www.heinersdorf-oeffne-dich.de
Heinersdorf in BildernHeinersdorf in BildernHeinersdorf in Bildern

Pressearchiv

Archivübersicht

line

Juli 2007

25.07.2007 Am Ende des Toleranzbereichs
24.07.2007 Gewerbegrundstück für Moschee gefunden
20.07.2007 Moschee ist in Charlottenburg willkommen
14.07.2007 Drei Haftbefehle nach Demonstration gegen Moschee
14.07.2007 Drei Haftbefehle nach Demonstration in Pankow
14.07.2007 Moschee-Streit in Berlin
13.07.2007 Moscheegegner marschieren wieder
12.07.2007 Bei den ängstlichen Bürgern von Berlin-Pankow
12.07.2007 20 Personen bei Anti-Moschee-Demonstration und Protesten festgenommen
11.07.2007 Rund 500 Menschen demonstrieren gegen Moschee in Pankow
11.07.2007 Festnahmen nach Demo gegen Moschee-Bau
09.07.2007 Kooperationspakt mit der Polizei verschiebt sich
06.07.2007 Polizei schließt Vertrag mit muslimischen Gemeinden
06.07.2007 Zeichen der Annäherung
04.07.2007 Bürgerinitiative gegen Moscheebau will erneut demonstrieren

line

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.07.2007
Am Ende des Toleranzbereichs
Von Sascha Lehnartz
Vor zehn Tagen haben sie noch einmal demonstriert. Sie riefen: „Nein, nein, nein zur Moschee!“, schwenkten Deutschlandfahnen und hielten Plakate hoch: „Scharia, nein danke“ oder „Deutsche Wurst statt Gammeldöner“. Knapp 700 Leute zogen so durch Berlin-Pankow. Joachim Swietlik, der Vorsitzende der „Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger“ (Ipahb), die zu der Demonstration gegen den Bau einer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde aufgerufen hatte, hält das für einen Erfolg - immerhin habe es an dem Tag geregnet.
Dennoch weiß Swietlik, dass sein Kampf aussichtslos ist. Das Büro der Ipahb befindet sich in einem Industriegebäude in der Tiniusstraße. Auf dem Konferenztisch Flugblätter und eine Dose Gummibärchen, über der Tür ein Kruzifix. Das Moschee-Grundstück liegt gleich nebenan. Man hört die Bagger, die Bauarbeiten sind längst im Gange. Im nächsten Frühjahr wird die Gemeinde ihre neue Moschee beziehen, hofft Imam Basit Tariq.
„Liebe für alle, Hass für keinen“
Die Ahmadiyya wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad in Indien gegründet, seine Anhänger halten ihn für den von Mohammed verheißenen Messias. Die Ahmadiyya gilt als friedliebend. „Liebe für alle, Hass für keinen“ lautet ihr Motto. Der Verfassungsschutz hält sie für unbedenklich.
Heinersdorf, ein dörflicher Stadtteil im Osten Berlins nahe der Auffahrt zum Autobahnring, bekommt nun eine Moschee samt zwölf Meter hohem Minarett. Joachim Swietlik, der hier seit sieben Jahren wohnt, kann das nicht verwinden: „Warum baut man in einem Viertel, in dem kein Muslim wohnt, eine Moschee?“ Die Frage treibt ihn um, seit das Bezirksparlament von Pankow im vorigen Jahr den Moscheebau ohne große Diskussion durchgewinkt hat. Bisher hatte die Ahmadiyya ihren Sitz in einem Einfamilienhaus im Westteil der Stadt, in Reinickendorf. Aber dort wurde es für die rund zweihundert Berliner Mitglieder zu eng.
PDS hatte für Befürchtungen kein Ohr
Swietlik findet, die Politik hätte „mehr Fingerspitzengefühl“ beweisen müssen. Die Anwohner sorgen sich um Parkplätze, um den Wert ihrer Grundstücke und darum, dass verschleierte Frauen über die Dorfstraße laufen könnten. Doch der damalige PDS-Bürgermeister hatte für diese Befürchtungen kein Ohr, ebenso wenig wie der inzwischen gewählte Nachfolger von der SPD. Es herrsche nun einmal Religionsfreiheit.
Der Protest der Ipahb soll friedlich-demokratisch bleiben und bürgerlich aussehen. Das gelingt nicht immer. Bei den Demonstrationen laufen stets auch Rechtsradikale mit. Swietlik sagt, er hätte sie gerne ausgeschlossen, aber das ginge rechtlich nicht. So muss seine Initiative damit leben, dass sie auch von Neonazis unterstützt wird. Und zuweilen sogar von der Antifa. Deren Leute seien bei der letzten Demo nämlich getarnt mitgegangen und hätten besonders rechtsextreme Plakate gezeigt - „nur um uns zu beschädigen“, sagt Swietlik. In Heinersdorf ist einiges durcheinandergeraten. Dass Befürworter des Moscheebaus ihn selbst nur noch für „den Vorsitzenden von diesem Rassistenverein“ halten, daran hat Swietlik sich inzwischen beinahe gewöhnt.
Neue Cappuccinosorte?
Der Konflikt um die Moschee zeigt, dass „Dialog“ nicht immer zu Verständnis führt: Sieben Mal haben Swietlik und der Imam Tariq einander inzwischen bei Diskussionsveranstaltungen getroffen. Als Swietlik das erste Mal das Wort „Ahmadiyya“ hörte, dachte er, „das ist vielleicht eine neue Cappuccinosorte“. Tariq wiederum sagt, er habe vor dem Grundstückskauf noch nie von Heinersdorf gehört. Mehr als ein Jahr und sieben Gesprächsrunden später sind sich der Muslim aus dem Westen und der Atheist aus dem Osten noch immer fremd - obwohl Swietlik und Tariq einander gegenseitig attestieren, sie fänden sich „als Mensch freundlich“, „friedlich“ und „normal“. „Wir haben uns sogar weiter voneinander entfernt“, glaubt Swietlik. Keine kritische Frage habe der Imam beantwortet; die Ahmadiyya verfolge eine „Doppelstrategie“, ihre Selbstdarstellung stehe im Gegensatz zu ihren wahren Zielen.
