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Archivübersicht

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Juni 2007

29.06.2007 Minarette weiten den Blick Empfehlungen
29.06.2007 Kreuzberg hat eine Menge dazugelernt Empfehlungen
25.06.2007 Moscheebau in Heinersdorf verzögert sich
18.06.2007 Kölner Muezzine
18.06.2007 Rechtliche Probleme für den Baubeginn gibt es nicht
18.06.2007 Bauarbeiten für Moscheeneubau in Heinersdorf sollen bald beginnen
18.06.2007 Neuer Baustart für Moscheeneubau
18.06.2007 Allahs Architektin und ihre Moschee für Pankow Empfehlungen
17.06.2007 Der Streit um die Ahmadiyya-Moschee
08.06.2007 CDU und Grüne nähern sich an
07.06.2007 Schwarz-grüne Schnittmenge
07.06.2007 Minarette zwischen Kirchtürmen Empfehlungen
02.06.2007 Giordanos Islam-Kritik Empfehlungen

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taz, 29.06.2007
Minarette weiten den Blick Empfehlungen
Ein Studie untersucht den Streit über die Moschee in Heinersdorf. Nicht Massenveranstaltungen entschärfen den Konflikt, sondern der Dialog mit Einzelnen. Gegner kündigen Demonstration an
VON FELIX LEE
Der Moscheebau der Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow-Heinersdorf hat mit ersten Vermessungsarbeiten begonnen. Doch damit ist der Streit noch lange nicht beigelegt. Im Gegenteil: Die Moschee-Gegner, die sich zur "Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger" (IPAHB) zusammengeschlossen haben, wettern eifrig weiter. "Beginnen die Bauarbeiten, wird die IPAHB eine weitere Protestdemonstration organisieren", schreiben sie auf ihrer Webseite.
Nun hat die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) zusammen mit der Netzwerkstelle gegen Fremdenfeindlichkeit "Moskito" eine Studie erstellt, die Handlungsstrategien im Umgang mit uneinsichtigen Moscheegegnern enthält. Die Untersuchung, die der taz vorliegt, zeigt, wie wichtig es ist, dass sich die Kommune frühzeitig in die Debatte einschaltet. Nicht die Abwarteposition entschärfe den Konflikt, sondern der Dialog, resümiert die Mitverfasserin Esther Lehnert vom MBR. Heute wird die Studie auf einer Fachtagung vorgestellt.
Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde hatte im April 2005 eine Bauanfrage für die Tiniusstraße gestellt, um für ihre berlinweit 250 Mitglieder eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett zu errichten. Der Streit eskalierte, als der Bezirk Pankow im März 2006 zu einer Bürgerversammlung einlud. Statt der erwarteten 500 strömten mehr als doppelt so viele in die Heinersdorfer Turnhalle. Es kam zu Pöbeleien und rassistischen Anfeindungen. Die Vertreter der Ahmadiya-Gemeinde mussten die Halle unter Polizeischutz verlassen. Kurz zuvor hatte sich die IPAHB gegründet, die von der Pankower CDU unterstützt wird. Auch Rechtsextremisten hatten sich in den Protest eingebracht.
In der Studie haben sich die Verfasser ausführlich mit den Argumenten der Moscheegegner beschäftigt. Sie schildern, in welchem gesellschaftlichem Umfeld die Gegner sich etablieren konnten. Anhand von Fallbeispielen aus anderen Kommunen haben sie Vorschläge für Heinersdorf entwickelt.
Unter anderem empfehlen sie, ein zivilgesellschaftliches Gremium, etwa einen Stadtteilausschuss, einzurichten, um Bürger aufzuklären. Statt großer Bürgerversammlungen plädieren sie dafür, Einzelne gezielt anzusprechen und auf deren Fähigkeiten als Multiplikatoren zu setzen. Zudem raten sie zu interreligiösen Veranstaltungen, um Berührungsängste abzubauen.
"Der Bezirk Pankow hat nicht völlig falsch gehandelt", sagte Lehnert der taz. Spätestens nach dem Debakel in der Turnhalle habe er erkannt, wie sehr ein solcher Protest das Zusammenleben gefährden kann. Wahrscheinlich wäre es jedoch besser gewesen, zu kleineren Veranstaltungen einzuladen, so Lehnert. Einen anderen Ort für den Bau lehnt sie ab: Schließlich gehe es auch darum, zu zeigen, dass ganz Berlin Hauptstadt eines Einwanderungslandes ist.

