Berlin-Brandenburgischen Akademie sind gerade dabei, den Koran zum ersten Mal überhaupt historisch-kritisch zu untersuchen. Die Forscher wollen die Verbindungen zwischen Christentum, jüdischem Glauben und Islam aufzeigen. Und davon gibt es mehr, als allgemein angenommen wird.
Beitrag von Andrea Everwien

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TAZ, 14.10.2007
Rechte hetzen gegen Muslime
In Charlottenburg verteilen Rechtsextremisten rassistische Protest-Flugblätter gegen eine geplante Moschee. Ihr Adressat ist der Stadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU).
VON JOHANNES RADKE
Zu wenig Platz haben die Muslime Berlins in ihren Moscheen (hier in Wedding). Trotzdem müssen sie für jeden Neubau eines Gotteshauses hart kämpfen
Foto: DPA
Berliner Rechtsextremisten machen gegen den geplanten Bau eines islamischen Kulturzentrums in Charlottenburg mobil. Ab 2009 will der muslimische Verein Inssan in der Keplerstraße am Mierendorffplatz ein Gebäude als Veranstaltungsraum, Bibliothek und Jugendclub nutzen. Zusätzlich sollen drei kleinere Neubauten einschließlich einer Moschee entstehen. Jetzt sind im Bezirk anonyme Protest-Flugblätter mit rassistischem Inhalt aufgetaucht.
Auf den Flyern sind unter anderem der Name, die E-Mail-Adresse und ein Foto des für die Baugenehmigung verantwortlichen Baustadtrats Klaus-Dieter Gröhler (CDU) abgedruckt. Über eine Internetseite sammelt zudem eine sogenannte Bürgerinitiative Unterschriften für eine Petition zur Verhinderung des Baus. Diese soll bei der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingereicht werden.
Initiiert wurde die Unterschriftenaktion von "pro Deutschland". Dabei handelt es sich um einen Ableger der rechtsextremen Initiative "pro Köln". Die Webseite von "pro Deutschland" ist auf den Namen des "pro Köln"-Geschäftsführers Manfred Rouhs registriert. In Köln ist die Wählergruppe seit 2004 in Fraktionsstärke im Stadtparlament vertreten. Bekannt wurde sie durch ihre Proteste gegen einen Moscheebau in Köln-Ehrenfeld. Der Verfassungsschutz stuft "pro Köln" als rechtsextrem ein (taz berichtete).
Für die Unterschriftenliste spielt die Berliner Kopie mit anti-islamischen und fremdenfeindlichen Klischees. "Massenaufmärsche, lautstarke orientalische Lautsprecher-Durchsagen und immense Parkplatzprobleme", sind laut "pro Deutschland" zu befürchten. Auch die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehende, rechtskonservative "Deutsche Partei" (DP) mischt bei den Moscheegegnern mit. Sie hat eine nahezu identische Unterschriftenliste veröffentlicht.
Den Verein Inssan überrascht das Auftreten der Rechten nicht. "Uns war klar, dass da etwas in der Art kommen würde, aber wir lassen uns davon nicht einschüchtern", sagt der Vorsitzende Imran Sagir. Er betont, sein Verein versuche Schritt für Schritt die Bürger im Bezirk über die Ziele von Inssan zu informieren, um Vorurteile abzubauen.
"Solche Aktionen machen mir Sorge um die Demokratie", sagt Azize Tank, Migrantenbeauftragte des Bezirks. "Das erinnert mich an die 30er-Jahre, als auf ähnliche Weise Stimmung gegen Menschen jüdischen Glaubens gemacht wurde." Trotzdem vertraue sie darauf, dass die Charlottenburger Bürger nicht auf die Stimmungsmache von "pro Deutschland" hereinfallen.
