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Archivübersicht

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März 2007

28.03.2007 Brandanschlag auf Moscheebaustelle
28.03.2007 Muslime wollen Moschee mit eigenem Wachdienst schützen
27.03.2007 Schornstein gesprengt - die Moschee kann gebaut werden
24.03.2007 Türken fordern Konsequenzen
23.03.2007 Anschlag auf Moschee: Polizei spricht von politisch motivierter Tat
23.03.2007 Brandanschlag auf Moschee-Gelände
23.03.2007 Konflikt um Moschee flackert erneut auf
23.03.2007 Brandanschlag auf dem Gelände der Ahmadiyya-Moschee in Pankow
23.03.2007 Demo nach Anschlag auf Moschee-Baustelle
22.03.2007 Kritik an Brandstiftung auf Moscheegelände
22.03.2207 Brandanschlag auf das Moscheegelände
22.03.2207 Lkw auf Moscheegelände in Brand gesetzt
22.03.2007 Brandanschlag auf Moscheebaustelle
22.03.2007 Brandstiftung an Moschee-Baustelle
21.03.2007 BRANDANSCHLAG
21.03.2007 Ganz in der Nähe: Moscheebau im Ortsteil Heinersdorf
20.03.2007 "Die Atmosphäre ist vergiftet"
16.03.2007 WIR STEHEN GEMEINSAM FÜR EINEN OFFENEN KIEZ ...
09.03.2007 Fremde Heimat Deutschland - Ist die Integration gescheitert? Empfehlungen

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Berliner Woche Nr. 13, 28.03.2007
Berliner Woche Nr. 13
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Der Tagesspiegel, 28.03.2007
Muslime wollen Moschee mit eigenem Wachdienst schützen
Ahmadiyya-Gemeinde befürchtet nach Brandanschlag weitere Störungen
Gemeindemitglieder sollen Neubau in Heinersdorf kontrollieren
Von Lars von Törne
Die Führung der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde denkt darüber nach, den umstrittenen Neubau einer Moschee in Pankow-Heinersdorf durch einen aus Berliner Gemeindemitgliedern bestehenden Wachdienst zu schützen. Das sagte der Imam der in der Stadt rund 200 Mitglieder starken Gemeinde, Abdul Tariq, am Dienstag. Vergangene Woche war ein Brandanschlag auf die Baustelle an der Tiniusstraße verübt worden. Ein Lastwagen brannte, konnte aber nach kurzer Zeit gelöscht werden. Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund, der Staatsschutz ermittelt. Gegen den Neubau gibt es seit einem Jahr massive Widerstände von Anwohnern, aber auch von organisierten Rechtsextremisten. „Wenn die Situation sich nicht beruhigt, müssen wir das Gelände selber sichern, denn wir können nicht erwarten, dass die Polizei dort rund um die Uhr aufpasst“, sagt Imam Tariq. Noch hoffe er, dass es dazu nicht kommt. Dennoch erwäge die Gemeinde, dass regelmäßig Mitglieder auf dem Gelände sind und auch dort übernachten. Dafür gebe es auf dem ehemaligen Fabrikgelände ein kleines Gebäude, das als Aufenthaltsraum genutzt werden könne. „Wir wollen keine Auseinandersetzungen provozieren, sondern zeigen: Wir sind hier“, sagt der Imam.
Derzeit ist die Gemeinde in ständigem Kontakt mit der Polizei. „Wenn die Gemeinde einen zusätzlichen Wachdienst initiieren will, ist das ihre Entscheidung“ sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei hätte jedoch ihrerseits Konsequenzen aus dem Brandanschlag gezogen und ihren Schutz der neuen Lage angepasst. „Wir sind präsent.“ Demnächst soll es ein weiteres Gespräch zwischen Polizei und Gemeindeführung darüber geben, wie man weiter vorgehen will. Die Bauarbeiten für die geplante zweistöckige Moschee mit Minarett sollen im Frühsommer beginnen. Am Montag wurden die letzten Reste einer Fabrik beseitigt, die früher auf dem Gelände war, dafür wurde auch ein Schornstein gesprengt. Mitte kommenden Jahres, so hofft Imam Tariq, soll der Bau fertig sein. Die Ahmadiyya-Gemeinde ist Anfeindungen gewohnt. Die Gruppierung ist zwar betont gewaltfrei und distanziert sich vehement von radikalen muslimischen Gruppen. Da sie aber eine in der islamischen Welt wenig verbreitete Koranauslegung vertritt und konservative Werte pflegt, wird sie von Kritikern als Sekte bezeichnet. Deswegen gab es auch an anderen Orten Widerstand gegen Moscheebauten, wie Hadayatullah Hübsch von der deutschen Gemeindezentrale in Frankfurt am Main berichtet. So hätten Ahmadiyya-Gegner in Hannover über Nacht auf einer Baustelle Holzkreuze errichtet, auf denen zu lesen war: „Diese Erde ist Deutsch.“ Auch in Berlin ist aus Sicht von Hübsch – der übrigens wie viele Gemeindemitglieder Deutscher ist – zu befürchten, dass es weitere „Kurzschlussreaktionen“ von Muslimfeinden gibt, die sich angesichts des wachsenden Rechtsextremismus und der von Hübsch beklagten „Hetze gegen Muslime“ in vielen Medien angestachelt fühlen könnten. Hübsch und seine Glaubensbrüder und -schwestern sehen das mit Trauer, aber denken nicht an Rückzug: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“ Die Moschee in Pankow-Heinersdorf wäre das erste als solches erkennbare islamische Gotteshaus im Ostteil der Stadt. Der Grundstein war zu Jahresbeginn gelegt worden.