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taz, 29.06.2007
Kreuzberg hat eine Menge dazugelernt Empfehlungen
In dem Westbezirk wird inzwischen akzeptiert, dass Muslime mit ihren Sakralbauten präsent sind, sagt der Sozialwissenschaftler Ulrich Bahr. Im östlichen Heinersdorf fehlten hingegen interkulturelle Kontakte fast völlig
taz: Herr Bahr, Sie analysieren in Ihrer Diplomarbeit den Verlauf verschiedener Moscheebauvorhaben in Kreuzberg. Wieso werden manche rasch realisiert, andere bleiben über Jahre erfolglos?
Ulrich Bahr: Das liegt unter anderem an der unterschiedlichen Sichtweise auf die Vereine, die bauen wollen. Im Falle des fast fertiggestellten Maschari-Centers auf dem Bolle-Gelände etwa ist der Bauherr ein kleiner, eher unbekannter Verein, der Islamische Verein für wohltätige Projekte. Der Bezirk hatte über ihn Informationen eingeholt, die positiv waren, und ihn dann unterstützt.
Die viel größere Islamische Föderation Berlin (IFB) hat dagegen bisher kein einziges ihrer Bauprojekte realisieren können. Ein Projekt an der Skalitzer Straße verläuft ziemlich zäh.
Da gab es auf beiden Seiten Missstimmung: bei der Mevlana-Gemeinde, die an der Skalitzer Straße bauen will, wegen des hohen Grundstückspreises, für den sie den Bezirk verantwortlich gemacht hat. Beim Bezirksamt dürfte es eine defensive Haltung gegeben haben wegen der Debatte, die es über die IFB im Zusammenhang mit dem von ihr erteilten islamischen Religionsunterricht gab.
Die Fatih-Gemeinde, die auch zur IFB gehört, ist schon vor 25 Jahren mit einem Moscheeprojekt gescheitert. Hat sich die Auseinandersetzung um solche Bauprojekte seither verändert?
Man kann das damalige Projekt schwer mit den heutigen vergleichen. Damals ging es nicht nur um eine Moschee, sondern um ein türkisches Kulturzentrum. Das sollte im Görlitzer Park stehen, der damals gerade in Planung war. Das platzte also in eine der ersten Planungen mit Bürgerbeteiligung. Das ablehnende Verhalten damals hatte viel mit Unerfahrenheit zu tun. Spannend ist, dass die Ablehnung umso größer wurde, je mehr die Behörden mit ins Spiel kamen. Bei den Anwohnern war sie gar nicht so groß.
Gegen den Bau des Maschari-Centers hat es Ihren Recherchen zufolge nur eine einzige Anwohnerbeschwerde beim Bezirksamt gegeben. Blocken die Behörden mehr als die Bürger?
Das mag für Kreuzberg 1984 gestimmt haben. Man muss aber sagen, dass der Bezirk eine Menge dazugelernt hat seitdem.
Was denn?
Es muss nicht mehr darüber diskutiert werden, dass die muslimischen Gemeinden im Stadtbild präsent sein wollen, dass sie Teilhabe am Gemeinwesen einfordern. Das war ja damals bei der Görlitzer-Park-Planung noch etwas ganz Neues. Und es gab in den letzten Jahren noch andere kleinere Lernprozesse.
Welche?
Der erste Entwurf der Mevlana-Moschee, die an der Skalitzer Straße entstehen soll, wurde noch abgelehnt mit dem Hinweis darauf, der Entwurf verkörpere nach außen einen reinen Sakralbau, berge aber im Inneren zu viel Raum für Einzelhandel. Drei Jahre später hieß es dann beim Maschari-Center, in dem ebenfalls Einzelhandel eingeplant ist: "Toll, dann kommen ja wieder Geschäfte dorthin, wo mal Bolle war." Das ist ein Lernprozess, bei dem es um Verständnis für die soziale und kommunikative Funktion einer Moschee geht.
In Heinersdorf, wo die Ahmadiyya-Gemeinde bauen will, gibt es eine Menge Ärger. Was läuft dort anders?
Dort sind interkulturelle Kontakte so gut wie nicht vorhanden. Viele Anwohner haben ein eher dörfliches Verständnis von ihrem Wohngebiet. Die Moschee verkörpert für sie Probleme, wie sie sie im Wedding oder in Kreuzberg sehen. Moschee gleich Rütli-Schule, so denken manche.
INTERVIEW: ALKE WIERT

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RBB online, 25.06.2007
Moscheebau in Heinersdorf verzögert sich
Der Baubeginn für die Moschee in Berlin-Heinersdorf hat sich erneut verschoben. Die zuständige Firma aus dem Raum Magdeburg habe die Vermessungsarbeiten erst für diesen Mittwoch angekündigt, sagte Bauleiter Saeed Gessler am Montag.
Ursprünglich sollte mit dem Neubau des Gotteshauses der Ahmadiyya Muslim Gemeinde am Montag begonnen werden. Laut Gessler können nach den Vermessungsarbeiten die Grabungen für die Fundamente gestartet werden.
"Die Verzögerung hat nichts mit dem Protest der Nachbarn oder mit den Behörden zu tun", sagte Imam Abdul Basit Tariq. Eine Bürgerinitiative hatte versucht, das Vorhaben mit zwei Bürgerbegehren zu verhindern. Sie sieht den sozialen Frieden im Stadtteil gefährdet. Die Gemeinde will an der Tiniusstraße den ersten Neubau einer Moschee im Ostteil Berlins errichten.

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Der Tagesspiegel, 18.06.2007
Kölner Muezzine
Von Caroline Fetscher
In der Domstadt Köln, Metropole rheinisch-katholischer Frohnatur, soll eine Moschee gebaut werden. Genauer: eine Mammutmoschee, die größte in ganz Deutschland. Von fünfundfünfzig Meter hohen Minaretten wird der Muezzin zu hören sein, und 2000 Gläubige sollen im Innenraum Platz finden. Um Himmels willen! oder Oh Schreck! ertönt der empörte Aufschrei besorgter christlicher, jüdischer und atheistischer Antiislamisten – von Necla Kelek über Ralph Giordano bis zu den meist so klugen Kritikern Ian Buruma und Timothy Garton Ash. Wenn Europa beginnt, solche gigantischen Repräsentationsbauten einer derzeit, gelinde gesagt, umstrittenen Religion zuzulassen, ist der Anfang vom Ende eingeleitet, sagen sie. Da weichen wir im Westen zurück vor einer Gruppe unberechenbarer Mitbürger migrantischen Hintergrunds, wir lassen uns von deren Patriarchat (Kelek) oder „Pinguin“-Frommen (Giordano) eine fremde Färbung unserer Gesellschaft aufdrängen, „wir“ – denn es ist ein fantasiertes Wir, das da arbeitet – gäben damit uns und unser Grundgesetz auf. Sogar von extrem rechter Seite bekommen diese Stimmen Zuspruch. Dabei ist das alles halb gedacht. Ja, es wirkt nahezu panisch. Man braucht keine Sympathien für den Islam, ja nicht einmal für Religion an sich zu besitzen, um zu sehen, dass das Grundrecht auf freie Religionsausübung auch für jene aktiv ihre Religion Praktizierenden unter den 3,2 Millionen Muslimen in Deutschland gilt und gelten sollte – ja, muss. Wo Kirchen und Synagogen stehen dürfen, da müssen auch Moscheen ihren Platz haben. Es wird höchste Zeit, dass solche Einrichtungen gängige und gesetzeskonforme Praxis werden. Denn die jetzige Lage in vielen migrantischen Subgesellschaften schreit danach, dass feste Rahmen unter gesetzlicher Aufsicht geschaffen werden, dass staatlich ausgebildete Imame im öffentlichen Raum sprechen, sich auf dem Boden des Grundgesetzes bewegen und hörbar dem Gesetz gerecht werden. Derzeit werden in Deutschland Kinder und Jugendliche in Hinterhofmoscheen unterrichtet, oft „versteckt“, nicht selten begleitet von Prügel. Gewalt gegen Frauen und das Züchtigen von Kindern gelten in viel zu vielen, besonders muslimischen Migrantenfamilien noch als legitime Tradition. Viele Migranten halten es im Wortsinn mit der Faustregel „in meinen vier Wänden, in meiner Hinterhofmoschee gilt das Gesetz nicht“. Auch „Allah, der Mitfühlende, der Barmherzige“ scheint Lichtjahre von dieser Prügelpraxis entfernt. Aus diesem Milieu rekrutieren religiöse Fanatiker einerseits, Kriminelle andererseits – und im schlimmsten Fall alle beide – ihren Nachwuchs. Erst wo sich einsehbare, offene Strukturen etablieren, wird Aufklärung, Kontrolle und damit sukzessive Integration möglich. Den gefährlichen, politischen und gewaltbereiten Islam bekommt eine Gesellschaft nur dann in den Griff, wenn sie transparente Strukturen bewusst fördert. Dazu gehören weithin sichtbare Moscheen als religiöse Oasen, dem säkularen Grundgesetz und Boden verpflichtet, auf dem sie stehen.