Mit ihrer Aktion in Charlottenburg knüpft "pro Deutschland" an die Proteste gegen einen Moscheebau in Heinersdorf an. Dort versucht eine Interessengemeinschaft seit 2006 den Bau des Gotteshauses der Ahmadiyya-Gemeinde zu verhindern. Auch "pro Deutschland"-Mitglieder beteiligten sich an den Kundgebungen.
Der verantwortliche Baustadtrat Klaus Dieter Gröhler (CDU), sieht dem Protest in Charlottenburg trotzdem gelassen entgegen. "Eine Petition mit Unterschriftenlisten an den Beschwerdeausschuss würde an der derzeitigen Rechtslage, nach der das Bauvorhaben genehmigt wurde, nichts ändern."

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Junge Welt, 11.10.2007
Rechte als mutmaßliche Schläger vor Gericht
Auch NPD-Chef von Berlin-Pankow nach Gewaltattacken angeklagt. Rangeleien vor dem Gerichtsgebäude
Von Theo Schneider
Vor dem Berliner Amtsgericht müssen sich seit Dienstag sechs Rechtsextremisten verantworten, weil sie nach einer Demonstration gegen einen Moscheebau in Pankow-Heinersdorf eine Gruppe linker Jugendlicher attackiert haben sollen. Zu den Angeklagten zählt auch der Vorsitzende des Pankower NPD-Verbandes, Daniel Steinbrecher. Der hatte sich am 11. Juli zusammen mit den anderen Angeklagten und weiteren zehn Beteiligten von der Demonstration gelöst und war Richtung Bahnhof gezogen. Auf dem Weg dorthin soll die Gruppe laut Zeugenaussagen auf sechs Teilnehmer der Gegenkundgebung getroffen sein, die ihre Gegenüber nicht sofort hätten einordnen können. Wegen ihrer schwarzen Kleidung, ihrer Sonnenbrillen und Basecaps hätten sie optisch auch zu den Gegendemonstranten zählen können. Es sei erst klar geworden, daß es sich um Rechtsextremisten handelte, als diese begonnen hätten, sich zu vermummen und die kleinere Gruppe zu umzingeln. »Sie bauten sich vor uns auf und bildeten einen Halbkreis um uns«, schilderte einer der Nebenkläger, ein 18jähriger Schüler, als Zeuge. »Sie klatschten in die Hände und riefen Parolen und Drohungen.« Einer der Rechten soll mehrfach gegen den Oberschenkel des Zeugen getreten und ihn so heftig gegen den Kopf geschlagen haben, daß dieser in einen Hauseingang fiel. Daraufhin hätten zunächst Zivilpolizisten eingegriffen, uniformierte Beamte hätten die Rechten schließlich festgenommen. Von den Angeklagten äußerte sich am Dienstag nur ein Teil zu den Vorwürfen, noch weniger zeigten sich geständig. René T, aus Treptow etwa gab zu, beteiligt gewesen zu sein. Er habe aber nicht zugeschlagen, sagte er und entschuldigte sich bei den Betroffenen. Andere behaupteten, sie seien nur mitgelaufen. Vor dem Gerichtsgebäude kam es am Dienstag zu Rangeleien zwischen Prozeßbeobachtern und Rechtsextremen, die offenbar gekommen waren, um ihre Kameraden zu unterstützen und Zeugen einzuschüchtern. Mehrere Bereitschaftspolizisten behielten diese daraufhin im Auge. Bereits im Vorfeld hatte die örtliche rechte Szene versucht, eventuelle Zeugen einzuschüchtern. In Pankow waren Aufkleber mit Namen von Zeugen aufgetaucht, versehen mit dem Text: »Wir denken an dich.«

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Berliner Zeitung, 10.10.2007
Nach der Demo schlugen die Vermummten zu
Prozess gegen sechs Männer aus dem rechten Spektrum
Stefan Strauss
PANKOW. Peter W. ist ein zurückhaltender Mensch, politisch ordnet er sich dem linken Spektrum zu. Im Amtsgericht Moabit saß der 18-jährige Schüler gestern sechs Männern aus der rechtsextremen Szene gegenüber, einer ist Daniel Steinbrecher, Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Pankow.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, Peter W. und seinen Freund am 11. Juli aus einer Gruppe von etwa 20 Personen heraus eingekreist, geschlagen und getreten zu haben. W. erlitt schwere Prellungen. In dem Prozess tritt er als Nebenkläger auf. Gestern konnte er keinen der Angeklagten wiedererkennen. Sie waren bei dem Überfall vermummt gewesen, trugen schwarze Kleidung, Basecaps und Sonnenbrillen, sie hatten sich Tücher ins Gesicht gezogen. "Anfangs dachte ich, es wären Linke", sagte Peter W.