Swietlik zeigt Bücher von Ahmadiyya-Mitgliedern, die er gelesen und in denen er einschlägige „Stellen“ entdeckt hat: Die Ahmadiyya glaube an den „Endsieg“ des Islam und daran, dass ein Mann, der seine Frau züchtige, „negative Zärtlichkeit“ ausübe. Die Glaubensgemeinschaft sei antisemitisch, und in einem Jugendmagazin habe neulich gestanden, der Verzehr von Schweinefleisch mache schwul. Werde die Ahmadiyya mit solchen Äußerungen konfrontiert, weiche sie aus. „Die Ahmadiyya ist eine Politreligion“, sagt Swietlik, „dagegen wehren wir uns.“ Imam Tariq erwidert, Herrn Swietlik fehle das spirituelle Verständnis: „Er zitiert Texte, ohne den Zusammenhang zu kennen.“
Wasser und Melonenstücke
In seiner Wohnung in Reinickendorf bittet der Imam den Besucher, die Schuhe auszuziehen. Im Wohnzimmer läuft der Ahmadiyya-Sender MTA im Fernsehen. Tariqs Frau bleibt in der Küche, der Sohn, der in Toronto Religionswissenschaft studiert, kommt herein und serviert Wasser und Melonenstücke. Tariq ist sechzig Jahre alt. In Pakistan wurde er zum Imam ausgebildet, außerdem hat er deutsche Literatur studiert. „Achtzig Prozent der Deutschen haben Angst vor dem Islam. Es gibt kein Wissen, dass es auch einen friedlichen Islam gibt“, seufzt Tariq. „Wenn die hören, da wird eine Moschee gebaut, dann denken die, da werden Terroristen trainiert.“ Die Ahmadiyya vertrete jedoch einen aufgeklärten, modernen Islam. „Krieg ist uns kategorisch verboten.“ Man stehe für Religionsfreiheit und sei gegen die Scharia, „wir gehorchen deutschen Gesetzen“. Auch gebe es keine „Zwangsheiraten“. Wohl aber „arrangierte Ehen“, was etwas völlig anderes sei, insistiert der Imam: „Die Eltern spielen nur die Rolle des Beraters, sie dürfen die Tochter nicht zwingen.“ Dann bemüht der Imam einen gewagten Vergleich: Man stelle sich vor, die eigene Tochter sei acht Jahre alt und wünsche sich ein Fahrrad. Das Objekt der Begierde sei bunt und sehe hübsch aus. „Sie als Vater haben aber mehr Lebenserfahrung und sehen, dass das Material billig ist. Sie raten ihr, ein stabileres Rad zu kaufen. Aber wenn Ihre Tochter dann weint und das bunte will, kaufen Sie es vielleicht trotzdem.“ Die Statistik belege aber, dass arrangierte Ehen länger hielten.
Tariq weiß wohl, dass dieses Konzept für Nichtmuslime nicht gerade nach Aufklärung und Moderne klingt. Doch für manche Sachen müsse man eben „einfach Verständnis haben“, erwartet er. Auch dafür, dass sich bei der Ahmadiyya Frauen und Männer meist in getrennten Räumen aufhielten, was der Imam so begründet: „Unter sich genießen die Frauen größere Freiheit. Sie können über ihre eigenen Themen reden wie Haushalt, Kinder, Heirat oder Geld.“ Frauen hätten auch ein „stärkeres Schamgefühl“ als Männer. „Wenn zum Beispiel eine Frau mit Übergewicht im Raum ist“, erklärt der Imam und deutet auf die Melonenstücke auf dem Tisch, „und Sie als Mann sagen ihr, sie solle mehr Wassermelonen essen, dann könnte sie das kränken.“ Im Nebenraum sei sie vor männlicher Grobheit geschützt.
Eine Million Euro Spenden
Für den Imam ist diese Weltsicht „logisch“. Joachim Swietlik hatte zuvor behauptet, seine Initiative kämpfe „auch für die Rechte der Ahmadiyya-Frauen“. Das klingt auf seine Weise auch fast „logisch“. Oder es belegt, dass man mit einer einzigen Logik in dieser Diskussion nicht weit kommt: Fremdenskeptische Häuschenbesitzer vom Stadtrand entdecken durch den Moscheebau plötzlich die Rechte von Frauen und Homosexuellen. Die Frauen der Ahmadiyya sammeln derweil Geld für die Heinersdorfer Moschee. Die werde nämlich nur durch „Frauenspenden“ finanziert, berichtet der Imam. Die Idee für eine solche „Frauenmoschee“ in Berlin habe es schon im Jahr 1923 gegeben. Sie scheiterte an der Inflation. Nun hätten Ahmadiyya-Frauen in der ganzen Welt eine Million Euro gespendet.
Seine Predigten hält Imam Tariq auf Deutsch. Besucher seien herzlich willkommen. Integration heißt für Tariq, „dass man sich gegenseitig über Kultur, moralische Werte und Glaubensfragen gut informiert. Dadurch entsteht Verständnis“. Vielleicht ist das ein Knoten, den keine Diskussionsrunde lösen kann: Für Imam Tariq ist Integration erreicht, wenn beide Seiten wissen, dass sie verschieden sind. Für die Ipahb erst dann, wenn die Muslime aufhören, anders zu sein. Deshalb hält die Bürgerinitiative den Moscheebau auch für „das Gegenteil von Integration“.
Schnell flüchten?
Die Ahmadiyya hat in Deutschland bisher 16 Moscheen gebaut. Proteste habe es immer gegeben, sagt Tariq, aber nie so vehement wie in Heinersdorf. „Auch anderswo sind wir nicht mit Blumen empfangen worden“, sagt Tariq. „Aber hier wird uns sogar unterstellt, dass wir nur in der Nähe der Autobahn gebaut hätten, damit wir nach Attentaten schnell flüchten können.“