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Berliner Zeitung, 27.03.2007
Schornstein gesprengt - die Moschee kann gebaut werden
Die Ahmadiyya-Gemeinde schützt ihre Baustelle nun selbst
Stefan Strauss
HEINERSDORF. Aus Angst vor Anschlägen werden Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Gemeinde die Bauarbeiten für ihre Moschee in der Tiniusstraße selbst bewachen. "Wir brauchen Schutz", sagt der Imam der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Berlin, Abdul Basit Tariq. Die Gemeinde reagiert damit auf einen Brandanschlag am vergangenen Mittwochabend, als auf dem Moschee-Gelände ein Baufahrzeug brannte. Anwohner hatten die Feuerwehr gerufen, die Polizei geht von Brandstiftung aus, der Staatsschutz ermittelt. "Wir befürchten, dass sich so etwas wiederholen könnte", sagt Imam Tariq. Nach Gesprächen mit der Polizei schicke diese ihre Streifenwagen jetzt zwar häufiger durch die Tiniusstraße, übernehme aber keine Dauerbewachung der Baustelle. Deshalb werden Ahmadiyya-Mitglieder auf dem Gelände in Zelten übernachten, wenn der Moscheebau beginnt.
Gestern wurde für den Neubau der nötige Platz geschaffen und ein 40 Meter hoher Schornstein gesprengt. Um 13 Uhr explodierten zwei Kilogramm Sprengstoff am Fuß des Turms, der wie geplant seitwärts auf das Gelände kippte. 38 Tonnen Schutt müssen nun beseitigt werden, bevor die zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett und ein Wohnhaus für den Imam gebaut werden. Mitte 2008 soll die Moschee eröffnen.
Das will die Initiative Pankow-Heinersdorfer Bürger (IPAHB) noch verhindern. Anfang Mai wird es eine weitere Demonstration gegen die Moschee geben. "Wir lehnen eine Moschee in Heinersdorf aus den gleichen Gründen ab, wie wir es schon vor einem Jahr getan haben", sagt Joachim Swietlik, Vorsitzender der IPAHB. Die Moschee-Gegner fürchten einen "verstärkten Zuzug von Ahmadiyya-Mitgliedern", der soziale Frieden sei "auf das Schärfste gefährdet", schreibt die Initiative. Verkehrschaos, Parkplatznot, sinkende Grundstückspreise seien die Folgen des Moscheebaus.
In dem Viertel kursieren Gerüchte, die Ahmadiyya-Gemeinde kaufe weitere Grundstücke in Heinersdorf und errichte neben der Moschee ein Kongresszentrum und eine Koranschule. Anwohner erzählen, man müsse den "Siegeszug des Islam in Heinersdorf aufhalten".
"Nichts von all dem ist wahr", sagt Imam Tariq: Etwa 200 Mitglieder nutzen die Moschee, der Imam predigt auf Deutsch, auch Nicht-Muslime sind willkommen. Innenverwaltung und Verfassungsschutz haben die Ahmadiyya-Gemeinde überprüft. Nicht eine Behörde meldet Bedenken an.

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TAZ, 24.03.2007
Türken fordern Konsequenzen
Nach dem Brandanschlag auf die Baustelle der Heinersdorfer Moschee hat der Generalsekretär der Türkischen Gemeinde zu Berlin, Celal Altun, die verantwortlichen Landes- und Bezirkspolitiker zu Konsequenzen aufgefordert. Die "Scharfmacher der Antimoscheenkampagne" sollten ihre Ämter niederlegen, erklärte er am Freitag, ohne allerdings Namen zu nennen. Zudem müssten sich die Bundesregierung und der Senat konsequenter für den Schutz von Andersgläubigen und Migranten einsetzen. "Wir fürchten um das körperliche und seelische Heil der Gemeindemitglieder", sagte Altun. Die Politiker sollten nun vor Ort ihre Solidarität bekunden und langfristig gegen rassistische Entwicklungen in Heinersdorf vorgehen. Wenn hier nicht eingegriffen werde, seien Anschläge wie in Mölln oder Solingen zu befürchten. EPD

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Berliner Zeitung, 23.03.2007
Anschlag auf Moschee: Polizei spricht von politisch motivierter Tat
Staatsschutz ermittelt / Bauarbeiten werden fortgesetzt
Marlies Emmerich
Nach dem Brandanschlag auf die Baustelle der Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde im Pankower Stadtteil Heinersdorf ermittelt der Staatsschutz auf Hochtouren. "Wir gehen von einem politisch motivierten Anschlag aus", sagte gestern ein Sprecher. Zeugen werden noch gesucht. Wie gestern berichtet, war in einem auf dem Gelände abgestellten Lkw vorgestern Abend Feuer gelegt worden. Die von Anwohnern alarmierte Polizei und Feuerwehr konnten rechtzeitig Schaden verhindern.
Dennoch ist das Entsetzen groß. Joachim Swietlik von der Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (IPHAB) distanzierte sich von der Tat und nannte den Anschlag verwerflich. "Wenn wir uns wehren, machen wir das mit rechtsstaatlichen Mitteln", sagte Swietlik im Namen der Moschee-Gegner. Wer mit seiner Wut nicht wisse wohin, solle sich seinem Verein der Moschee-Gegner anschließen. Swietlik verwies darauf, dass das Verwaltungsgericht über ein vom Bezirksamt abgelehntes Bürgerbegehren noch nicht entschieden habe. Die von der Pankower CDU unterstützte Initiative kündigte für Mai eine neue Demonstration an.
Mit scharfer Kritik reagierte Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) auf den Anschlag. Nach dem Scheitern des friedlichen Widerstandes werde offenbar die Schwelle zur Gewalt überschritten. "Für mich ist das der bisherige Höhepunkt des destruktiven Protestes", so Köhne. Auch mit der bisher betriebenen "geistigen Brandstiftung" müsse endlich Schluss sein. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sprach von einem "ziemlich erschütternden" Vorgang, Integrationssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) von einem Höhepunkt "islamfeindlicher Hetze". Es sei ein Anschlag auf das Zusammenleben und die kulturelle Vielfalt der Menschen, die "diese Stadt prägen und lebenswert machen". Die Pankower PDS-Abgeordneten verlangen in einem Antrag an das Parlament, sich dem Treiben der Moschee-Gegner entschieden entgegenzustellen. Das Feuer sei mehr als ein Sachschaden. Eine monatelange Kampagne und Stimmungsmache der Bürgerinitiative und der NPD habe einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Erst in vergangenen Wochen hätte die NPD im Bezirk ihre Aktivitäten intensiviert und flächendeckend "Bürgerbriefe" verteilt.
"Wir bleiben ruhig", sagte der Imam der Gemeinde, Basit Tariq. Nur eine kleine Gruppe mit rassistischen Gedanken rufe zur Hetze auf. Der Anschlag zeige, was diese Leute über den Islam denken. "In Heinersdorf gibt es gute Menschen. Wir haben Hoffnung", so der Imam. Tariq bestätigte, dass es Gespräche mit dem Landesamt für Arbeitsschutz über eine mögliche Asbestbelastung von abgerissenen Gebäudeteilen gebe. Die Bauarbeiten seien dadurch nicht behindert. Am kommenden Montag wird auf dem einstigen Industriegelände ein großer Schornstein gesprengt.