Am Abend des 11. Juli stand der Schüler mit etwa 70 Angehörigen linker Gruppen am Garbaty-Platz in Pankow. Sie demonstrierten gegen den Aufmarsch von etwa 500 Moscheegegnern, die mit lautstarken Sprüchen durch Pankow zogen. In dem Zug waren auch Mitglieder der NPD und weitere Rechtsextreme.
Die Situation spitzte sich zu, als sich aus dem Zug der Moscheegegner eine Gruppe von etwa 20 schwarz gekleideten Männern löste. Sie liefen durch einen Park, vermummten sich, auf der Straße kreisten sie Peter W. und seinen Freund ein. "Einige Männer schlugen zu, die andern bildeten einen Halbkreis", sagte Peter W. Seine Anwältin Christina Clemm sagte: "Das war eine gezielte Aktion." Zivilpolizisten verhinderten Schlimmeres. Sie nahmen 15 Männer fest. Vier Tatbeteiligte hat das Gericht bereits zu Freiheitsstrafen von einem Jahr und zu Bewährungsstrafen verurteilt.
Gestern gestand nur einer der sechs Angeklagten. Er sitzt in Untersuchungshaft. Die anderen Männer versicherten, sie seien an der Tat nicht beteiligt gewesen, sie lehnten Gewalt ab und wollten keinen Ärger. Ein 41-jähriger Versicherungskaufmann sagte, er habe nur seinen Sohn zur Demo begleitet und sei eher zufällig in die Gruppe der Gewalttäter geraten. "Warum rennen Sie in einer Gruppe mit, die noch dazu vermummt ist?", fragte der Staatsanwalt verwundert.
Die Anwältin von Peter W. legte dem Gericht Aufkleber der rechtsextremen Gruppe "Autonome Nationalisten Berlin" vor. Ein vermummter Kopf ist darauf abgebildet, daneben stehen die Namen von zwei Zeugen, die im Prozess gegen die sechs Angeklagten aussagen werden. "Wir denken an Dich!" steht neben ihren Namen. Peter W. sagt, manchmal habe er Angst vor weiteren Überfällen.
Das Urteil fällt am 6. November.

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Der Tagesspiegel, 10.10.2007
Hatz in Heinersdorf
Nach einer Anti-Moschee-Demo ist es zu einer Prügelei gekommen. Nach der Kundgebung wurden Gegendemonstranten eingekreist, bedroht und geschlagen.