line

Berliner Morgepost, 24.07.2007
Gewerbegrundstück für Moschee gefunden
Neubau entsteht nun in Charlottenburg und nicht in Neukölln
Von Katrin Lange und Brigitte Schmiemann
Charlottenburg-Wilmersdorf
Der muslimische Verein Inssan will nach dem Scheitern der Moschee-Baupläne in Neukölln sein Projekt jetzt in Charlottenburg verwirklichen. Auf einem Gewerbegrundstück an der Keplerstraße 8-10 soll ein Begegnungszentrum mit Moschee, Veranstaltungsräumen, Restaurant, Bibliothek, Jugendclub und Geschäften entstehen. Dafür solle das bestehende Backsteingebäude auf dem Gelände ausgebaut werden, sagt Chaban Salih, Sprecher von Inssan.
Die Moschee könnte am Standort der alten Lagerhalle, die abgerissen werden soll, entstehen. Sie werde aus viel Glas bestehen und teilweise der westlichen Architektur angelehnt sein. In der Moschee könnten eines Tages bis zu 700 Menschen am Freitagsgebet teilnehmen. Es werde grundsätzlich auf Deutsch gepredigt, sagt Salih. Anfang August soll der Bauantrag im Bezirk eingereicht werden.
Mit 4000 Quadratmetern ist das Projekt nur noch halb so groß wie vorher an der Neuköllner Pflügerstraße geplant. Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) bestätigte eine positive Bauberatung: "Anders als in Neukölln handelt es sich in Charlottenburg um ein Gewerbegebiet und nicht um ein allgemeines Wohngebiet, in dem zwar Kirchen zugelassen sind, aber keine Begegnungsstätten dieser Größenordnung."
Von dem Trägerverein Inssan sei ihm bekannt, dass er versuche, Muslime in die westliche Gesellschaftsform einzubinden. Selbst wenn es anders wäre und es einen extremistischen Hintergrund gebe, sei das Baurecht nicht geeignet, um dagegen vorzugehen.
Stefanie Vogelsang (CDU), Vize-Bürgermeisterin in Neukölln und als Stadträtin auch für Einbürgerungen zuständig, bezweifelt das weltoffene und demokratische Verständnis des Vereins. Sie sei "persönlich sehr froh darüber gewesen, dass es baurechtliche Gründe gab, die Moschee in Neukölln abzulehnen". Mit mehr als 8000 Quadratmeter sei das Projekt völlig überdimensioniert gewesen, sagt Frau Vogelsang. Sie glaubt aber auch nicht, dass die Ansiedlung in Neukölln förderlich für die Integration gewesen wäre. Den Kaufvertrag für das Grundstück in Neukölln habe Ibrahim El-Zayat unterschrieben, der auch Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD) sei. Vogelsang: "Die Islamische Gemeinschaft taucht im Verfassungsschutzbericht des Bundes auf." Der Berliner Verfassungsschutz wollte sich gestern zum Verein Inssan nicht äußern.
Ganz anders sieht das Michael Freiberg (CDU), ehemals Stadtrat in Neukölln. Er sitzt im Beirat von Inssan und bezeichnet die Integrationsarbeit des Vereins als "beispielhaft". Er nennt eine Postkartenaktion gegen Zwangsheirat, Umweltprojekte und Blutspende-Aktionen mit dem Deutschen Roten Kreuz. "Es wird Zeit, dass die Muslime aus den Hinterhöfen herauskommen", sagt Freiberg.
In Heinersdorf kommt unterdessen der Bau einer Moschee voran. Ende Juni wurde mit den vorbereitenden Baumaßnahmen für die Ahmadiyya-Moschee an der Tiniusstraße begonnen. Im Vorfeld hatte es zahlreiche Proteste von Anwohnern gegeben.

line

Berliner Zeitung, 20.07.2007
Moschee ist in Charlottenburg willkommen
Der Verein Inssan plant ein großes Begegnungszentrum
CHARLOTTENBURG. Der muslimische Verein Inssan bemüht sich um den Kauf eines Gewerbegrundstücks der Beiersdorff AG an der Keplerstraße. Dort will er ein 4 800 Quadratmeter großes Begegnungszentrum mit Moschee einrichten. "Im August soll der Bauantrag gestellt werden", sagt Vereinssprecher Chaban Saleh. Erst wenn es damit keine Schwierigkeiten gebe, solle das Areal für 2,9 Millionen Euro gekauft werden. Zunächst sollen zwei Etagen in einem Fabrikgebäude genutzt werden, drei kleinere Neubauten inklusive Moschee könnten ab 2009/10 gebaut werden.
Dass Inssan so vorsichtig reagiert, hängt mit Erfahrungen aus Neukölln zusammen. Dort wollte der Verein ein 8 000 Quadratmeter großes islamisches Kultur- und Gebetshaus bauen. Die damalige Baustadträtin Stefanie Vogelsang (CDU) lehnte dies ab - das Projekt sei zu groß für ein Wohngebiet. Das Verwaltungsgericht folgte dieser Auffassung. Vogelsang warf dem Verein Kontakte zur islamischen Muslimbruderschaft vor. Die frühere Ausländerbeauftragte Barbara John, selbst CDU-Mitglied, setzte sich dagegen für Inssan ein. Dieser führt Kampagnen gegen die Zwangsheirat, organisiert Friedensgebete und Zusammenkünfte mit Christen und Juden. Für den Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) ist Inssan "einer der am westlichsten orientierten Muslimvereine der Stadt".
Unterdessen haben die Bauarbeiten für die Moschee der Ahmadiyya Gemeinde an der Tiniusstraße in Heinersdorf begonnen. Spätestens im Frühjahr soll Einweihung sein, teilte die Gemeinde mit. (el.)

line

Der Tagesspiegel, 14.07.2007
Drei Haftbefehle nach Demonstration gegen Moschee
Nach den Auseinandersetzungen im Anschluss an eine Demonstration gegen den Bau der Ahmadiyya-Moschee in Pankow sind gegen drei Männer Haftbefehle erlassen worden. Den Angehörigen der rechten Szene werde gemeinschaftliche schwere Körperverletzung vorgeworfen, sagte eine Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft. Zwei weitere Festgenommene seien ebenfalls dem Haftrichter vorgeführt worden. Sie wurden aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei der vierten von der Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (ipahb) veranstalteten Demonstration hatten am Mittwochabend laut Polizei 600 Menschen gegen den Bau der ersten Moschee im Ostteil Berlins protestiert, unter ihnen auch zahlreiche Angehörige der rechtsradikalen Szene. Zu einer Gegenkundgebung linksgerichteter Gruppen am Pankower Garbatyplatz fanden sich etwa 100 Personen ein. Als die Anti-Moschee-Demonstration vorbeizog, kam es zu Rangeleien mit der Polizei. Die Beamten nahmen nach Abschluss der Veranstaltungen insgesamt 20 Personen fest, davon 15 mutmaßlich Rechtsradikale.
Anträge gegen den Moschee-Neubau wurden bisher abgelehnt
Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde will bis zum Sommer 2008 in der Tiniusstraße im Pankower Ortsteil Heinersdorf eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett errichten. Vor wenigen Tagen begannen die Erdarbeiten auf dem Gelände. Die ipahb befürchtet, dass von der Moschee islamistische Aktivitäten ausgehen könnten. Zwei Anträge für Bürgerbegehren gegen den Moschee-Neubau wurden als unzulässig abgelehnt.
(mit ddp)

line

Berliner Morgenpost, 14.07.2007
Drei Haftbefehle nach Demonstration in Pankow
Nach einer Kundgebung gegen den geplanten Bau einer Moschee im Stadtteil Heinersdorf ist gegen drei Männer aus der rechten Szene Haftbefehl erlassen worden. Zunächst waren zwanzig Personen festgenommen worden - unter anderem wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.
Nach einer Demonstration gegen den geplanten Bau einer Moschee in Berlin-Heinersdorf ist gegen drei Männer aus der rechten Szene Haftbefehl erlassen worden. Zwei weitere Männer, die am Donnerstag ebenfalls einem Haftrichter vorgeführt worden waren, wurden auf freien Fuß gesetzt, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Bei dem Protestzug gegen den Neubau des Gotteshaus der Ahmadiyya Muslim Gemeinde am Mittwoch mit mehr als 600 Teilnehmern waren 15 Männer aus der rechten Szene unter anderem wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz festgenommen worden. Bei einer Gegenkundgebung mit rund 80 Teilnehmern wurden zwei Frauen und drei Männer festgenommen.
Die Interessengemeinschaft "Pankow-Heinersdorfer Bürger" hatte bereits in der Vergangenheit versucht, den ersten Neubau eines muslimischen Gotteshauses im Ostteil Berlins mit zwei Bürgerbegehren zu verhindern. Sie sieht den sozialen Frieden in dem Stadtteil gefährdet. Die zweistöckige Moschee an der Tiniusstraße mit einem zwölf Meter hohen Minarett soll im nächsten Jahr fertig sein.