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Märkische Allgemeine Zeitung, 23.03.2007
Brandanschlag auf Moschee-Gelände
Knake-Werner: Feiger Anschlag
BERLIN
Politiker von Senat und Bezirksamt haben die Brandstiftung auf dem Baugelände der Ahmadiyya Moschee in Berlin-Heinersdorf verurteilt und die Moscheegegner zu einem friedlichen Miteinander aufgerufen. "Der feige Brandanschlag ist ein Höhepunkt der islamfeindlichen Hetze" sowohl der Bürgerinitiative gegen den Moscheebau als auch der NPD, erklärte Sozialsenatorin Heidi Knake- Werner (Linkspartei) gestern. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sprach von einem "ziemlich erschütternden Vorgang". Gegen den ersten Moschee-Neubau im Ostteil Berlins gibt es seit Monaten erhebliche Widerstände unter den Anwohnern. Die Ermittlungsbehörden haben noch keine Hinweise auf die Brandstifter, vermuten aber ebenfalls einen politisch motivierten Anschlag. Unbekannte hatten am Mittwochabend an einem Kipper auf dem umzäunten Baugelände Feuer gelegt. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt. Die Grundsteinlegung für die Moschee Anfang Januar war von Protesten begleitet. Das muslimische Gotteshaus soll im nächsten Jahr fertig sein. Gegenwärtig wird das Areal in einem Heinersdorfer Gewerbegebiet für die eigentlichen Bauarbeiten freigeräumt. "Alle Berliner sind jetzt gefordert, Solidarität mit der Ahmadiyya-Gemeinde zu üben und den Moscheegegnern die rote Karte zu zeigen" erklärte Senatorin Knake-Werner. Sie sei sicher, dass Polizei und Justiz alles für eine schnelle Aufklärung des Anschlags tun würden. Nach Polizeiangaben wurden weder Bekennerschreiben noch Schmierereien gefunden, die auf die Täter hindeuten. dpa

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taz Berlin, 23.03.2007
Konflikt um Moschee flackert erneut auf
Auf der Baustelle der Ahmadiyya-Gemeinde wurde ein Brandanschlag auf einen Lkw verübt. Senat kritisiert "Höhepunkt islamfeindlicher Hetze"
von CHRISTINA HEBEL und KATHRIN SCHRECK
Der Konflikt um den Bau der Moschee in Pankow-Heinersdorf geht in die nächste Runde: Auf der Baustelle der Ahmadiyya- Gemeinde brannte am Mittwochabend ein Kipplaster, verletzt wurde niemand. "Es gibt Hinweise auf Brandstiftung. Wir gehen von einem politisch motivierten Anschlag aus", sagte gestern ein Polizeisprecher. Deshalb habe der Staatsschutz die Untersuchungen übernommen.
Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) verurteilte als einer von vielen Politikern den Brandanschlag: "Den Gegnern der Moschee wird klar, dass ihr bisheriger Weg erfolglos war. Die Form des Anschlags zu wählen, ist entsetzlich." Köhne wie auch die Bürgerinitiative "Heinersdorf öffne Dich" forderten die Gegner auf, die bisher betriebene "geistige Brandstiftung" zu beenden, die die Stimmung angeheizt und radikalisiert hat. Gleicher Meinung ist Integrationssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei): "Der feige Brandanschlag ist ein Höhepunkt der islamfeindlichen Hetze der Bürgerinitiative gegen den Moscheebau und der NPD."
Zu den Gegnern des Moscheebaus gehört neben den organisierten Rechtsextremisten die Anwohnerinitiative Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger, kurz "ipahb". Diese distanzierte sich gestern auf ihrer Homepage von dem Anschlag". Die "iphab" wird auch von der Pankower CDU und Unions-Fraktionschef Friedbert Pflüger unterstützt. Die Moschee-Gegner werfen der Ahmadiyya-Gemeinde vor, frauenverachtend zu sein und die Demokratie abschaffen zu wollen.
Der Imam der Gemeinde, Abdul Basit Tariq, streitet das ab: "Wir haben mit politischen Themen nichts zu tun, wir sind eine Reformgemeinde, die gegen den Fundamentalismus kämpft." Er sieht den Brandanschlag gelassener als die Politiker. "Für uns war das Feuer allenfalls ein kleiner Schock." Da die "Hasskampagne" ihrer Gegner nun schon seit über einem Jahr andauere, seien die Gemeindemitglieder auf solche Angriffe mental vorbreitet, so Tariq. "Wir sind traurig über den Vorfall, geraten aber deswegen nicht in Panik." Den Schaden an dem ausgebrannten Lastwagen müsse die Baufirma mit ihrer Versicherung klären. "Wir machen mit dem Moscheebau weiter wie bisher", fügte er hinzu.
In den vergangenen Tagen hatte sich die Situation verschärft, da Anwohner versuchten, die Abrissarbeiten alter Gebäudereste auf dem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Tiniusstraße zu verhindern. Ihr Mittel: eine Anzeige wegen "Körperverletzung durch Freisetzung von asbestverseuchten Abbruchstaub". Der Baustopp wurde aber nach einem Tag wieder aufgehoben.
Um der Gemeinde ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen, veranstaltet das "Heinersdorf-Bündnis" heute eine antifaschistische Demonstration. Der Zug startet um 18 Uhr am U-Bahnhof Schönhauser Allee und endet auf dem Moschee- Baugrundstück. "Die Schonzeit für Rassisten in Heinersdorf ist vorbei!", verkündet das Bündnis in ihrem Aufruf zu der Demo.
Der Grundstein für das zweigeschossige Haus mit Minarett war zu Beginn des Jahres gelegt worden. Zwei Bürgerbegehren, die gegen den Bau protestierten, waren zuvor ohne Erfolg geblieben. Die Ahmadiyya-Gemeinde hat in Berlin etwa 250 Mitglieder, bundesweit gehören ihr rund 30.000 Menschen an. Das Gotteshaus wird das erste islamische im Ostteil der Stadt sein. Anfang 2008 soll es fertig gestellt werden. Imam Tariq setzt große Hoffnungen in diesen Tag: "Wenn die Moschee erst gebaut ist, werden die Menschen schon sehen, dass ihre Befürchtungen unbegründet waren."