Sie waren angeblich friedliche Demonstranten, die sich gerade auf den Heimweg machen wollten. Sie hätten sich in einer Gruppe von etwa 20 Leuten befunden, die sich plötzlich schneller bewegt habe. „Man ist da einfach mitgerannt“, sagte einer der sechs Angeklagten. So ähnlich klang es in weiteren Aussagen der sechs Männer im Alter von 23 bis 41 Jahren, die sich seit gestern als mutmaßliche rechte Schläger vor einem Schöffengericht verantworten müssen. Es geht um einen Angriff nach einer Kundgebung gegen den Bau der Ahmadiyya-Moschee im Pankower Ortsteil Heinersdorf. Die sechs Angeklagten befanden sich unter den etwa 600 Demonstranten. Wie bereits bei früheren Protesten hatte sich linke Gegendemonstranten eingefunden. „Die erkannten uns als Linke und gingen sofort auf uns los“, schilderte ein 18-jähriger Schüler als Nebenkläger die Szene. „Sie bildeten einen Halbkreis um uns.“ Die komplett schwarz gekleideten Angreifer hätten bedrohlich in die Hände geklatscht und gerufen „Antifa, wir kriegen euch“ und „jetzt klatschtst gleich richtig“. Er sei von zwei Personen getreten und geschlagen worden, sagte der 18-Jährige. Nur einer der Angeklagten zeigte Reue. „Ich habe niemanden aktiv angegriffen“, ließ René T. über seinen Verteidiger erklären. Er trage „Mitverantwortung durch Anwesenheit“. Der 25-jährige entschuldigte sich bei den beiden Jugendlichen, die damals attackiert worden waren. „Ich lief, ohne den Grund zu kennen“, hieß es in einer Erklärung von Daniel S., einem arbeitslosen Stuckateur aus Pankow. Da seine Kondition nicht so gut gewesen sei, habe er sich im hinteren Teil der Gruppe befunden. An der Berliner Straße habe er dann eine Beobachtung gemacht. „Zu meinem Erstaunen waren einige Leute eingekreist.“ Der 25-Jährige will sofort Abstand genommen haben. „Ich wollte damit nichts zu tun haben.“ Der 23-jährige Diego P. gab zumindest einen Grund fürs Mitlaufen an. Jemand habe gerufen: „Wir wollen dem Staatsschutz mal zeigen, wie schnell wir sind.“ Doch eine Auseinandersetzung sei nicht angekündigt worden. „Ich habe nicht getreten oder geschlagen, auch nicht angefeuert“, erklärte P. über seinen Verteidiger und wies den Vorwurf der gemeinschaftlichen Körperverletzung zurück. Bei zwei der Angeklagten soll es sich um NPD-Funktionäre aus Pankow handeln. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde will an der Tiniusstraße in Heinersdorf für ihre 250 Mitglieder eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett errichten. Anfang dieses Jahres wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Doch die Gegner, die sich zur „Initiative Pankow-Heinersdorfer Bürger“ zusammengeschlossen haben, gingen weiter auf die Straße. Von der rechtsextremen Szene aber hatten sich die Demo-Veranstalter deutlich distanziert. Der Prozess wird am 30. Oktober fortgesetzt. K.G. (Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 10.10.2007)

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Taz, 10.10.2007
Eingekreist, getreten und geschlagen
Protest gegen den Moscheebau in Heinersdorf bekommt juristisches Nachspiel. Gegendemonstranten sollen von Demoteilnehmern angegriffen worden sein. Sechs sind nun angeklagt, darunter führende Mitglieder der lokalen NPD
Sechs mutmaßliche Schläger aus dem rechtsextremen Umfeld müssen sich seit Dienstag vor dem Amtsgericht wegen Körperverletzung verantworten. Sie sollen am 11. Juli 2007 drei junge Männer am Rande einer Demonstration gegen den Moscheebau in Pankow angegriffen haben. Auf der Anklagebank sitzen auch zwei führende Mitglieder der lokalen NPD.
Seit Mai 2006 mobilisiert die "Initiative Pankow-Heinersdorfer Bürger" gegen einen Moscheebau im Pankower Stadtteil Heinersdorf. Bei ihren zahlreichen Demonstrationen marschierten immer wieder auch Nazis mit (taz berichtete) - so auch am 11. Juli. Nach dem Ende des Protestzuges entfernte sich eine Gruppe von rund 15 überwiegend jungen männlichen Personen und griff in der Nähe drei junge Männer an, zwei hatten zuvor am Rande der Demo Transparente gegen Nazis gezeigt.