line

Die Welt, 14.07.2007
Moschee-Streit in Berlin
Köln, München, Bonn: der Bau von Moscheen sorgt bundesweit für Ärger. Obwohl der Grundstein eines muslimischen Gebetshauses in Berlin Pankow längst gelegt ist, demonstrierten Anwohner mit Deutschlandfahnen in der Hand.
Die Baustelle liegt versteckt hinter einem hohen Bauzaun. In Pankow Heinersdorf, einem abgelegenen Berliner Stadtteil kurz vor der Autobahnauffahrt, wehen an diesem Abend Deutschlandflaggen von den Balkonen. Die Anwohner wollen zeigen, dass im Land der deutschen Werte keine Muslime erwünscht sind und erst Recht keine Moscheen. Verhindern werden die Anwohner den ersten Moschee-Neubau im Ostteil Berlins nicht mehr. Das zweistöckige muslimische Gotteshaus mit einem zwölf Meter hohen Minarett auf dem früheren Gelände einer Senffabrik soll im nächsten Jahr fertig sein.
Rechtsextreme mischen sich in den Demozug, kahlrasierte Köpfe mit Kapuzenpullis und Plakaten, die „Abschiebung für alle“ fordern. Man könnte meinen, die Demonstranten bildeten eine einheitlich fremdenfeindliche Menge. Doch die Wahrheit ist komplizierter. Die DDR-Vergangenheit der Bewohner spielt eine Rolle, der löchrige Draht der Lokalpolitiker zu ihren Bürgern, einige Ängste, viele Vorurteile und das nicht einmal böswillige Unvermögen, vertrauensvoll den Blick zu weiten. Joachim Swietlik, Leiter der Bürgerinitiative, ist in manchen Belangen ein toleranter Mann. Seine Tochter liebt eine Frau, seine Nachbarn sind Nigerianer, Swietlik hat kein Problem damit. Doch beim Thema Islam gelangt seine Toleranz an ein Ende. Nie hat ein Muslim in „seinem Stadtteil“ gewohnt, deswegen glaubte Swietlik zunächst an einen Scherz, als er im vergangenen Jahr in der Zeitung las, dass in der Nachbarschaft eine Moschee gebaut werden soll. Hier war der erste große Fehler schon begangen: Lokalpolitiker hatten im Stillen den Kaufvertrag der Brachfläche an die wohlhabende muslimische Ahmadiyya-Gemeinde unter Dach und Fach gebracht, ohne die Bewohner darüber zu informieren. Die fühlten sich übertölpelt und an DDR-Zustände erinnert, als ihre Meinung nichts zählte. Und gingen auf die Barrikaden.
Am Abend der Demonstration zeigt ein Plakat den SPD-Bürgermeister des Bezirks, wie er dem Imam der Gemeinde lächelnd die Hand schüttelt. Es sieht, als werde nach einem Schwerverbrecher gefahndet. Mitglieder der Interessengemeinschaft haben Anzeige gegen den Bürgermeister gestellt. Einen Brandanschlag auf die Moschee-Baustelle im März hatte dieser als „Höhepunkt der islamfeinlichen Hetze“ bezeichnet. Die Anwohner fühlten sich zur Täterschaft gezählt.
Manche Plakate klingen wie Propaganda
Manche Plakate klingen in der Tat wie Propaganda. „Ausländer raus!“ findet ein lieb aussehendes Mädchen mit Pferdeschwanz. „Deutsche Wurst statt Gammeldöner“ fordert ein anderes Transparent. Auch wenn Joachim Swietlik findet, dass diese Plakate „eindeutig zu weit gehen“, laufen die Jugendlichen doch ungestört mitten in der Menge. Junge Männer mit Glatzen lassen literweise Rum-Cola aus Plastikflaschen in sich hinein laufen, sie skandieren „Nein, nein, nein zu Moschee!“, so dass ihre Halsadern rot hervor treten. Wer solche Bilder sieht, hört die Ängste der Anwohner nicht mehr. Einige von ihnen haben den Koran gelesen, sie fordern, dass sich die Muslime von der Züchtigung gegen Frauen distanzieren, die gemäß der Sure 33 des Koran erlaubt ist. Der Imam der Ahmadiyya reagierte darauf, in dem er das Motto der Gemeinde zitierte: „Liebe für alle, Hass für niemanden.“
54 Prozent der Berliner sind laut einer Umfrage gegen den Moscheebau, 34 Prozent dafür. Zur Demonstration sind nur 500 Teilnehmer gekommen, Swietlik glaubt, dass viele der Gegner ihre Meinung nicht öffentlich äußern, weil sie nicht als rassistisch gelten wollen.
Doch genauso hören sich die Argumente vieler Demonstrationsteilnehmer an, ohne, dass diese es merken, so scheint es. Ein Kleinunternehmer spricht von einem „kleinen Türken“, den er aus Mitleid als Praktikant eingestellt habe. Überraschenderweise habe er sich „wie ein normaler Mensch“ verhalten, doch als die dänischen Karikaturen den Propheten Mohammed verunglimpft hätten, habe er sein wahres Gesicht gezeigt und auf den mangelnden Respekt der Andersgläubigen geschimpft.
Heinersdorf ist ein Stadtteil mit kleinen Einfamilienhäusern und gepflegten Vorgärten. Man will hier seine Ruhe haben. Dem Urteil des Verfassungsschutzes, der die Ahmadiyya-Gemeinde als friedliebend einstuft, vertrauen die meisten Bewohner nicht. Zwar glauben sie nicht, dass die Mitglieder der Gemeinde Gewalttäter oder gar Terroristen sind. Aber sie haben Angst, dass die Grundstückspreise in ihrem Viertel fallen und der Zuzug von sozial Schwachen zunimmt. Sie haben Angst, dass die Muslime ihre Ideologie unter den Bewohnern, den Kindern verbreitet. Dass sie die Scharia, das Gesetz des Islam einführen wollen, dass Frauen geschlagen und Mädchen zwangsverheiratet werden. Bisher hatte die Gemeinde ihren Sitz in einem Westberliner Stadtteil. Mit den Anwohnern hat es dort keinen Ärger gegeben. Die taten sich mit ihren muslimischen Nachbarn leichter. Dietrich Reetz vom „Zentrum für Modernen Orient“ leitet im Auftrag des Bildungsministeriums das Forschungsprojekt „Muslime in Europa“ und untersucht auch die „Ahmadiyya“-Gemeinde. Er schätzt sie ähnlich ein wie der Verfassungsschutz. „Die Ahmadiyya-Gemeinde hat sich bisher immer von Gewalt distanziert und lebt friedlich“, sagt Reetz. „Sie halten sich an religiöse Beschränkungen wie Geschlechtertrennung, die einem Nicht-Muslimen merkwürdig erscheinen können. Aber sie würden keinem Nicht-Muslim vorschreiben, wie er zu leben hat. Forderungen der Gemeinde, die Scharia unter der Bevölkerung einzuführen, sind mir nicht bekannt.“ Die Mehrheit der Ahmadiyyas stammten aus Pakistan, Mitglieder seien meist gebildete Menschen, die sich politische loyal gegenüber den Regierungen verhielten.
Eine ältere Dame auf dem Demonstrationszug ist anderer Meinung. Sie hat sich in eine Burka gehüllt, einen Ganzkörperschleier wie ihn die Frauen im Afghanistan der Taliban tragen mussten, „Sharia, nein danke!“ steht auf dem Pappschild, das sie trägt. Eine junge Frau, die neben ihr läuft, sagt, sie wolle einfach verhindern, dass ihre Töchter in einer Gesellschaft aufwachsen, in der Frauen unterdrückt werden. Auf dem Weg zum Rathaus tauchen linke Gruppen auf, sie stellen sich an den Straßenrand und rufen „Ja! Ja! Ja zur Moschee!“ Die Polizei verhindert eine Prügelei. Später werden 18 Männer und zwei Frauen festgenommen, unter anderem wegen schwerem Landfriedensbruch und Körperverletzung, mindestens 15 von ihnen werden der rechten Szene zugeordnet. Einige von ihnen hatten Hakenkreuzsymbole an ihren Jacken getragen.
Die Polizei steht kurz vor der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages mit der Ahmadiyya-Gemeinde. Die Muslime bekennen sich darin zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung, im Gegenzug will die Polizei ihr Schutz geben. Die Gemeinde will sich darauf nicht verlassen. Die Baufirma wird nun Überwachungskameras an der Baustelle anbringen.
Eine rechtliche Möglichkeit, den Bau zu verhindern, gibt es für die Bürgerinitiative nicht mehr. Dennoch will sich ein Großteil der Anwohner nicht mit dem Bau der Moschee und dem Einzug der Ahmadiyya-Gemeinde in ihre Stadtviertel abfinden. Im Moment wird geprüft, ob die anwohnenden Gewerbetreiber gegen den Moscheebau klagen könnten, weil sie Geschäftsverluste fürchten. Rizwan Waheed, Sprecher der Gemeinde, blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. „Wenn wir erst mal da sein, werden wir uns schon aneinander gewöhnen“, sagt er.