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PR-inside.com, 18.06.2007
Rechtliche Probleme für den Baubeginn gibt es nicht
Bauarbeiten für Moscheeneubau in Heinersdorf sollen bald beginnen
Berlin (ddp-bln). Die Arbeiten am umstrittenen ersten Moscheeneubau im Ostteil Berlins sollen in den kommenden Tagen beginnen. Der ursprünglich für Montag geplante Termin habe nicht eingehalten werden können, sagte ein Sprecher der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Berlin. Als Grund für die Verzögerungen nannte er Abstimmungsschwierigkeiten bei der Baufirma. Rechtliche Probleme gebe es keine. Er gehe davon aus, dass möglicherweise noch in dieser Woche mit den Bauarbeiten für die nach der ersten Ehefrau des Propheten Mohammed benannte «Khadidja-Moschee» begonnen werden könne, sagte der Sprecher. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde will in der Heinersdorfer Tiniusstraße für ihre rund 250 Mitglieder eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett errichten. Begleitet von lautstarken Protesten war der Grundstein für den Moscheeneubau Anfang Januar gelegt worden. Ende März verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf die Baustelle. Gegen den Bau hat sich eine Interessengemeinschaft organisiert, die auch von der Pankower CDU und dem CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Friedbert Pflüger, unterstützt wird. Die Gegner befürchten islamistische Aktivitäten in dem Gotteshaus. Der Berliner Verfassungsschutz sieht hierfür jedoch keine Anhaltspunkte. Scharfe Kritik erntete die deutsche Gemeinde allerdings für einen Artikel in ihrem Jugendjournal, in dem ein Zusammenhang zwischen Schweinefleisch-Verzehr und Homosexualität behauptet wurde. Mittlerweile wurde dieser Vergleich zurückgenommen. (ddp)

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Märkische Oderzeitung, 18.06.2007
Bauarbeiten für Moscheeneubau in Heinersdorf sollen bald beginnen
Berlin (ddp) Die Arbeiten am umstrittenen ersten Moscheeneubau im Ostteil Berlins sollen in den kommenden Tagen beginnen. Der ursprünglich für Montag geplante Termin habe nicht eingehalten werden können, sagte ein Sprecher der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Berlin. Als Grund für die Verzögerungen nannte er Abstimmungsschwierigkeiten bei der Baufirma. Rechtliche Probleme gebe es keine. Er gehe davon aus, dass möglicherweise noch in dieser Woche mit den Bauarbeiten für die nach der ersten Ehefrau des Propheten Mohammed benannte "Khadidja-Moschee" begonnen werden könne, sagte der Sprecher.
Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde will in der Heinersdorfer Tiniusstraße für ihre rund 250 Mitglieder eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett errichten. Begleitet von lautstarken Protesten war der Grundstein für den Moscheeneubau Anfang Januar gelegt worden. Ende März verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf die Baustelle. Gegen den Bau hat sich eine Interessengemeinschaft organisiert, die auch von der Pankower CDU und dem CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Friedbert Pflüger, unterstützt wird.
Die Gegner befürchten islamistische Aktivitäten in dem Gotteshaus. Der Berliner Verfassungsschutz sieht hierfür jedoch keine Anhaltspunkte. Scharfe Kritik erntete die deutsche Gemeinde allerdings für einen Artikel in ihrem Jugendjournal, in dem ein Zusammenhang zwischen Schweinefleisch-Verzehr und Homosexualität behauptet wurde. Mittlerweile wurde dieser Vergleich zurückgenommen.

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RBB-online, 18.06.2007
Neuer Baustart für Moscheeneubau
Der Baustart für die Moschee in Berlin-Heinersdorf soll in den nächsten Tagen erfolgen. Der ursprünglich für Montag geplante Konstruktionsbeginn habe nicht eingehalten werden können, sagte ein Sprecher der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Berlin. Er begründete dies mit Abstimmungsschwierigkeiten bei der Baufirma.
Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde will in der Heinersdorfer Tiniusstraße für ihre rund 250 Mitglieder eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett errichten. Begleitet von lautstarken Protesten war der Grundstein für den Moscheeneubau Anfang Januar gelegt worden. Ende März verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf die Baustelle. Gegen den Bau hat sich eine Interessengemeinschaft organisiert, die auch von der Stadtteil-CDU und dem CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Friedbert Pflüger, unterstützt wird.