Einer der Geschädigten sagte als Nebenkläger vor Gericht, die teilweise vermummte Gruppe sei auf sie zugestürmt, habe sie zunächst vor einer Hauswand eingekreist. Er sei dann so hart getreten worden, dass er rückwärts in einen Hauseingang geflogen sei. Zudem habe er gesehen, wie auch sein Bekannter rückwärts getorkelt sei, als sei er von einem Schlag am Kopf getroffen worden. Nur durch das Eingreifen von Zivilbeamten des Landeskriminalamtes sei Schlimmeres verhindert worden.
Einer der Angeklagten ließ durch seinen Anwalt eine Einlassung verlesen. Er gestand, an dem Übergriff mittelbar beteiligt gewesen zu sein. Er habe nicht selber zugeschlagen, entschuldige sich aber dennoch bei den Opfern. Ansonsten werde er keinerlei Aussagen machen. Die anderen Angeklagten gaben an, sie seien bei der Gruppe gewesen, um gemeinsam nach der Demo nach Hause zu fahren, am Übergriff seien sie aber nicht beteiligt gewesen.
Die Gruppe sei plötzlich losgelaufen, erklärte der Angeklagte Marco K., der nach eigenen Angaben seinen Sohn auf die Demonstration begleitet haben will. Anfänglich sei er mitgerannt, dann sei ihm aber die Puste ausgegangen. Den Übergriff selber habe er nicht gesehen, nur "dass da was los sei". Als er sich von der Szene entfernen wollte, habe er von hinten zwei Knüppelschläge auf Kopf und Rücken bekommen und sei gestürzt, wobei er sich das Handgelenk gebrochen habe. Wenn er gewusst hätte, dass es "so extremistisch" werden würde, hätte er an der Demo nicht teilgenommen und auch seinem 15-jährigen Sohn die Teilnahme untersagt.
Vier weitere Täter wurden in anderen Gerichtsverfahren bereits zu Gefängnisstrafen zwischen 11 und 15 Monaten verurteilt, die meist zur Bewährung ausgesetzt wurden. Nach Angaben von Christina Klemm, Anwältin eines der Geschädigten, haben alle Verurteilten Berufung eingelegt.
Ein weiteres Verfahren gegen fünf jugendliche Beschuldigte wurde abgetrennt und wird in einem nichtöffentlichen Prozess verhandelt.
JÖRG MEYER

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Welt online, 09.10.2007
"Schwarz gekleidet und vermummt"
Gegen den Vorsitzenden des Pankower NPD-Kreisverbandes Daniel Steinbrecher und gegen das NPD-Vorstandsmitglied Diego Pfeiffer soll wegen gefährlicher Körperverletzung der Prozess gemacht werden. Sie sollen Gegendemonstranten angegriffen haben.
Der 18-jährige Franz W. kann sich nur noch an schwarz gekleidete Gestalten erinnern. Sie hätten sich mit Tüchern vermummt und Sonnenbrillen getragen, berichtet der schmächtige Schüler einem Moabiter Schöffengericht. So erübrigt sich auch die Frage an den Zeugen, ob er einen der Angeklagten erkennen könne: Sechs Männer, die am Abend des 11. Juli dieses Jahres einer Gruppe von Gegendemonstranten aufgelauert und sie getreten und geschlagen haben sollen.
Unter ihnen befinden sich der 25-jährige Daniel Steinbrecher, Vorsitzender des Pankower NPD-Kreisverbandes, und das 23 Jahre alte Vorstandsmitglied Diego Pfeiffer, die sich nun ebenfalls wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten müssen.
Ausgangspunkt des späteren Konflikts war eine Demonstration gegen den Bau der Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde. Sie wurde organisiert von der „Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger“. Aber schon bei Aktionen zuvor hatten sich Rechtsextremisten unter die Demonstranten gemischt.
Doch nicht jeder, der später verhaftet wurde, ist auch der rechten Szene zuzuordnen. Er habe nur seinen 15 Jahre alten Sohn begleiten wollen, sagt der 41 Jahre alte Angeklagte Marco K. Aber er finde es auch nicht passend, „eine Moschee an einen Ort zu bauen, wo gar keine Muslime leben“.