line

TAZ, 13.07.2007
Moscheegegner marschieren wieder
VON CATALIN GAGIU
Vor der Baustelle der Ahmadiyya-Moschee im Pankower Ortsteil Heinersdorf haben sich rund 400 Menschen versammelt. Es regnet. Durch die Menschenmenge geht eine Frau. Sie hat sich mit einer dunkelblauen Burka den Körper und das komplette Gesicht verdeckt. Ihre Augen sind nicht zu sehen. Die Frau hält ein Plakat hoch: "Nein zur Scharia!"
Für den Mittwochabend hatte die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger e. V. (IPAHB) zu einer Demonstration gegen den Bau der Moschee in der Tiniusstraße aufgerufen. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde, die als liberal gilt, will für ihre 250 Berliner Mitglieder bis zum Sommer 2008 ein Gebetshaus errichten. Vor wenigen Tagen begannen die Endarbeiten auf dem Gelände. Die Bürgerinitiative protestiert seit etwa einem Jahr mit Demonstrationen und Unterschriftenaktionen gegen den längst beschlossenen Bau der Moschee. Ihre Mitglieder fürchten eine "Islamisierung des Stadtteils". Sie werfen der Bezirksverwaltung vor, den Wählerwillen zu ignorieren.
Unter den Klängen von Pink Floyds "Another Brick in the Wall", die von einem vorfahrendem Laster dröhnen, geht es gegen 19.30 Uhr von der Tiniusstraße los. Nach Angaben der Polizei nehmen zwischenzeitlich rund 600 Menschen an der Demo teil, die zunächst friedlich verläuft. Die Mehrheit der Demonstranten ist eher älteren Semesters, viele Rentner sind gekommen. Doch unter die Protestierer mischen sich auch rund 30 Neonazis, erkennbar an ihrer dunklen Kleidung, ihren Kurzhaarfrisuren und Tätowierungen - trotz der Beteuerung des Veranstalters, der sich im Vorfeld der Demo vom rechtsextremen Milieu distanziert hatte. In gleicher Reihe geht auch Joachim Swietlik, Vorsitzender der IPAHB. Gegenüber der taz ist er zu keiner Stellungnahme bereit. Mit dabei ist auch Rene Stadtkewicz, Mitglied des Vorstand des CDU-Kreisverbandes Pankow. Er könne nichts dafür, so der CDU-Politiker zur taz, dass Ultrarechte seine Positionen vertreten. Auch den übrigen Demonstranten scheint die Anwesenheit der Rechten wenig auszumachen.
Verschiedene Pankower Antifa-Gruppen haben zu einer Gegenkundgebung aufgerufen: Etwa 80 schwarz gekleidete junge Aktivisten und ein einige Rentner sind auf den Garbatyplatz zusammengekommen, um "Für ein weltoffenes Pankow", einzustehen. Als der Demozug der Moscheegegner um 20.30 Uhr die Gegenkundgebung erreicht, kommt es zu Ausschreitungen: Vom Demosprecher angeheizt - "Lasst uns Ihnen zeigen, was wir Heinersdorfer wollen" -, versuchen einige glatzköpfige Demonstranten den Polizeiring zwischen den Lagern zu durchbrechen. Sie gehen auf die Polizisten los.
Doch der Polizei, die mit rund 300 Beamten vor Ort ist, gelingt es rasch, die Lage zu beruhigen. Sie nimmt fünf junge Männer vorübergehend fest. Ihnen wird Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und und das Zeigen von verfassungsfeindlichen Symbolen vorgeworfen. Auch im linken Lager werden kurz darauf fünf Personen festgenommen; vorgeworfen werden ihnen Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beleidigungen sowie Verstöße gegen das Vermummungsverbot. Gegen 21.30 Uhr löst sich der Protestzug auf. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Rathaus Pankow versuchen die Gegner des Moscheebaus, ihre Forderungen nach einem Baustopp noch einmal zu verdeutlichen.
Auch nach Auflösung der Demonstration kommt es zu weiteren Zwischenfällen. Rund 15 junge Männer, die laut Polizei dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, gehen auf zwei linke Aktivisten los und prügeln auf sie ein. Gegen sie wird nun wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt, da sie sich gemeinsam als Gruppe an einer gewalttätigen Ausschreitung beteiligt hätten, so die Polizei.