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B.Z. 23.03.2007
Brandanschlag auf dem Gelände der Ahmadiyya-Moschee in Pankow
"Wir lassen uns nicht mürbe machen. Wir bauen weiter"
Der feige Brandanschlag auf dem Gelände der Ahmadiyya Moschee in Heinersdorf. Politiker und der Imam der Gemeinde reagierten bestürzt. "Ich bin schockiert und tief traurig", so Abdul Tariq, Bauherr des Gotteshauses im Osten Berlins. Unbekannte hatten am Mittwochabend einen Lkw auf dem Baugrundstück in Brand gesetzt. Die Polizei geht inzwischen von einem politischen Hintergrund aus. "Der Staatsschutz hat die Untersuchungen übernommen", so ein Sprecher.
"Erschütternder Vorgang"
Innensenator Ehrhart Körting (SPD) bezeichnete die Tat als "erschütternden Vorgang". Und PDS-Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner sagte: Der feige Brandanschlag sei "ein Höhepunkt der islamfeindlichen Hetze", sowohl der Bürgerinitiative gegen den Moscheebau als auch der NPD. Beweise für eine Tatbeteiligung der NPD gibt es nicht.
Immer wieder hatte es in den letzten Monaten Aktionen gegen den Moschee-Bau (zweistöckig, 12 Meter-Minarett) gegeben. Die NPD verschickte vor ein par Wochen flächendeckend einen Bürgerbrief gegen die Moschee.
Imam Abdul Tariq sagte gestern der B.Z.: "Wir haben versucht, den Menschen von Heinersdorf die Angst vor uns zu nehmen. Wir haben ihnen die Hand zur Versöhnung gereicht. Aber diese Menschen wollen ihren Hass gegen uns nicht aufgeben." Die Moschee werde nach geltendem Recht errichtet. "Wir lassen uns nicht mürbe machen. Wir bauen weiter."
Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) verurteilte den Anschlag und forderte, auch die "geistige Brandstiftung" müsse endlich beendet werden.
"Nach dem Scheitern des friedlichen Widerstandes ist nun offenbar die Schwelle zur Gewalt überschritten."
reis, weg

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Junge Welt, 23.03.2007
Demo nach Anschlag auf Moschee-Baustelle
Berlin. Bei dem Brandanschlag auf die Baustelle der Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Berlin-Heinersdorf am Mittwoch abend geht die Polizei »von einem politisch motivierten Anschlag aus«. Das erklärte ein Sprecher der Behörde am Donnerstag. Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) verurteilte den Anschlag und forderte, auch die »geistige Brandstiftung« gegen den Bau der Moschee müsse endlich beendet werden. Die Pankower Abgeordneten der Linksfraktion erklärten, der Vorfall sei der »vorläufige Höhepunkt« der »monatelangen Kampagne einer Bürgerinitiative und der NPD«. Das Bündnis »Kein Platz für Rassismus« ruft zu einer Protestdemonstration am Freitag (18.30 Uhr, S/U-Bhf. Schönhauser-Allee) auf.

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Welt online, 22.03.2007
Kritik an Brandstiftung auf Moscheegelände
Nach dem Brandanschlag auf die Baustelle der Ahmadiyya Moschee in Pankow fordern Politiker Solidarität mit der muslimischen Gemeinde. Unbekannte hatten am Mittwochabend einen Lastwagen angezündet. Die Polizei geht von einem politischen Motiv aus.
Politiker von Senat und Bezirksamt haben die Brandstiftung auf dem Baugelände der Ahmadiyya Moschee in Berlin- Heinersdorf verurteilt und die Moscheegegner zu einem friedlichen Miteinander aufgerufen. „Der feige Brandanschlag ist ein Höhepunkt der islamfeindlichen Hetze“, erklärte Sozialsenatorin Heidi Knake- Werner (Linkspartei) und bezog sich damit sowohl auf die Bürgerinitiative gegen den Bau der Moschee als auch auf die NPD. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sprach im Abgeordnetenhaus von einem „ziemlich erschütternden Vorgang“. Gegen den ersten Moschee-Neubau im Ostteil Berlins gibt es seit Monaten erhebliche Widerstände unter den Anwohnern.
Die Ermittlungsbehörden haben noch keine Hinweise auf die Brandstifter, vermuten aber ebenfalls einen politisch motivierten Anschlag. Unbekannte hatten am Mittwochabend an einem Kipper auf dem umzäunten Baugelände Feuer gelegt. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt.
Die Grundsteinlegung für die Moschee Anfang Januar war von Protesten begleitet. Das muslimische Gotteshaus soll im nächsten Jahr fertig sein. Gegenwärtig wird das Areal in einem Heinersdorfer Gewerbegebiet für die eigentlichen Bauarbeiten freigeräumt. Am kommenden Montag soll ein hoher Schornstein gesprengt werden.
Politiker fordern Solidarität
„Alle Berlinerinnen und Berliner sind jetzt gefordert, Solidarität mit der Ahmadiyya-Gemeinde zu üben und den Moscheegegnern die rote Karte zu zeigen“ erklärte Knake-Werner. Sie sei sicher, dass Polizei und Justiz alles für eine schnelle Aufklärung des Anschlags tun würden.
Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden weder Bekennerschreiben noch Schmierereien gefunden, die auf die Täter hindeuten. „Es liegt nahe, dass es ein Anschlag war“, sagte Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD). Unter den Moscheegegnern habe es in den vergangenen Wochen eine Radikalisierung gegeben. „Nach dem Scheitern des friedlichen Widerstandes ist nun offenbar die Schwelle zur Gewalt überschritten“, sagte der Kommunalpolitiker. „Es gibt Leute, die wollen nicht wahr haben, dass die Moschee gebaut wird.“
Radikale Proteste
Wortführer gegen den Moscheebau ist die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (ipahb). Unterstützung erhält sie von der CDU. Die Bürgerinitiative hatte versucht, die Moschee mit zwei Bürgerbegehren zu verhindern. Das Bezirksamt Pankow lehnte diese aber als verfassungswidrig ab. Auch danach rissen die Protestaktionen, zu denen sich mehrfach Anhänger der rechtsextremen NPD gesellten, nicht ab. Der Pankower SPD-Abgeordnete Peter Treichel wies jetzt darauf hin, dass die NPD in den vergangenen Wochen ihre Aktivitäten in dem Bezirk intensiviert und unter anderem einen Brief flächendeckend an Haushalte verteilt habe.
Dem Berliner Zweig der Ahmadiyya Muslim Gemeinde ist das bisherige Gemeindehaus im Bezirk Reinickendorf zu klein für ihre gut 200 Mitglieder geworden. Deshalb hatte die Gemeinde nach einem größeren Grundstück gesucht und ein früheres Gewerbegelände in der Tiniusstraße in Heinersdorf gekauft. Die Moschee des neuen Berliner Gemeindezentrums hier soll rund 500 Gläubigen Platz bieten. Bundesweit unterhält die Ahmadiyya Muslim Gemeinde mehr als ein Dutzend Moscheen. Der Verfassungsschutz stuft die Gemeinde als friedlich ein.

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Heinersdorf öffne dich! 22.03.2207
Brandanschlag auf das Moscheegelände
Mit Erschrecken haben wir zur Kenntnis genommen, dass der Konflikt um den geplanten Bau der Ahmadiyya-Moschee in Heinersdorf mit dem Brandanschlag am Abend des 21. März 2007 weiter eskaliert ist und eine neue Stufe erreicht hat. Wir sind besorgt darüber, dass der Einsatz gewaltsamer Mittel, der sich offenbar gegen Angehörige einer Religionsgemeinschaft und deren Recht auf freie Ausübung ihrer Religion richtet, in unserem Ortsteil zur Realität geworden ist. Zugleich gehen wir fest davon aus, dass die überwiegende Mehrheit der Heinersdorfer Bevölkerung unabhängig von ihrer Einstellung zum geplanten Moscheebau derartige Mittel definitiv ablehnt und als illegitim betrachtet.