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Die Welt, 18.06.2007
Allahs Architektin und ihre Moschee für Pankow Empfehlungen
Mubashra Ilyas hat die Moschee entworfen, mit deren Bau nun in Pankow-Heinersdorf begonnen wird. Die 28-Jährige ist erstaunt über die Proteste, die die Errichtung des ersten islamischen Gotteshauses im Ostteil Berlins hervorruft - und das, obwohl sie von Anfang an Ressentiments gespürt hat.
Die Architektin Mubashra Ilyas
Foto: dpa
Ehrenamtlich: Die Architektin Mubashra Ilyas zeigt eine 3D-Animation der von ihr entworfenen Moschee für die Ahmadiyya-Gemeinde im Berliner Stadtteil Pankow-Heinersdorf
Sie trägt wie erwartet ein Kopftuch. Keineswegs als Schmuck. Eine schlanke Frau mit einem schmalen Gesicht und ausdrucksvollen Augen, die stolz wirkt und äußerst selbstbewusst. Und die noch einmal nachfragt, ob der Reporter tatsächlich nur ihretwegen von Berlin nach Frankfurt am Main in die Bauzentrale der Ahmadiyya-Gemeinde gekommen sei. In einen bunt tapezierten, mit Postern geschmückten Raum, der eine Zeit lang auch Arbeitsplatz war für Mubashra Ilyas.
Die 28-Jährige ist Architektin. Sie hat die Moschee entworfen, mit deren Bau heute in Pankow-Heinersdorf begonnen werden soll. Das erste islamische Gotteshaus im ehemaligen Ostteil Berlins. Das sorgte für Unmut und Auseinandersetzungen. Eine „Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger“ wurde gegründet, die sich gegen die Baupläne heftig auflehnt. Mit der Begründung, dass es in Heinersdorf keine Muslime gebe. Die Gemeinde sei ja eigentlich in Reinickendorf aktiv. Auch der evangelische Bischof Wolfgang Huber hatte im Streit um die Moschee gefordert, die Ahmadiyya-Gemeinde müsse erklären, warum sie den Standort gewählt habe. Denn Angehörige der Glaubensrichtung gebe es in dem Ortsteil nicht. Zwei Bürgerbegehren gegen das Projekt blieben ohne Erfolg. Zwischendurch war ein Plakat auf der Baustelle zu finden: „Keine Terrorzellen in Deutschland!“ Im März war ein Kleinlastwagen auf der Baustelle in Flammen aufgegangen.
Mubashra hat Ressentiments gespürt, sagt sie, schon als sie im April 2005 gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Ahmadiyya-Gemeinde die Baupläne in der Bezirksverordnetenversammlung vorstellen wollte. Auch viele Anwohner waren vor Ort. „Wir haben dann von Polizisten regelrecht bewacht werden müssen, als wir den Saal verließen“, erinnert sie sich. Und sie weiß noch, dass sie „erschrocken war und sehr erstaunt“, obwohl Ablehnung gegen den Bau von Moscheen ja nichts Ungewöhnliches sei. „Aber so heftig habe ich das noch nie erlebt.“
Ihre Eltern kamen vor gut 30 Jahren aus Pakistan
Sie ist Deutsche. „Eine deutsche Muslima“, wie sie selber sagt. Geboren und aufgewachsen in Frankfurt am Main, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Und wo sie Freundinnen hat, die wie sie ein Kopftuch tragen, und andere, die mit der Ahmadiyya-Gemeinde nichts am Hut haben. Ihre Eltern kamen vor gut 30 Jahren aus Pakistan. Der Vater war Lehrer für Englisch und Biologie. Er gehörte damals schon zur Ahmadiyya-Gemeinde. Die ist in Pakistan bis heute nicht wohlgelitten. Ihre religiöse Auslegung des Korans gilt als abweichend von der offiziellen Lehre des Islam. Für die Ahmadis gibt es neben Mohammed weitere Propheten, die Botschaften Allahs empfangen.
Die Ausreise der Eltern aus Pakistan geschah damals fast zeitgleich mit der Geburt der ältesten Tochter. Am Ende waren es fünf. Mubashra ist die dritte. „Mein Vater wollte, dass wir im Leben bessere Chancen haben“, sagt sie. Und er habe die neue Heimat auch deswegen gewählt, „weil es ein Land ist, in dem es Religionsfreiheit gibt“.
In Frankfurt fand Mahmood A. Akhtar Arbeit als Buchhalter bei der US Army. Seine Familie wohnt seitdem im Stadtteil Bockenheim. „Wir sind hier ganz normal aufgewachsen“, sagt Mubashra. Gemeinsam mit Nachbarkindern besuchte sie die Grundschule und das Gymnasium. Ihre Schwestern studierten Jura, Medizin, Wirtschaft. Sie selbst entschied sich für Architektur und ließ sich dafür an der Technischen Universität Darmstadt immatrikulieren. „Gebäude, Baustile und Formen“, sagt sie, „haben mich schon als Mädchen interessiert.“
Das Kopftuch trug Mubashra schon in der Schule. Und sie vermied es in der Universität, männlichen Kommilitonen die Hand zu geben. Das sei Teil der Riten der Ahmadiyya-Gemeinde, die auf einen Außenstehenden dogmatisch und schwer nachvollziehbar wirkten. Mubashra hat sie, so scheint es, verinnerlicht und für sich akzeptiert. Aber vermutlich ist es nicht nur Religiosität und Erziehung, sondern auch so etwas wie Loyalität, die sie nicht einen Millimeter weichen lässt, wenn über die Eigenheiten des Lebens in einer islamischen Gemeinde gesprochen wird: Das ständige Tragen des Kopftuches; die getrennten Räume für Mann und Frau in der Moschee; oder die Macht des Mannes, darüber zu entscheiden, ob seine Frau arbeiten darf oder nicht.
Sie spricht ganz entspannt über ihre "arrangierte Ehe"
Sie fühlt sich nicht gekränkt oder genervt bei diesen Fragen. Und sie spricht dann auch ganz entspannt über ihre „arrangierte Ehe“ mit ihrem Mann, der aus Pakistan stammt, Informatik studierte und in Frankfurt eine IT-Sicherheitsfirma gründete. Auswahlkriterium für die Eltern war, dass auch Mohammad Ilyas zur Ahmadiyya-Gemeinde gehört. „Ich habe gespürt, dass es zwischen uns funktionieren kann“, sagt sie. „Hätte ich nicht gewollt, hätte ich ihn auch nicht heiraten müssen.“
Sie lächelt bei der Frage, ob Mohammad sie vielleicht gedrängt habe, nach der Geburt ihres inzwischen zweieinhalb Jahre alten Sohnes das Studium abzubrechen. Ja doch, er habe gedrängt, bestätigt sie. Aber genau in die andere Richtung. Er habe ihr Mut gemacht, wenn sie wegen der Doppelbelastung mit Baby aufgeben wollte. „Wenn er mich nicht angespornt hätte“, sagt sie, „wäre ich heute nicht so weit.“
Geld erhält sie für ihre Projekte nicht
Mubashra hat schon mehrere Gebäude projektiert. Eine von ihr entworfene Moschee wurde vor drei Jahren in Bremen eingeweiht. Eine zweite steht in Offenbach kurz vor der Übergabe. Das sachliche Gebäude verrät ihren angestrebten Stil: „Bauhaus-Elemente, verbunden mit orientalischer Architektur.“ Der 15 Meter hohe Moscheeturm ist von der Straße aus nur aus einem bestimmten Winkel zu sehen. Diese „Unaufdringlichkeit“ sei von ihr beabsichtigt. „Weil es so für die deutschstämmigen Anlieger sicher leichter ist, damit zu leben.“ Die Moschee in Heinersdorf wird noch sehr viel kleiner als die Offenbacher sein. Zum Komplex sollen ein Jugendzentrum und ein öffentlicher Spielplatz gehören. Das Minarett soll zwölf Meter in die Höhe ragen.
Geld erhält sie für diese Projekte nicht. „Das ist ehrenamtliche Arbeit für die Gemeinde“, sagt die Architektin. Mubashra hat den Zuschlag unter vielen Bewerbern bekommen, weil ihr Entwurf am besten in das geforderte Konzept passte. Bei der Heinersdorfer Moschee aber auch deshalb, weil Frauen der Gemeinde dafür deutschlandweit das Geld sammelten. Heute soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.