line

Die Welt, 12.07.2007
Bei den ängstlichen Bürgern von Berlin-Pankow
Köln, München, Bonn: Der Bau von Moscheen sorgt bundesweit für Ärger. Obwohl der Grundstein des muslimischen Gotteshauses in Berlin-Pankow längst gelegt ist, demonstrierten Anwohner am Abend mit Deutschlandfahnen in der Hand. Sie wollen zeigen: Muslime werden es bei uns nicht leicht haben.
Die Baustelle liegt versteckt hinter einem hohen Bauzaun. In Pankow-Heinersdorf, einem abgelegenen Berliner Stadtteil kurz vor der Autobahnauffahrt, wehen an diesem Abend Deutschlandflaggen von den Balkonen. Die Anwohner wollen zeigen, dass im Land der deutschen Werte keine Muslime erwünscht sind und erst Recht keine Moscheen. Verhindern werden die Anwohner den ersten Moschee-Neubau im Ostteil Berlins nicht mehr. Das zweistöckige muslimische Gotteshaus mit einem zwölf Meter hohen Minarett auf dem früheren Gelände einer Senffabrik soll im nächsten Jahr fertig sein.
Nie hat ein Muslim in „seinem Stadtteil“ gewohnt, deswegen glaubte Swietlik zunächst an einen Scherz, als er im vergangenen Jahr in der Zeitung las, dass in der Nachbarschaft eine Moschee gebaut werden soll. Hier war der erste große Fehler schon begangen: Lokalpolitiker hatten im Stillen den Kaufvertrag der Brachfläche an die wohlhabende muslimische Ahmadiyya-Gemeinde unter Dach und Fach gebracht, ohne die Bewohner darüber zu informieren. Die fühlten sich übertölpelt und an DDR-Zustände erinnert, als ihre Meinung nichts zählte. Und gingen auf die Barrikaden.
Am Abend der Demonstration zeigt ein Plakat den SPD-Bürgermeister des Bezirks, wie er dem Imam der Gemeinde lächelnd die Hand schüttelt. Es sieht aus, als werde nach einem Schwerverbrecher gefahndet. Mitglieder der Interessengemeinschaft haben Anzeige gegen den Bürgermeister gestellt. Einen Brandanschlag auf die Moschee-Baustelle im März hatte dieser als „Höhepunkt der islamfeindlichen Hetze“ bezeichnet. Die Anwohner fühlten sich zur Täterschaft gezählt.
Manche Plakate klingen in der Tat sehr nach Propaganda. „Ausländer raus!“ findet ein lieb aussehendes Mädchen mit Pferdeschwanz. „Deutsche Wurst statt Gammeldöner“ fordert ein anderes Transparent. Auch wenn Joachim Swietlik findet, dass diese Plakate „eindeutig zu weit gehen“, laufen die Jugendlichen doch ungestört mitten in der Menge.
„Liebe für alle, Hass für niemanden"
Junge Männer mit Glatzen lassen literweise Rum-Cola aus Plastikflaschen in sich hinein laufen, sie skandieren „Nein, nein, nein zu Moschee!“, so dass ihre Halsadern rot hervor treten. Wer solche Bilder sieht, hört die Ängste der Anwohner nicht mehr. Einige von ihnen haben den Koran gelesen, sie fordern, dass sich die Muslime von der Züchtigung gegen Frauen distanzieren, die gemäß einigen Übersetzungen des Korans im Rahmen des Erlaubten ist. Der Imam der Ahmadiyya reagierte darauf, in dem er das Motto der Gemeinde zitierte: „Liebe für alle, Hass für niemanden.“
Ahmadiyya-Gemeinde
54 Prozent der Berliner sind laut einer Umfrage gegen den Moscheebau, 34 Prozent dafür. Zur Demonstration sind nur 500 Teilnehmer gekommen, Swietlik glaubt, dass viele der Gegner ihre Meinung nicht öffentlich äußern, weil sie nicht als rassistisch gelten wollen.
Doch genauso hören sich die Argumente vieler Demonstrationsteilnehmer an, ohne, dass diese es merken, so scheint es. Ein Kleinunternehmer spricht von einem „kleinen Türken“, den er aus Mitleid als Praktikant eingestellt habe. Überraschenderweise habe er sich „wie ein normaler Mensch“ verhalten, doch als die dänischen Karikaturen den Propheten Mohammed verunglimpft hätten, habe er sein wahres Gesicht gezeigt und auf den mangelnden Respekt der Andersgläubigen geschimpft.
Heinersdorf ist ein Stadtteil mit kleinen Einfamilienhäusern und gepflegten Vorgärten. Man will hier seine Ruhe haben. Dem Urteil des Verfassungsschutzes, der die Ahmadiyya-Gemeinde als friedliebend einstuft, vertrauen die meisten Bewohner nicht. Zwar glauben sie nicht, dass die Mitglieder der Gemeinde Gewalttäter oder gar Terroristen sind. Aber sie haben Angst, dass die Grundstückspreise in ihrem Viertel fallen und der Zuzug von sozial Schwachen zunimmt.
Angst vor Scharia und Zwangsheirat
Sie haben Angst, dass die Muslime ihre Ideologie unter den Bewohnern, den Kindern verbreitet. Dass sie die Scharia, das Gesetz des Islam einführen wollen, dass Frauen geschlagen und Mädchen zwangsverheiratet werden. Bisher hatte die Ahmadiyya-Gemeinde ihren Sitz in einem Westberliner Stadtteil. Mit den Anwohnern dort hat es keinen Ärger gegeben. Die taten sich offensichtlich mit ihren muslimischen Nachbarn leichter.