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Berliner Zeitung, 22.03.2207
Lkw auf Moscheegelände in Brand gesetzt
Polizei vermutet vorsätzlich gelegtes Feuer / Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen
Andreas Kopietz, Stefan Strauß, Birgitt Eltzel
Auf dem Gelände der Ahmadiyya Moschee an der Tiniusstraße in Heinersdorf stand gestern Abend ein Lkw in Flammen. Anwohner hatten gegen 19.15 Uhr den brennenden Kipplaster bemerkt. Sie alarmierten sofort die Feuerwehr. Diese löschte das Feuer, das zwischen Fahrerhaus und Kippmulde entstanden war. Einzelheiten zur Brandursache und zur Höhe des Schadens wurden noch nicht bekannt. Ein Polizeisprecher sagte allerdings gestern Abend: "Wir gehen davon aus, dass der Brand absichtlich gelegt wurde." Die für die Verfolgung politisch motivierter Straftaten zuständige Abteilung Staatsschutz im Berliner Landeskriminalamt wurde bereits eingeschaltet.
Auf dem 4 000 Quadratmeter großen Grundstück an der Tiniusstraße will die Ahmadiyya Muslim Gemeinde ein Gotteshaus bauen. Seit Monaten wird über das Projekt im Bezirk Pankow heftig gestritten. Eine Bürgerinitiative hat sich eigens gebildet, um den Moscheebau zu verhindern. Die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (IPHAB) hatte unter anderem zwei erfolglose Bürgerbegehren gegen den Moscheebau gestartet. Sie organisierte auch Demonstrationen gegen den Bau des muslimischen Gotteshauses. Die Gegner des Moscheebaus befürchten Aktivitäten von radikalen Kräften. Der Verfassungsschutz des Landes hat dafür keine Anhaltspunkte. Die IPHAB wird auch von der Pankower CDU und dem Fraktionschef der CDU im Abgeordnetenhaus, Friedbert Pflüger, unterstützt.
Für die Heinersdorfer Moschee war, begleitet von Protesten, Anfang Januar der Grundstein gelegt worden. Der erste Moscheebau im Ostteil Berlins soll zwei Stockwerke haben und ein zwölf Meter hohes Minarett, das aber nur zur Zierde dienen soll. Außerdem wird ein Wohnhaus für den Imam und seine Familie errichtet. Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde hat in Berlin etwa 250 Mitglieder, bundesweit gehören ihr rund 30 000 Menschen an. Die Moschee soll Anfang 2008 fertig gestellt werden.
Erst vor einem knappen Monat hatte die rechtsextreme NPD vor dem Gelände eine Mahnwache unter dem Motto "Boykottiert den Moscheebau" veranstaltet. Heinersdorfer Bürger stellten sich am selben Tag mit einer friedlichen Demonstration für Toleranz und Gastfreundlichkeit gegen die Rechtsextremen. Die IPHAB blieb beiden Aktionen fern. (kop., str., el.)

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Der Tagesspiegel, 22.03.2007
Brandanschlag auf Moscheebaustelle
Polizeilicher Staatsschutz ermittelt. Konflikt in Heinersdorf spitzt sich zu
Auf die Moscheebaustelle der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde in Pankow-Heinersdorf ist ein Brandanschlag verübt worden. Nach Angaben der Polizei brannte am Mittwochabend ein Lastwagen auf dem Grundstück an der Tiniusstraße. Hier finden seit kurzem Abrissarbeiten statt, damit auf dem Gelände eine zweigeschossige Moschee mit Minarett gebaut werden kann. Gegen 19.15 Uhr alarmierte ein Anwohner Polizei und Feuerwehr, weil aus einem von mehreren Baufahrzeugen auf dem Grundstück Flammen schlugen. Ein Kipplaster brannte, verletzt wurde niemand. Die Polizei fand Hinweise auf Brandstiftung, sagte ein Sprecher. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen. Gegen die Moschee gibt es seit Bekanntwerden der Pläne vor einem Jahr massive Proteste von Anwohnern, aber auch von organisierten Rechtsextremisten. Es ist das erste als solches erkennbare islamische Gotteshaus im Ostteil der Stadt. Der Grundstein für die Moschee war zu Jahresbeginn gelegt worden. Zwei Bürgerbegehren gegen den Bau blieben ohne Erfolg. In den vergangenen Tagen hat sich der Konflikt weiter zugespitzt. Zuletzt hatten Anwohner versucht, die Abrissarbeiten alter Gebäudereste auf dem Gelände mit einer Anzeige wegen „Körperverletzung durch Freisetzung von asbestverseuchtem Abbruchstaub“ zu verhindern. Der Baustopp wurde aber nach einem Tag wieder aufgehoben. „Die Atmosphäre ist vergiftet“, sagte Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) kürzlich über den Konflikt mit den Moscheegegnern in einem Interview. „Die Proteste werden von immer weniger Leuten getragen, aber radikalisieren sich“, heißt es bei der Initiative „Heinersdorf öffne Dich“, die sich für mehr Toleranz im Viertel engagiert. Am kommenden Montag soll auf dem früheren Industriegelände ein großer Fabrikschornstein abgerissen werden, um Platz für die Moschee zu machen. Das kündigte der Imam der Gemeinde an, die derzeit noch ein Einfamilienhaus am Flughafen Tegel als Gebetsraum nutzt. Die Ahmadiyya-Anhänger verstehen sich als separate Reformgemeinde innerhalb des Islam. Sie haben in Berlin etwa 200 Mitglieder und wenden sich gegen extreme, militante Strömungen. Kritiker werfen der Gruppe sektenähnliche Strukturen vor. Unter anderem deswegen hatte sich auch die CDU dem Protest gegen den Moscheebau angeschlossen. Fraktionschef Friedbert Pflüger hatte kürzlich bekräftigt: „Ich bin nicht gegen Moscheen in Berlin, aber diese Gemeinde ist eine Sekte, deren Mitglieder mit dem Stadtteil nichts zu tun haben“. Die organisierten Moscheegegner von der Anwohnerinitiative „ipahb“ werfen der Ahmadiyya-Gemeinde vor, sie sei frauenverachtend und wolle die Demokratie abschaffen. Die Gemeinde hat dies stets zurückgewiesen und ihre Kritiker eingeladen, sich bei Besuchen vom Gegenteil zu überzeugen.
Lars von Törne

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rbb-online, 22.03.2007
Brandstiftung an Moschee-Baustelle
An der Baustelle der Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde im Berliner Stadtteil Heinersdorf hat es eine Brandstiftung gegeben. Unbekannte zündeten ein Baufahrzeug an. Anwohner entdeckten den Brand am Mittwochabend und alarmierten Polizei und Feuerwehr.
Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
Begleitet von Protesten war im Januar der Grundstein für die erste Moschee im Ostteil der Stadt gelegt worden. Gegen den Bau hat sich eine Interessengemeinschaft Pankow Heinersdorfer Bürger organisiert.
Das muslimische Gotteshaus im Stadtteil Heinersdorf soll in einem Jahr fertig sein.