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Die Welt online, 17.06.2007
Der Streit um die Ahmadiyya-Moschee
Die Bauarbeiten für die Ahmadiyya-Moschee in Pankow-Heinersdorf sollen beginnen. Die Baukosten sollen rund eine Million Euro betragen, der Rohbau bis zum Jahresende fertig gestellt werden. Die Eröffnung der ersten Moschee im Ostteil Berlins ist für August 2008 geplant. Benannt wird die Moschee nach der ersten Ehefrau des Propheten Mohammed: "Khadidja-Moschee". Für das Minarett ist eine Höhe von zwölf Metern geplant. In dem zweistöckigen Bau soll es zwei Gebetsräume mit jeweils 150 Quadratmetern Fläche geben, außerdem Waschräume, Büros und eine Küche. Zu dem Komplex gehören ein Jugendzentrum, Wohnraum für den Gemeindevorsteher und ein öffentlicher Spielplatz. Der Berliner Senat und das Bezirksamt Pankow befürworten das Projekt Ahmadiyya-Moschee ausdrücklich.
Ein Teil der rund 6500 Heinersdorfer dagegen lehnt den Bau der Moschee strikt ab. Sie haben den Verein "Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger" gegründet und Protestaktionen durchgeführt. Im März wurde auf dem Moscheegelände ein Baufahrzeug in Brand gesetzt. Die Täter sind bislang unbekannt. Die Ahmadis gelten als friedliebend und gewaltfrei. Die Ahmadiyya-Gemeinde in Berlin hat knapp 200 Mitglieder, bundesweit gibt es etwa 30.000 Ahmadis. Nach der orthodoxen islamischen Lehre war Mohammed der letzte Gesandte Gottes. Die Ahmadis dagegen glauben an weitere Propheten, die ebenfalls Botschaften Allahs empfangen. Dazu zählen sie auch den Gründer der Ahmadiyya-Gemeinde Mirsa Ghulam Ahmed. Das pakistanische Parlament erklärte 1974 alle Ahmadis wegen der Abweichung von der traditionellen Lehre zu Nichtmuslimen.

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Die Welt, 08.06.2007
CDU und Grüne nähern sich an
So etwas gab es noch nie im politischen Berlin: Spitzenfunktionäre von CDU und Grünen debattieren vor Publikum und Kameras über das Thema, das beide Parteien bislang am meisten trennt, über Integration und Zuwanderung.
Die Christdemokraten haben für diese Premiere Peter Kurth aufgeboten, Ex-Finanzsenator, Kreischef der Pankower CDU, Vorstand beim Berliner Entsorger Alba. Ein Pragmatiker, ein Mann der Zwischentöne, kein Hardliner. Ihm gegenüber sitzt Volker Ratzmann, Fraktionschef der Grünen, Gewinner eines Direktmandats bei der vergangenen Abgeordnetenhauswahl in Prenzlauer Berg. Auch Ratzmann gilt als politisch pragmatisch, nicht als Fundamentalist. Zwischen den Politikern jener zwei Parteien, die sich derzeit so intensiv wie nie zuvor auf Schnittmengen abtasten, ist an diesem Abend der Publizist Henryk M. Broder. Er hat gerade ein Buch über Probleme von Integration in Deutschland veröffentlicht.
Der Ort für diesen ersten schwarz-grünen Zuwanderungsgipfel ist passend gewählt: Der multikulturell angehauchte „Roadrunner's Club“ in einem Hinterhof der Saarbrücker Straße. Eine kleine Bühne mit Ledersesseln und Plüschvorhang, an der Decke hängt ein schweres amerikanisches Motorrad. Der Bar-Tresen wird erleuchtet von einer Lampe mit Totenkopfschirmen.
Kurth: Höchste Zeit, Sprachlosigkeit zu überwinden
Das Thema des Abends hat Brisanz, und es stößt auf riesiges Interesse. Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Wortgefechts drängeln sich mehr als 200 Gäste in dem überfüllten Saal. Das Publikum ist gut gemischt. Neben CDU-Nachwuchskräften (in weißen Hemden und dunklen Anzügen) sitzen leger gekleidete Grünen-Fans. Viele Menschen mittleren Alters sind im Saal. Etliche davon kommen von der Interessenvereinigung gegen den Moscheebau in Pankow-Heinersdorf. CDU-Mann Kurth greift dann als Erster zum Mikrofon. Er sagt: „Es wird höchste Zeit, dass eine gewisse Sprachlosigkeit zwischen unseren Parteien überwunden wird. Man macht eine Diskussion dann ehrlich, wenn man auch die trennenden Punkte auf den Tisch legt. Das sollten wir heute tun. Aber ich sehe durchaus Bewegung bei den Grünen. Erstmals sagen auch sie, dass es einen Integrationsvertrag geben muss, in dem Pflichten für Zuwanderer geregelt sind.“
Ratzmann: Multikulturalität ist keine Träumerei
Ratzmann steigt darauf ein. Er sagt: „Es stimmt, wir reden viel zu wenig über die Probleme von Zuwanderung. Aber wir reden noch viel weniger über Chancen und Erfolge von Integration. Hier sehe ich einen Unterschied im Herangehen von Grünen und CDU. Multikulturalität ist keine Träumerei, sondern Wirklichkeit.“ Neben „tiefen Gräben“ attestiert Ratzmann der CDU aber auch „neue Töne im Grundsatzprogramm“.
Dann kommen die Differenzen klar zur Sprache. Über Integrationsverweigerer und Intensivtäter sagt Kurth: „Junge Menschen, die unsere Integrationsangebote ablehnen und in ihrer Jugend schon 60 bis 80 Straftaten auf dem Konto haben, sollten keine weiteren Angeboten von uns erhalten. Sie sollten abgeschoben werden.“ Ratzmann kontert: „Mit Integrationsverweigerern und jungen Straftätern müssen wir uns hier in Deutschland beschäftigen. Die können wir nicht einfach abschieben. Denn Deutschland ist ihre Heimat.“
Neben Streit gibt es Annäherung
Auch beim umstrittenen Bau der Moschee in Pankow gehen die Meinungen auseinander: Ratzmann meint, die Diskussion müsse zu Ende sein, da eine Baugenehmigung vorliegt. Kurth dagegen fordert eine Mitsprache für die Pankower, in deren Lebensumfeld die Moschee errichtet wird. Kurth: „Zur Demokratie gehört, dass man sich in Dinge einmischen kann, die einen etwas angehen.“
Das Publikum fordert beide auf, Gemeinsamkeiten in den Auffassungen zu nennen. Kurth und Ratzmann sagen fast gleichlautend: „Wir erkennen an, dass Deutschland Einwanderungsland ist. Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung und einen besseren Schutz von Frauen.“
Die Botschaft des Abends: Beide trieb nicht der Wille zum Streit, sondern zur Verständigung. Eine Fortsetzung soll folgen.