Foto: DDP
Klare Aussage: Diese Demonstratin weiß, wogegen sie ist
Im Demozug in Pankow laufen auch Senioren mit, einige von ihnen hegen eine diffuse Ablehnung gegen „türkische Männer“. Manche von ihnen wissen nicht so genau, dass ein Großteil der Ahmadiyya-Gemeinde in Pakistan geboren wurde. Eine ältere Dame hat sich in eine Burka gehüllt, einen Ganzkörperschleier wie ihn die Frauen im Afghanistan der Taliban tragen mussten, „Sharia, nein danke!“ steht auf dem Pappschild, das sie trägt.
Demonstration gegen Bau der Ahmadiyya Moschee Auf dem Weg zum Rathaus tauchen linke Gruppen auf, sie stellen sich an den Straßenrand und rufen „Ja! Ja! Ja zur Moschee!“ Die Polizei verhindert, dass die Demonstranten losschlagen. Später werden doch noch 18 Männer und zwei Frauen festgenommen, unter anderem wegen schwerem Landfriedensbruch und Körperverletzung, mindestens 15 von ihnen werden der rechten Szene zugeordnet. Einige von ihnen hatten Hakenkreuzsymbole an ihren Jacken getragen. Die Polizei steht kurz vor der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages mit der Ahmadiyya-Gemeinde. Die Muslime bekennen sich darin zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung, im Gegenzug will die Polizei ihr Schutz geben. Die Gemeinde will sich darauf nicht verlassen. Die Baufirma wird nun Überwachungskameras an der Baustelle anbringen. Eine rechtliche Möglichkeit, den Bau zu verhindern, gibt es für die Bürgerinitiative nicht mehr. Dennoch will sich ein Großteil der Anwohner nicht „geschlagen“ geben. Im Moment wird geprüft, ob die anwohnenden Gewerbetreiber gegen den Moscheebau klagen könnten, weil sie Geschäftsverluste fürchten. „Eins steht fest, die Ahmadis werden hier keine Ruhe finden“, sagt Joachim Swietlik. Von den Demonstranten bekommt er dafür großen Beifall.
Von Freia Peters

line

BerlinOnline, 12.07.2007
20 Personen bei Anti-Moschee-Demonstration und Protesten festgenommen
Bei einer Demonstration gegen den Bau der Ahmadiyya-Moschee im Pankower Ortsteil Heinersdorf hat die Polizei am Mittwochabend 15 Männer festgenommen. Sie werden der rechten Szene zugeordnet, wie ein Polizeisprecher am Donnerstag sagte. Ihnen werden schwerer Landfriedensbruch, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz, Körperverletzung, Beleidigung sowie die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen. Zu der Demonstration waren mehr als 600 Menschen gekommen. Auf Plakaten hieß es unter anderem «Heinersdorf braucht keine rote Moschee» und «Macht Pankow nicht zu Kreuzberg».
Bei einer Kundgebung linksgerichteter Gruppen am Pankower Garbatyplatz, auf der die Proteste gegen den Moscheebau kritisiert wurden, wurden weitere drei Männer und zwei Frauen in Gewahrsam genommen. Gegen sie wird wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung sowie versuchte Gefangenenbefreiung ermittelt. Während der Demonstrationen waren den Angaben zufolge etwa 340 Polizisten im Einsatz.
Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde, die als weltoffen und liberal gilt, will für ihre 250 Berliner Mitglieder bis zum Sommer 2008 in der Tiniusstraße eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett errichten. Vor wenigen Tagen begannen die Erdarbeiten auf dem Gelände. Gegen das Vorhaben wendet sich die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger. Sie befürchtet, dass von der Moschee islamistische Aktivitäten ausgehen könnten.
© ddp

line

Berliner Morgenpost, 11.07.2007
Rund 500 Menschen demonstrieren gegen Moschee in Pankow
Berlin (dpa/bb) - Rund 500 Menschen haben nach Polizeiangaben am Mittwochabend gegen den Bau einer Moschee in Berlin-Pankow demonstriert. Damit blieb der Protestzug zunächst unter den 1500 erwarteten Teilnehmern. Die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger hatte bereits versucht, den Bau der Ahmadiyya-Moschee mit zwei Bürgerbegehren zu verhindern. Sie sieht den sozialen Frieden in dem Stadtteil gefährdet. Die Demonstration sollte am Rathaus Pankow enden.

line

Der Tagesspiegel, 11.07.2007
Festnahmen nach Demo gegen Moschee-Bau
Mehrere hundert Menschen haben am Abend im Stadtteil Heinersdorf gegen den umstrittenen Bau der ersten Moschee in Ost-Berlin demonstriert. Nach der Kundgebung, die laut Polizeiangaben weitgehend friedlich verlief, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern der geplanten Moschee. Die Polizei nahm 15 Personen fest, die der rechten Szene zugeordnet werden. Zwei Menschen wurden bei den Streitigkeiten verletzt. Der Veranstalter, die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (ipahb), hatte mit 1500 Teilnehmern des Protestzuges vor der Baustelle in der Tiniusstraße gerechnet, rund 700 kamen. An einer Gegenkundgebung am Pankower Garbatyplatz beteiligten sich insgesamt 100 Demonstranten. Beide Veranstaltungen verliefen ohne größere Zwischenfälle. Die Polizei war mit rund 300 Beamten im Einsatz. Wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsverbot wurden sechs Personen vorläufig festgenommen. Die Demonstranten trugen Plakate mit der Aufschrift "Heinersdorf braucht keine Rote Moschee" und "Macht Pankow nicht zu Kreuzberg". Damit wollten sie ihre Forderung unterstreichen, keinen Moscheebau gegen den Willen der Bürger zuzulassen.
Rechte mischten sich unter die Demonstranten
Obwohl die ipahb in ihrem Aufruf alle extremistischen Gruppierungen aufgerufen hatte, "die Demonstration weder zu verunglimpfen noch sie für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen", mischten sich wieder Angehörige der rechten Szene unter die Demonstranten. Rechtsradikale hatten sich in der Vergangenheit wiederholt an Protesten der Interessengemeinschaft gegen den Moscheebau beteiligt. Als die Protestkundgebung beendet war, kam es zu den Auseinandersetzungen. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde will für ihre 250 Berliner Mitglieder bis zum Sommer kommenden Jahres in Heinersdorf eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett errichten. Vor wenigen Tagen begannen die Erdarbeiten auf dem Gelände. Die auch von der Pankower CDU unterstützte Interessengemeinschaft befürchtet, dass von der Moschee islamistische Aktivitäten ausgehen können. Die Gemeinde gilt als weltoffen und liberal. Im März hatten Unbekannte einen Brandanschlag auf die Baustelle der Moschee verübt.