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Spiegel online, 21.03.2007
BRANDANSCHLAG
Baufahrzeug auf Moschee-Baustelle angezündet
Unbekannte haben auf dem Gelände der umstrittenen Ahmadiyya-Muslim-Moschee in Berlin-Heinersdorf einen Bauwagen in Flammen gesetzt. Eine Stadtteil-Bürgerinitiative hatte sich gegen den Bau gewehrt, weil sie dort radikale Aktivitäten fürchtet. Der Staatsschutz ermittelt.
Berlin - An der Baustelle der Moschee der Ahmadiyya Muslim Gemeinde im Berliner Stadtteil Heinersdorf ist ein Baufahrzeug in Flammen aufgegangen. Anwohner entdeckten das Feuer und alarmierten Polizei und Feuerwehr. Nachdem der Brand gelöscht war, stellte sich heraus, dass das Feuer in dem Kippfahrzeug gelegt worden war.
Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde will in Heinersdorf für ihre rund 250 Berliner Mitglieder eine zweistöckige Moschee mit einem zwölf Meter hohen Minarett errichten. Der Grundstein war im Januar gelegt worden. Anfang 2008 soll die Moschee fertig sein.
Gegen den Bau hat sich eine Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger organisiert, die auch von der Pankower CDU und dem Unions-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, Friedbert Pflüger, unterstützt wird. Die Gegner befürchten in dem muslimischen Gotteshaus Aktivitäten von radikalen Kräften. Der Berliner Verfassungsschutz sieht hierfür jedoch keine Anhaltspunkte.
Bei dem Brand kam niemand zu Schaden. Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

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Zeitung für den Kiez PankowSpitzeSüdost - Online-Ausgabe, 21.03.2007
Ganz in der Nähe: Moscheebau im Ortsteil Heinersdorf, Tiniusstr./Ecke Prenzlauer Promenade, Samstag, 24.2.2007
Unter dem Schutz von 80 PolizistInnen protestierten 40 Mitglieder der Anwohnerinitiative ‘Heinersdorf, öffne dich‘ gegen die NPD-Mahnwache in der Nähe des Bauplatzes der Moschee. Sie hielten Schilder hoch wie ‘Mahnwache – Nein danke!‘ und ‘Keine Hetze‘ Die AnwohnerInnen treten für ‘ein tolerantes und gastfreundliches Heinersdorf‘ ein. Die NPDMahnwache bestand aus 10 Personen und stand unter dem Motto ‘Boykottiert den Moscheebau‘. (vgl. BerlZ, 26.2.2007) Kommentar: Warum eigentlich boykottieren? Boykottieren heißt. ‘Wir nehmen die Leistungen der Moschee nicht in Anspruch.‘ Darum geht es den NPD-Anhängern wohl nicht! Offensichtlich sollte die Boykott-Parole an den ‘Judenboykott‘ vom 1.4.1933 erinnern. Damals rief die NSDAP zum Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Anwälte auf. SA, HJ und Stahlhelm postierten sich vor den Geschäften und Büros, um deutsche BürgerInnen an deren Betreten zu hindern. Und: Wie erklärt eigentlich die NPD der Heinersdorfer Bürgerschaft, dass sie gleichzeitig islamistische Staaten wie den Iran und islamistische Terrororganisationen propagandistisch unterstützt? Die Moschee wird von der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde auf einem Areal von 4000 qm gebaut; der Grundstein ist bereits gelegt. Der Widerstand gegen den Moscheebau wird von der Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (IPHAP) getragen. Die IPHAP beteiligte sich weder an der Mahnwache noch am Protest gegen die Mahnwache. Die IPHAP wird von der CDU und NPD unterstützt und organisierte mehrere Demonstrationen mit erschreckend hoher Beteiligung von jeweils mehreren hundert, einmal sogar über 500 BürgerInnen. Immer dabei waren Dutzende von Neonazis. Unvergesslich bleiben die pogromartige Szenen auf einer Bürgerversammlung in der Turnhalle beim Wasserturm. Am 30.3.2006 versammelten sich in und vor der Turnhalle unfassbarerweise 1500 Menschen. Aberhunderte schrieen ‘Wir sind das Volk‘ und ‘Haut ab!‘ Vorort regte sich ausser dem damaligen BVV-Vorsteher, Herrn Kirchner (Die Grünen), keine Gegenstimme, die zur Toleranz aufrief. Die Versammlung musste abgebrochen werden, weil die Polizei die Sicherheit der eingeladenen Muslime nicht mehr gewährleistet werden konnte. Das Projekt KiezVerantwortung hegt nicht die geringste Sympathie für die muslimische Weltanschauung, verteidigt aber das verfassungsgemäße Recht aller Religionsgemeinschaften, sich zu versammeln und hierfür Kultstätten zu bauen. Klar ist aber auch: Die Toleranz gegenüber allen Religionsgemeinschaften muss jedoch bei den Grundund Menschenrechten enden, die rangmäßig über den Ritualen und der Weltsicht von Religionsgemeinschaften stehen. Niemand darf unter Berufung auf seine Religion die Menschenrechte seiner Mitmenschen verletzen oder außer Kraft setzen – auch nicht im Bereich des Privaten. Die Vorfälle in Heinersdorf zeigen, wie schnell die ‘normale‘ Mehrheitsbevölkerung bereit ist, nicht nur Pogrome zu dulden, sondern sie aktiv zu inszenieren. Aus Stinos wird sehr schnell Mob. Polizei und Bezirksamt haben Pogrom und Verfassungsbruch noch einmal verhindert. Ein schlechter Trost. Ein Bürgerbegehren hätte mit Sicherheit eine Mehrheit gegen den Moscheebau ergeben. Das sollten sich alle hinter die Ohren schreiben, die für schrankenlose ‘Basis-Demokratie‘ eintreten. Der in Mediengesellschaften leicht steuerbare ‘Volkswille‘ kann auch die Abschaffung der Grund- und Menschenrechte zur Folge haben. Die ‘Öffne Dich‘-Anwohnerinitiative repräsentiert nur eine kleine isolierte Minderheit. Gerade deshalb muss sie unterstützt werden.