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Berliner Zeitung, 07.06.2007
Schwarz-grüne Schnittmenge
CDU-Kreischef Kurth und der Grünen-Fraktionsvorsitzende Ratzmann reden über Integration
Christine Richter
Es ist eine Premiere in Berlin: Zum ersten Mal laden CDU und Grüne gemeinsam zu einer Veranstaltung, um auszuloten, wo es Unterschiede und Übereinstimmung gibt. Und dies zum Thema Integrationspolitik - neben der Sicherheitspolitik der Bereich, bei dem sich CDU und Grüne so gar nicht einig sind. "Das ist das Neue. Wir haben bisher nur übereinander, aber nicht miteinander geredet", sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Volker Ratzmann im Vorfeld der gestrigen Veranstaltung.
Ratzmann und der ehemalige Finanzsenator und jetzige CDU-Kreischef in Pankow, Peter Kurth, hatten die Idee zu der Veranstaltung. Die beiden kennen sich seit einigen Jahren, war Kurth doch bis Herbst 2006 Mitglied im Abgeordnetenhaus. Ratzmann ist seit 2001 Abgeordneter und hat in Pankow bei der letzten Wahl ein Direktmandat gewonnen. Nun wollen sie schauen, was geht zwischen CDU und Grünen, auch wenn sie immer wieder betonen, es gehe nicht darum, eine Koalition auszuloten.
In Prenzlauer Berg wollten die beiden Politiker gestern Abend mit dem streitbaren Publizisten Henryk M. Broder über Integrationspolitik debattieren. Titel der Veranstaltung: "Tolerante Demokraten - intolerante Islamisten? Wer kapituliert hier vor wem?" Es wurde mit einer scharfen Kontroverse gerechnet, denn Broder ist für klare Worte bekannt. Er stellte sein neues Buch "Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken" vor, das sich mit dem Umgang der Deutschen mit dem Islam beschäftigt.
"Bei der Integrationspolitik ist die Schnittmenge sehr klein", sagte Kurth zur schwarz-grünen Veranstaltung, die zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen hatte. "Umso interessanter ist es, darüber zu reden." So wollten die Vertreter von CDU und Grünen auch über die umstrittene Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde sprechen, die im Stadtteil Heinersdorf in Pankow errichtet wird.
Der CDU-Kreisverband hatte mit Unterstützung von CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger den Moschee-Neubau abgelehnt, die Grünen unterstützten die Ahmadiyya-Gemeinde. "Für die CDU in Pankow ist die Diskussion abgeschlossen, ob der Bau genehmigt werden soll", sagte Kurth, der erst seit diesem Frühjahr Kreisvorsitzender ist. "Wir setzen uns jetzt dafür ein, dass die Ängste und Anliegen der Anwohner ernst genommen werden." Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Ratzmann begrüßt, dass die CDU an diesem Punkt umgeschwenkt ist. "Eine Moschee in Berlin ist mehr als nur ein Symbol gelungener Integration", sagte Ratzmann. "Sie ist auch Ausdruck von religiöser Vielfalt." Ratzmann verwies darauf, dass es in Kreuzberg kaum noch Katholiken, aber selbstverständlich katholische Kirchen gebe. Deshalb müsse in Pankow auch eine Moschee errichtet werden können, sagte der Grünen-Politiker.
In beiden Parteien wird die Veranstaltung kritisch beäugt. In der CDU hat Fraktionschef Friedbert Pflüger zwar auch den Kurs der Annäherung eingeschlagen, um gemeinsam mit Grünen und FDP den rot-roten Senat unter Druck zu setzen und sich Optionen für die nächste Abgeordnetenhauswahl zu erarbeiten. Aber Pflüger wolle das Thema nur ungern an Kurth abgeben, heißt es in der CDU. Die Berliner Grünen haben beschlossen, sich gegenüber der CDU - wie gegenüber anderen Parteien - offen zu zeigen, aber gemeinsame öffentliche Auftritte mit der CDU sind vielen nicht geheuer. Ein Großteil der Grünen will für die Zukunft lieber mit der SPD planen.
Ratzmann sieht dagegen wenig Positives bei der SPD, die seit der Abgeordnetenhauswahl 2006 wieder mit der Linkspartei.PDS regiert, obwohl auch eine Koalition mit den Grünen möglich gewesen wäre. "Ich habe den Eindruck, SPD und Linkspartei wollen die Stadt nur noch verwalten, aber nicht gestalten", so Ratzmann. "Wir brauchen aber kein Dahin-Vegetieren, sondern einen neuen Aufbruch."