K. trug ebenfalls ein dunkles Basecap und eine Sonnenbrille: „Nur, um nicht durch Pressefotos erkannt zu werden.“ Er sei Versicherungskaufmann und habe befürchtet, Kunden zu verprellen. Geboxt oder getreten habe er nicht. Im Gegenteil, er selbst sei zum Opfer geworden. Man habe ihm auf den Hinterkopf geschlagen. Und als er stürzte, habe er sich ein Handgelenk gebrochen.
Ähnlich sind die Beschreibungen der anderen Angeklagten. Tenor: Man habe zwar gegen die Moschee demonstriert, dabei aber keine Gewalt ausgeübt. Nur einer gibt zu Protokoll, dass er zwar selber nicht angegriffen habe, an der Aktion gegen die Gegendemonstranten jedoch beteiligt gewesen sei und deswegen nun auch „eine Mitverantwortung“ trage.
Der Staatsanwalt geht davon aus, die Angeklagten durch Zeugen überführen zu können. Für ihn ist es schon der zweite Prozess um Schlägereien am Rande der Anti-Moschee-Demonstration. Im August legten vier Angeklagte bei einem Haftprüfungstermin Geständnisse ab. Sie bekamen Strafen zwischen elf und 16 Monaten, in drei Fällen wurden diese zur Bewährung ausgesetzt.
Anklagen wurden zudem gegen fünf Jugendliche und Heranwachsende erhoben, die sich vor einem Jugendgericht verantworten müssen. Zu ihnen zählt der Sohn von Marco K. Dem Vater ist dieses Verfahren merklich unangenehm. „Hätte ich gewusst, dass es derartig extremistische Auswüchse annimmt“, sagt er, „wären wir da doch nie hingefahren.“

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Märkische Allgemeine Zeitung, 09.10.2007
Kein Kirchenverkauf an Berliner Muslime
Rücksicht auf Gefühle der Gläubigen
BERLIN  Die evangelische und die katholische Kirche werden dem Kurs der kleinen neuapostolischen Kirche nicht folgen und kein Gotteshaus an Muslime verkaufen. Sprecher der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und des Erzbistums Berlin schlossen gestern eine Nutzung von Kirchengebäuden durch Muslime aus. Die evangelische Pröpstin Friederike von Kirchbach verwies auf eine Richtschnur aus dem Jahr 2006, wonach Kirchengebäude eher abgerissen oder stillgelegt werden sollten. Auch im katholischen Erzbistum hieß es, eine kultische Nutzung durch nichtchristliche Glaubensgemeinschaften sei nicht möglich. Die neuapostolische Kirche – eine Freikirche – mit nach eigenen Angaben 120 Gemeinden und etwa 26 000 Mitgliedern in Berlin und Brandenburg hatte kürzlich zwei ihrer 33 Berliner Gotteshäuser an muslimische Vereine verkauft. Die Gebäude werden jetzt in Moscheen umgewandelt, eines in eine schiitische. Die christlichen Kirchen haben seit jeher Kirchengebäude umgewidmet, verkauft oder abgerissen. Seit sich der Mitgliederschwund verschärft hat, ist der Umgang mit leerstehenden Gotteshäusern – die für Gottesdienste nicht mehr gebraucht werden, aber Kosten verursachen – Thema vieler Kirchenkonferenzen und Synoden. Mancherorts sind Kirchengebäude inzwischen Stadtteilzentren, Konzert- und Kunsträume oder auch Tagungsorte geworden. Pröpstin von Kirchbach betonte, dass die evangelische Landeskirche auf eine angemessene kulturelle Nutzung ihrer früheren Gotteshäuser achte. Der Sprecher des Erzbistums Berlin, Stefan Förner, verwies auf ein Papier der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2003. Darin heißt es: "Die kultische Nutzung durch nichtchristliche Religionsgemeinschaften (z.B. Islam, Buddhismus, Sekten) ist – wegen der Symbolwirkung einer solchen Maßnahme – nicht möglich. Dies geschieht mit Rücksicht auf die religiösen Gefühle der katholischen Gläubigen." Förner: "Daran halten wir uns. Wir haben auch keine Anfragen von Muslimen." Das Erzbistum hatte zuletzt die St.