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Berliner Zeitung, 20.03.2007
"Die Atmosphäre ist vergiftet"
Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) sieht keine Gesprächsgrundlage mehr mit den Gegnern einer Moschee in Heinersdorf
Der Bau einer Moschee in Heinersdorf sorgt seit langem für politische Debatten, Streit und Unruhe im Bezirk. Vor einigen Tagen haben die Moschee-Gegner dem Bürgermeister bei seiner Sprechstunde im Einkaufscenter 6 000 Protestpostkarten überreicht.
Sie waren offenbar sehr überrascht, als die Delegation plötzlich vor Ihnen stand.
Es ist recht ungewöhnlich, eine Bürgersprechstunde zu instrumentalisieren. Die Gegner hatten mich vorher nicht informiert. Das ist nicht der feine Stil.
Welches Verhältnis haben Sie zur Initiative Pankow-Heinersdorfer Bürger, die verhindern will, dass die Ahmadiyya-Muslim Gemeinde in der Tiniusstraße eine Moschee baut?
Die Atmosphäre ist vergiftet. Es gibt keine sachliche Auseinandersetzung, stattdessen persönliche Angriffe, Bestechungsvorwürfe und Diffamierungen.
Dabei hatten Sie sich doch gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit getroffen.
Ich bin eingeladen worden und wollte die Menschen kennenlernen. Es war ein angenehmes Gespräch, obwohl die Widersprüche unüberwindbar sind. Ich habe deutlich gemacht, dass die Initiative bei allem, was sie tut, nicht verhindern kann, dass die Moschee gebaut wird. Auch wenn man kein Anhänger des Islam ist, muss man akzeptieren, dass die Ahmadiyya Gemeinde ein Recht hat, eine Moschee zu bauen.
Können Sie denn die Ängste mancher Heinersdorfer vor dem Islam und der Moschee nachvollziehen?
Natürlich, man muss sich nur jeden Tag die Nachrichten anschauen! Ich akzeptiere aber nicht, dass der Konflikt um die Moschee ständig angeheizt wird, um neue Ängste zu schüren.
Bundesweit wird über den Moschee-Streit und die Proteste in Heinersdorf berichtet. Schadet das dem Ruf des Bezirkes?
Es gibt immer Proteste, wenn in Deutschland eine Moschee gebaut wird. Das ist kein Heinersdorfer und auch kein typisch ostdeutsches Problem. Nur die Heftigkeit ist mir fremd, mit der in Heinersdorf gegen die Moschee vorgegangen wird. Ich habe den Eindruck, die Fundamentalisten sind schon da.
Wie geht es nun weiter?
Einen Dialog mit den Moschee-Gegnern halte ich erst für möglich, wenn sie ihre Ausgrenzungspolitik aufgeben. Es gibt zum Glück noch andere Gruppen in Heinersdorf, die sich mit der örtlichen Entwicklung konstruktiv auseinandersetzen.
An Pankow gefällt mir am besten ...
... dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger konstruktiv in die Politik und das gesellschaftliche Leben einmischen.
Gar nicht gefällt mir ...
... dass es Hunde in der Stadt gibt und dass Pankow außerhalb von Prenzlauer Berg viel zu wenige Restaurants hat, die wirklich gut sind.
Sie bekommen 15 Millionen Euro für den Bezirk geschenkt. Was machen Sie damit?
Erstmal die Schulden tilgen, dann Spielplätze bauen, Schwimmhallen sanieren und ganz Pankow mit kostenlosem Internet ausstatten.
Gespräch: Stefan Strauß