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Berliner Zeitung, 07.06.2007
Minarette zwischen Kirchtürmen Empfehlungen
Auch wenn es Streit gibt - mit seinen Moschee-Bauten kommt der Islam in Deutschland an
Michaela Schlagenwerth
Vor neun Jahren führte die Berliner Verwaltung eine Umfrage unter den in der Stadt ansässigen Moschee-Vereinen durch. Die Antworten waren verheerend. 90 Prozent der islamischen Gemeinden gaben an, völlig abgeschottet vor sich hin zu arbeiten. Sie hatten keinen oder nur sehr wenig Kontakt zu öffentlichen Einrichtungen; die spärliche Kommunikation wurde überdies als schlecht bis sehr schlecht bewertet. Moscheen waren offenbar genau das, was bis heute viele mit Schrecken in ihnen sehen: ein Ort der Abgrenzung, ein Biotop, das die heimatlichen Traditionen künstlich am Leben zu erhalten sucht und so Integration verhindert.
Bei einer ähnlichen Umfrage im letzten Jahr, ergab sich ein stark verändertes Bild. 80 Prozent der Moschee-Vereine teilten nun mit, dass sie mit Polizeidienststellen, Schulen, Bezirksbürgermeistern und Integrationsbeauftragten zusammenarbeiten, dass sie sich als Ansprechpartner für Integrations- und Bildungspolitik sowie für Kriminalprävention verstehen. Moschee-Vereine bieten Deutsch- und EDV-Kurse an, Nachhilfeunterricht und Familienhilfe.
Zwischen 1998 und 2006 liegen der 11. September 2001 und ein neues Staatsbürgerrecht in Deutschland. Inzwischen haben die Deutschen verstanden, dass sie in einem Einwanderungsland leben, und den Muslimen wurde klar, dass sie in Deutschland bleiben werden. Längst haben die Moschee-Vereine begonnen, sich zur deutschen Gesellschaft hin zu öffnen. Eine neue, in Deutschland geborene Generation hat Leitungsfunktionen übernommen. Abgeschlossen ist der Umwandlungsprozess noch lange nicht, aber es ist schon sehr viel passiert.
Bei dem Streit, der jetzt um den Bau einer Großmoschee mit einer 17 Meter hohen Kuppel und zwei 55 Meter hohen Minaretten im Kölner Stadtteil Ehrenfeld tobt, scheint man diese Veränderungen kaum zur Kenntnis zu nehmen. Die Kölner Bürger formulieren ähnliche Proteste wie sie zuletzt auch bei den geplanten Moschee-Bauten in Berlin-Heinersdorf und München-Sendling zu hören waren. Es geht darum, Kritik und Ängste ernst zu nehmen und einen Dialog der Aufklärung und Annäherung zu initiieren.
Dann gibt es aber noch die Fraktion jener Islamkritiker, die einerseits die Integration der Muslime fordern, aber gleichzeitig wünschen, dass diese im Hinterhof, in der Unsichtbarkeit verbleiben. Nachdem sich die Aufregungen über die unglücklichen Auslassungen des 84-jährigen Schriftstellers und Holocaust-Überlebenden Ralph Giordano gerade gelegt hatten - Giordano hatte die geplante Moschee als Zeichen für eine gescheiterte Integration gewertet und mit Burkas und Ehrenmorden in Zusammenhang gebracht - tritt ihm nun die Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek zur Seite.
In einem ganzseitigen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stellt Kelek den geplanten Großbau des türkisch-islamischen Dachverbands DITIB in Frage, weil solche Moscheen "Keimzellen einer Gegengesellschaft" seien, die nicht der Integration dienten. Kelek unterstreicht noch einmal Giordanos Äußerung. Ähnlich wie das Kopftuch solle mit einer solchen Moschee vor allem ein sichtbares Zeichen der Abgrenzung gesetzt werden. An Gebetsräumen in "stillgelegten Fabriketagen" kann Kelek nichts Diskriminierendes finden, schließlich sei die Ur-Moschee des Propheten auch sein Wohnhaus gewesen. Aber wie könne man, fragt Kelek, die Errichtung eines Ortes befürworten, an dem sich die Männer der Gemeinde zu Gebet und Geschäft versammeln, während die Frauen in ihre Wohnungen verbannt bleiben? Sollte sich die deutsche Gesellschaft nicht widersetzen, wenn ein Ort geschaffen wird, der den Männern vorbehalten bleibt und zu dem gläubigen Frauen der Zutritt verwehrt wird?
Das wäre eine berechtigte Frage, tatsächlich passiert hier aber etwas ganz Anderes: Eine renommierte Islamwissenschaftlerin, die auch wegen ihrer Biografie als moralische Instanz angesehen ist, schürt Ängste und Vorurteile wider das eigene, bessere Wissen. Keleks vor zwei Jahren zum Bestseller avanciertes Sachbuch "Die fremde Braut" hat mit dazu beigetragen, dass die Missstände in der deutsch-türkischen Migrantengesellschaft publik wurden. In diesem Buch zeichnet Kelek ein ganz anderes Bild vom Moschee-Leben. Für viele, gerade für die Frauen mit schrecklichen Schicksalen - den Importbräuten, die in der Türkei "gekauft" und in Deutschland von Ehemann und Schwiegereltern geknechtet werden - ist laut Kelek die Moschee der einzige Ort, wohin sie sich ohne Ehemann begeben dürfen. Durch die Vermittlung einer Hamburger Hodscha, die diesen unglücklichen Frauen helfen wollte, hat Kelek überhaupt von jenen Schicksalen erfahren. Die Autorin hielt auch damals Moscheen für Orte, die Integration verhindern, aber sehr fair gibt sie weiter, was Frauen ihr erzählten: Dass sie ihr Unglück in ihrer Ohnmacht an ihren Kindern ausgelassen und sie schrecklich geschlagen haben, dass sie im Glauben Trost und Halt gefunden haben und die Kraft, sich in ihren Familien besser durchzusetzen.
Wahr ist, dass in den Moscheen Geschlechtertrennung herrscht, dass die Räume der Männer in der Regel größer und besser ausgestattet sind. Aber dass Frauen keinen Zugang zu Moscheen haben, ist schlicht falsch. Schon 1998 verfügten von den 51 befragten Berliner Moschee-Vereinen 36 über Räume für Frauen. Bei anderen teilten sich Männer und Frauen die Räume im Zeittakt - nur bei einer pakistanischen Gemeinde war die Moschee tatsächlich nicht für Frauen vorgesehen.
Muslimische Frauen sind selbstständig organisiert und in den Gemeinden aktiv. Aber sie werden nach wie vor marginalisiert. Die Imame der DITIB, die jetzt in Köln baut, kommen aus der Türkei. Sie lernen zwar inzwischen, mit Unterstützung des Goethe-Instituts, vorher Deutsch. Aber dass man bei der DITIB stolz darauf ist, dass die Imame jetzt statt vier Jahre auch acht Jahre in Deutschland bleiben können, muss man hinterfragen. Warum strebt man nicht das Selbstverständlichste, einen dauerhaften Umzug nach Deutschland an? Oder die Gestaltung des Koranunterrichts: Welchen Schaden richtet man an, wenn man Kindern, die mit dem Deutschen nicht zurechtkommen, auch noch die arabische Sprache lehren will?
Kompetente, unbequeme Kritiker werden gebraucht. Sie müssen sich allerdings entscheiden, ob sie die Ankunft des Islam in Deutschland unterstützen oder verhindern wollen. Fest steht: Der Islam in Deutschland verändert sich und das nicht nur innerhalb der Vereine. Die Muslime kommen heraus aus dem Schatten der Hinterhöfe und werden zu einem sichtbaren, greifbaren Teil der deutschen Gesellschaft. Dort, wo es bereits Moscheen gibt, ähneln sich die Berichte: An die Stelle der Ängste tritt ein nachbarschaftliches Verhältnis; Schüler-, Senioren- und andere Gruppen besuchen Führungen, und in ihren Prospekten werben die Städte recht gern mit Bildern, die ein Minarett in ihrer Skyline aufweisen.