line

Die Welt online, 09.07.2007
Kooperationspakt mit der Polizei verschiebt sich
Die geplante Vereinbarung für eine künftige Zusammenarbeit zwischen der Ahmadiyya Muslim Gemeinde und der Polizei wird sich verzögern. Grund: Die Gemeinde will im Vertragstext eine Änderung erreichen - sie will nicht als Moscheegemeinde, sondern als Religionsgemeinschaft bezeichnet werden.
Imam Abdul Basit Tariq ist sich sicher: "Ich rechne jetzt mit einer Vertragsunterzeichnung in einigen Wochen", sagte er, dessen Gemeinde im Stadtteil Heinersdorf den ersten Moscheeneubau im Ostteil Berlins errichtet. Eigentlich sollte auf dem Bauplatz sollte heute mit dem Ausschachten für die Fundamente begonnen werden.
Der Imam betonte, dass sich die Ahmadiyya Gemeinde in der Vereinbarung ausdrücklich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekenne. Die vorgesehene Kooperationsvereinbarung sollte auch im Hinblick auf die Auseinandersetzungen um den Moscheebau im Bezirk Pankow ein Zeichen des „Aufeinanderzugehens“ setzen.
Das zweistöckige muslimische Gotteshaus mit einem zwölf Meter hohen Minarett und einer Wohnung für den Imam soll im August 2008 fertig sein. In den vergangenen Wochen und Monaten war das frühere Gelände einer Senffabrik an der Tiniusstraße freigeräumt und vermessen worden. Der Bauleiter Saeed Gessler sagte am Montag, voraussichtlich werde in zwei Wochen die Bodenplatte gegossen. Der Rohbau solle bis Februar stehen. Dann würden noch etwa sechs Monate für den Innenausbau benötigt.
Die Bürgerinitiative gegen den Moscheebau will an diesem Mittwoch erneut gegen das Bauvorhaben demonstrieren. Erwartet würden in der Tiniusstraße mehr als 1500 Demonstranten, teilte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger, Joachim Swietlik, am Mittwoch mit. Die Bürgerinitiative hatte bereits versucht, die Moschee mit zwei Bürgerbegehren zu verhindern. Sie sieht den sozialen Frieden in dem Stadtteil gefährdet.
Im März hatten unerkannt gebliebene Brandstifter an einem Baufahrzeug auf dem umzäunten Moscheegelände Feuer gelegt. Die Ermittlungsbehörden vermuteten einen politisch motivierten Anschlag.
Dem Berliner Zweig der Ahmadiyya Muslim Gemeinde ist das bisherige Gemeindehaus im Bezirk Reinickendorf zu klein für ihre gut 200 Mitglieder geworden. Die Moschee des neuen Berliner Gemeindezentrums in Heinersdorf soll rund 500 Gläubigen Platz bieten. Bundesweit unterhält die Ahmadiyya Muslim Gemeinde mehr als ein Dutzend Moscheen. Sie wird von Verfassungsschutz als friedlich eingestuft.

line

Die Welt online, 06.07.2007
Polizei schließt Vertrag mit muslimischen Gemeinden
Die Ahmadiyya-Gemeinde aus Heinersdorf wird am kommenden Montag einen Kooperationsvertrag mit der Polizeidirektion 1 unterzeichnen. Ziel der Vereinbarung ist es, den Dialog und die Vermittlung kultureller und religiöser Werte sowie die Steigerung der wechselseitigen Akzeptanz und interkulturellen Kompetenz zu fördern.
Bereits am 5. Juli unterzeichnete die Yunus Emre Moschee in Mitte den ersten Vertrag im Rahmen des stadtweiten TiK-Projektes (Transfer interkultureller Kompetenz). Es sei ein gegenseitiges Händereichen, sagte Polizeikommissar Marc Tetzner. „Wir sind in beratender Funktion da und erwarten von der Gemeinde, dass sie sich der Bevölkerung öffnet.“ So könnte sie zum Beispiel Informationsveranstaltungen anbieten. In einer gegenseitigen Annäherung möchte die Polizei den Dialog mit der Gemeinde eröffnen. Die Unterzeichnung findet um 10 Uhr im Saal der Bezirksverordneten-Versammlung in der Pankower Fröbelstraße1 statt.
Im Hinblick auf die Auseinandersetzungen um den Moscheebau in Pankow wolle die Polizei auch ein Zeichen setzen, um Gegnern der Gemeinde zu zeigen, dass von Aktivitäten radikaler Kräfte in der Moschee nicht auszugehen sei. Ziel sei es, Spannungen zwischen den Gemeinden und der Bevölkerung vorzubeugen.
So würden Präventionsbeauftragte der Polizei den Gemeinden beratend mit dem Verweis auf das Grundgesetz bei Fragen der Sicherheit oder auch bei Familien-Konflikten und häuslicher Gewalt zur Seite stehen.
Dazu werden die beteiligten Polizeiabschnitte mehrere Sprechstunden in den Räumen der Gemeinden anbieten.

line

Der Tagesspiegel, 06.07.2007
Zeichen der Annäherung
Die Polizei und die Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde wollen am Montag in Pankow einen Kooperationsvertrag unterzeichnen. Dadurch solle der Dialog weiter verbessert werden, sagte ein Polizeisprecher. Zudem erhofften sich beide Seiten eine bessere Vermittlung kultureller und religiöser Werte. Auch im Hinblick auf die Auseinandersetzungen um den geplanten Moscheebau der Gemeinde in Heinersdorf soll den Angaben zufolge mit der Zusammenarbeit zwischen Polizeidirektion 1 und Gemeinde "ein Zeichen des Aufeinanderzugehens" gesetzt werden. Der Vertrag werde im Saal der Bezirksverordnetenversammlung in Pankow unterzeichnet. Es ist die zweite Vereinbarung dieser Art in Berlin. Erst am Donnerstag hatten in Wedding die Polizei und der Verein der Yunus Emre Moschee eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Von den Synergien sollten Polizeibeamte in den jeweiligen Stadtteilen genauso profitieren wie Jugendliche aus Einwandererfamilien. Dabei geht es auch um Kriminalitäts- und Unfallprävention. Die beiden Kooperationen sind Bestandteile des bundesweiten Projektes Transfer interkultureller Kompetenz (TiK). (mit ddp)

line

Berliner Morgenpost, 04.07.2007
Bürgerinitiative gegen Moscheebau will erneut demonstrieren
Berlin (dpa/bb) - Die Bürgerinitiative gegen den Moscheebau in Berlin-Heinersdorf will am kommenden Mittwoch (11. Juli) erneut gegen das Bauvorhaben demonstrieren. Erwartet würden mehr als 1500 Demonstranten, teilte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger, Joachim Swietlik, am Mittwoch mit. Die Bürgerinitiative hatte bereits versucht, die Moschee mit zwei Bürgerbegehren zu verhindern. Sie sieht den sozialen Frieden in dem Stadtteil gefährdet. Das zweistöckige muslimische Gotteshaus mit einem zwölf Meter hohen Minarett auf dem früheren Gelände einer Senffabrik soll im nächsten Jahr fertig sein.

line

 
© www.heinersdorf-oeffne-dich.de, Initiative aus Berlin-Heinersdorf, Berlin 2007 | letzte Aktualisierung: 03.05.2010