-Clemens-Kirche in Kreuzberg an einen privaten Investor verkauft. Der Erlös fließt in die Sanierung der St.-Hedwigs-Kathedrale. Entwidmet sei die Kirche noch nicht, sagte Förner. Der Käufer habe noch kein klares Konzept für das Areal vorgelegt. In Berlin gibt es rund 80 islamische Gebetsorte und Moscheen. Ein Moscheeneubau entsteht gegenwärtig in Berlin-Heinersdorf. Ein weiterer Neubau wartet in Kreuzberg auf seine Vollendung. dpa

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Mitteldeutsche Zeitung, 02.10.2007
Viele Moscheen sind am 3. Oktober geöffnet Empfehlungen
In Berlin beteiligen sich 15 Gotteshäuser an der bundesweiten Aktion
Gläubige in einer Moschee in Hamburg Gläubige in der Centrum-Moschee in Hamburg. (Foto: dpa)
15 Berliner Moscheen beteiligen sich in diesem Jahr am bundesweiten Tag der Offenen Moschee am 3. Oktober. Bei Führungen und Gesprächen, bei Tee, Gebäck und Musik wollen die Moschee-Vereine ihren Gästen mitten im Fastenmonat Ramadan einen Einblick in ihr Gemeindeleben geben. «Wir sind für alle Fragen offen», sagte etwa Imam Abdul Basit Tariq von der Ahmadiyya Muslim Gemeinde. Die Gemeinde baut in Heinersdorf ein neues Gotteshaus und lädt zum letzten Mal in ihr altes, kleines Gemeindezentrum im Bezirk Reinickendorf. Vor einem Jahr nutzten in der Hauptstadt hunderte Besucher die Gelegenheit, sich über islamische Gebetsorte zu informieren. Bundesweit waren es mehr als 100 000.
Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening sieht im Tag der Offenen Moschee auch ein Zeichen wachsender Emanzipation des Islam in der deutschen Gesellschaft. «In Zeiten, in denen Islam nicht selten mit Unterdrückung, Intoleranz und islamistischem Terror gleichgesetzt wird, sind Initiativen für Offenheit und Transparenz islamischen Lebens ein wichtiger Beitrag für das verträgliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen», erklärte Piening.
Der Tag der Offenen Moschee geht auf eine Initiative des Zentralrats der Muslime in Deutschland zurück und wird seit 1997 alljährlich am Tag der Deutschen Einheit veranstaltet. Der 1994 gegründete Verband ist eine der großen Dachorganisationen von Muslimen in Deutschland. Er vertritt auch Muslime aus den Ländern Nordafrikas sowie des Nahen und Mittleren Ostens. Nach eigenen Angaben erreicht er etwa jeden vierten der 3,2 Millionen Muslime in Deutschland.
Das islamische Gemeindeleben ist in eingetragenen Vereinen organisiert. Schätzungen gehen von etwa 210 000 Muslimen in Berlin aus, die ihre Religion aber längst nicht alle praktizieren.
Zu den am 3. Oktober offenen Moscheen in Berlin gehört auch wieder die prachtvolle Sehitlik-Moschee am Columbiadamm in Neukölln. Hier sind Führungen geplant durch das größte islamische Gotteshaus Berlins sowie über den Friedhof der Gemeinde.

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© www.heinersdorf-oeffne-dich.de, Initiative aus Berlin-Heinersdorf, Berlin 2007 | letzte Aktualisierung: 03.05.2010