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Süddeutsche Zeitung, 02.06.2007
Giordanos Islam-Kritik
Der alte Mann und die Moschee
Trotz seiner wütenden Proteste gegen den Bau eines islamischen Gotteshauses in Köln ist Ralph Giordanos kein Rechtsradikaler. Seine Kritik steht vielmehr für das Erschrecken vor dem sichtbar werdenden Islam – und weist Denkfehler in der Argumentation auf. Ein Kommentar von Matthias Drobinski
Ralph Giordano, der 84-jährige jüdische Publizist, der mit knapper Not den Nazis entkam, hat dazu aufgerufen, den Bau einer Moschee für bis zu 4000 Beter in Köln-Ehrenfeld zu stoppen, weil die Integration der Muslime in Deutschland gescheitert sei. Er hat dann muslimischen Funktionären totalitäre Absichten unterstellt, eine verhüllte Frau einen "menschlichen Pinguin" genannt, die Linken als "gnadenlose Verneiner berechtigter Eigeninteressen" gescholten. Das macht ihn nicht zum Rechtsradikalen, auch wenn er sich sagen lassen muss, dass in seinen Äußerungen derzeit die Wut regelmäßig den Verstand besiegt. Damit aber ist Giordano Exponent jenes Unbehagens, das sich überall einstellt, wo der Islam umzieht: vom Hinterhof in die neue Moschee, vom Industriegebiet in die Innenstadt, in München, Berlin, Köln. Dabei ist die geplante Moschee des staatlich-türkischen Moscheeverbandes Ditib gar kein Musterbeispiel für die Abgrenzungstendenzen, die es tatsächlich bei einer Minderheit der Muslime in Deutschland gibt. Es gibt auf dem Gelände bereits eine Moschee, es entsteht also keine neue Gemeinde. Die Ditib gilt zudem nicht als Hort radikaler Islamisten. Der Entwurf der bekannten Kölner Architekten Paul und Gottfried Böhm mit seiner aufgebrochenen, lichtdurchlässigen Kuppel ist darüber hinaus ansprechend; alles in allem gibt es gute Gründe, weshalb bis auf eine populistische Splittergruppe alle im Stadtrat vertretenen Parteien für das Bauvorhaben sind.
Giordanos Wut ist exemplarisch
Was nicht heißt, dass es keine kritischen Fragen gäbe. Die Sorgen der Anwohner über den Autoverkehr und die fehlenden Parkplätze sind berechtigt, die Furcht vor dem sinkenden Wert des eigenen Grundstücks oder der Adresse ist menschlich und sollte nicht als ausländerfeindlich abqualifiziert werden. Viel spannender als Giordanos wütende Attacken wäre die Frage an die Ditib, warum sie nach all den Jahren der Abschottung den Dialog mit der deutsch-christlichen Mehrheit erst jetzt sucht, wo die Türkei dringend in die EU will - und ob der Moscheebau in Deutschland nicht doch auch der Versuch der Regierung Erdogan ist, den Zugriff auf die Landsleute und Ex-Landsleute im fernen Almanya zu erhalten. Aber Ralph Giordano geht es gar nicht um solche Details, auch das macht seine Wut exemplarisch. Sie steht für die Unheimlichkeitserfahrung angesichts einer neuen, sichtbar werdenden Religion. Dem unsichtbaren Islam konnte die Mehrheitsgesellschaft noch aus dem Weg gehen; der unsichtbare Islam der Hinterhofmoscheen wiederum konnte tatsächlich weitgehend unbehelligt nach eigenen Wertvorstellungen und Maßstäben vor sich hin werkeln. Beides geht nun nicht mehr. Für die muslimische Seite bedeutet das, dass sie sich viel stärker unangenehmen Fragen stellen muss - nach undurchsichtigen Moscheevereinen oder den mangelnden Frauenrechten im Islam. Es reicht nicht mehr, darauf zu verweisen, dass die große Mehrzahl der Muslime doch friedlich und integriert im Land lebt. Diese Erfahrung gehört allerdings dazu, wenn man ernst genommen werden will im Land: Kritik ist der Lebenssaft einer freien Gesellschaft.
Es geht um das Grundrecht auf Glaubensfreiheit
Doch kann die Mehrheit der Minderheit zur Auflage machen, die Probleme mit der Religion zu lösen, ehe sie ein prächtiges Gebetshaus bauen darf? Sie kann es nicht, und das ist der Denkfehler in der Argumentation Giordanos und der fundamentalen Moscheebau-Gegner. Die Freiheit, ein Gebäude zu errichten, um darin zum Gott seines Glaubens zu beten, ist kein Gnadenrecht, kein Zuckerstückchen, das die Minderheit bekommt, wenn sie sich der Mehrheit wohlgefällig verhält. Die Freiheit zum Bau eines Gebetshauses leitet sich vom Grundrecht auf Glaubensfreiheit ab, und es müssen schon sehr gewichtige Gründe sein, diese Freiheit einzuschränken. Dass eine Moschee irgendwie nicht ins Bild der Bürger passt, reicht da nicht.

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© www.heinersdorf-oeffne-dich.de, Initiative aus Berlin-Heinersdorf, Berlin 2007 | letzte Aktualisierung: 03.05.2010