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Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin, 16.03.2007
Paritätischer Rundbrief Jan./Feb. 2007
Initiative Offener Kiez
WIR STEHEN GEMEINSAM FÜR EINEN OFFENEN KIEZ, FÜR MENSCHLICHKEIT UND EIN FRIEDLICHES MITEINANDER. GEGEN JEDE FORM VON RASSISMUS UND FASCHISMUS!
Diskussion zur Moschee in Heinersdorf im Frei-Zeit-Haus Weißensee.
Auftaktveranstaltung zur Gesprächsreihe in Pankower Ortsteilzentren gegen Rechts-extremismus
Eine Diskussionsrunde mit Vertretern der Ahmadiyya-Gemeinde im Frei-Zeit-Haus Weißensee (FZH) am 31. Januar war der Auftakt einer Staffel von Veranstaltungen in der ersten Hälfte dieses Jahres zu Problemen der Integration im Bezirk Pankow. Die Veranstaltungsreihe hat den Titel „Keine Angst vor dem Fremden – Pankow bleibt offen!“ und wird im Rahmen einer Kampagne des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPW) Berlin durchgeführt.
Diese Kampagne trägt den Titel: „Die Würde des Menschen ist unantastbar - Wir sagen NEIN zu Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus“. Neben dem FZH Weißensee sind die beiden anderen Ortsteilszentren des Großbezirks beteiligt, das „Amtshaus Buchholz“ und das Stadtteilzentrum von „Pfefferwerk“ am Teutoburger Platz in Prenzlauer Berg.
Die Auftaktveranstaltung stand im Zeichen der anhaltenden Auseinandersetzungen um den Bau der Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde im Pankower Ortsteil Heinersdorf. Dort ist nach wie vor ein großer Teil der Einwohner prinzipiell gegen den Bau eines islamischen Gotteshauses. Die Arbeit einer entsprechenden Bürgerinitiative wird als Plattform für zahlreiche Aktivitäten von rechtsradikalen Gruppierungen genutzt, aber auch von der Pankower CDU unterstützt. Das Pankower Bezirksamt hält an seiner Entscheidung fest, den Moschee-Bau zu genehmigen und findet inzwischen Unterstützung für seine Haltung bei einer Reihe von Heinersdorfern, die sich zu der Initiative „Heinersdorf öffne dich“ zusammengeschlossen haben.
Neben Vertretern der Ahmadiyya-Gemeinde und dieser Heinersdorfer Initiative waren zu der Veranstaltung insbesondere zahlreiche Anwohner aus der Pankower Region Weißensee geladen, die aktiv an der Kiezarbeit im Frei-Zeit-Haus teilnehmen. Heinersdorf war bis zur Bezirksfusion Ortsteil des Berliner Bezirkes Weißenssee und grenzt an das engere Einzugsgebiet des FZH. Darauf spielte Christoph Lewek vom FZH Weißensee an, als er die Veranstaltung eröffnete. „Zu einer guten Nachbarschaft gehört, dass man einander kennt“, sagte er. Dem Austausch von Informationen übereinander und miteinander solle das Treffen zunächst dienen.
Den größten Teil der Diskussion nahmen Informationen über den Islam, die Ahmadiyya-Gemeinde und ihrer  Haltung zu Grundfragen des menschlichen Zusammenlebens in einer Gesellschaft ein. Die Ahmadiyya-Gemeinde, so Imam Abdul Basit Tariq, ist eine von zahlreichen Glaubensrichtungen des Islam. Ihr Ursprung und ihr Schwerpunkt liegt nach in Pakistan. Gemeinden existieren aber inzwischen in 18 Staaten. In Deutschland hat die Ahmadiyya-Gemeinde etwa 30 000 Anhänger, ungefähr 200 leben in Berlin. Die überwiegende Zahl ihrer Mitglieder sind ursprünglich Emigranten, denn Ahmadiyya wird in Staaten mit strenger, militanter Auslegung des Korans, wie auch Pakistan, verfolgt.
Zur Beantwortung von Fragen der Weißenseer waren zu der Diskussion neben dem Imam auch etwa ein halbes Dutzend Berliner Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde erschienen, die Hälfte davon Frauen. Klar Stellung bezogen wurde von den Muslimen zu solchen grundlegenden Fragen wie dem Friedensgebot, das sowohl im Islam wie im Christentum eine zentrale Rolle spielt, der Ablehnung des gewaltsamen Dschihad, des Glaubenskrieges. Das betraf auch die  Toleranz gegenüber anderen Religionen, einschließlich gegenüber dem Judentum und nicht-religiösen Weltvorstellungen.
Für das andersartige Verständnis der Rolle der Frau, in bezug auf Kleiderordnung und sonstige andersartige Verhaltensweisen im Alltag wurde bei den Nicht-Muslimen um Verständnis geworben. Besonders die Frauen von der Ahmadiyya-Gemeinde demonstrierten selbstbewusst, dass sie sich  durch die Glaubensvorschriften des Islam in ihrer Gemeinde nicht unterdrückt fühlten. Die Moschee in Heinersdorf und das damit verbundene Gemeindezentrum werden namentlich mit Spenden der Frauen der Gemeinde gebaut. Beide würden ihnen eine bessere Gelegenheit als bisher geben, am Gemeindeleben teilzunehmen.
Auf Anfrage konnten Reihe von Gerüchten ausgeräumt werden, die, offensichtlich ausgehend von  Heinersdorf,  seit einiger Zeit die Runde machen. So wurde klargestellt, dass vom zur Moschee gehörigen, zwölf Meter hohen Minarett nicht, wie in islamischen Ländern üblich, zum Gebet gerufen werde. Es wird gar nicht zugänglich sein. Auch ist kein Massenandrang von Gläubigen und deren Autos zu erwarten. Zur Gemeindearbeit werden täglich lediglich zwischen 10 und 15 Mitglieder erwartet, zu den Gebeten an den Freitagen 100 bis 120. Dafür stelle die Gemeinde auf ihrem Grundstück eigene Parkplätze zur Verfügung. Ansiedeln in Heinersdorf wollen sich nur der Imam und der Hausmeister der Moschee mit seiner Familie.
Übereinstimmung herrschte außerdem, dass Heinersdorf keine besondere Brutstätte des Rechtsextremismus und der Fremdenfeindlichkeit sei. Imam Tariq: „Wir werden nirgendwo mit offenen Armen empfangen.“ Sophie Alex von der Initiative „Heinersdorf öffne dich“: „Es gibt auch andere Heinersdorfer.“
Den Schlusspunkt setzten Angebote, das gegenseitige Kennenlernen weiter zu vertiefen. Christoph Lewek: „Informieren Sie sich über die Freizeitangebote auch in unserem Haus.“ Abdul Basit Tariq: „Bei uns sind Nicht-Muslime jederzeit willkommen.“
http://datenbank.spinnenwerk.de/vska/kampagne/message.html

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Südwestrundfunk Baden-Baden, 06.03.2007
Freitag, 9. März 2007 / 22.00 Nachtcafé
Gäste bei Wieland Backes
Fremde Heimat Deutschland - Ist die Integration gescheitert? Empfehlungen
Wir lieben das Essen beim Asiaten, lassen unsere Wohnungen und Büros von Türken reinigen, unsere Kinder und Alten von Frauen aus Osteuropa betreuen. Menschen aus aller Herren Länder haben in Deutschland Arbeit und eine neue Heimat gefunden - dennoch sind wir uns fremd geblieben. Mehr noch: Probleme mit Migrantenjugendlichen in sozialen Brennpunkten, aber auch die schwierige Auseinandersetzung mit dem Islam belegen eher ein Gegen- als ein Miteinander. Und nicht wenige stellen sich die Frage, ob sich Zuwanderer überhaupt integrieren lassen wollen, schotten sie sich und ihre Familien doch häufig von dem deutschen Kultur- und Alltagsleben ab. Trotz Einbürgerungsversuchen und den Ideen einer multikulturellen Gesellschaft gelingt es uns anscheinend nicht, Migranten in unsere Gesellschaft einzubinden. Ist das Projekt Integration zum Scheitern verurteilt? Wie gelingt es uns, aus der fremden Heimat eine gemeinsame Heimat Deutschland zu machen?
Gäste:
Für Volker Bouffier ist die Sache klar: Wer nach Deutschland einwandert, muss sich anpassen und unsere Werte anerkennen! Ansonsten ist die Integration zum Scheitern verurteilt, da ist der hessische Innenminister sicher. Um festzustellen, ob sich die Migranten der deutschen Gesellschaft wirklich verbunden fühlen, plädiert er für einen sogenannten "Wissens- und Wertetest". Nur so kann es in seinen Augen gelingen, Parallelgesellschaften aufzubrechen und den Einheimischen Ängste vor Fremden zu nehmen. Er meint: "Viele Einwanderer sperren sich gegen unsere Kultur."
Dennenesch Zoudé hat die gegenteilige Erfahrung gemacht: In ihren Augen liegen die Integrationsprobleme eher auf deutscher Seite. Die Schauspielerin kam als Kleinkind mit ihren Eltern aus Äthiopien nach Berlin: Von Anfang an war die Familie an der deutschen Kultur interessiert, es wurde nur Deutsch gesprochen, die hiesigen Werte wurden angenommen. Trotzdem spürt die 40-Jährige mit deutschem Pass, dass man hier mit fremdem Namen und dunkler Hautfarbe immer "die Ausländerin" bleibt. Ihr Weg damit umzugehen: "Ich habe mir eine Schale zugelegt. Man kann nicht überleben, wenn man permanent der Außenseiter ist."
Barfuß und mit einem einzigen Kleid kam Nadia Qani vor 26 Jahren am Frankfurter Flughafen an. Sie war vor dem Krieg aus Afghanistan geflüchtet und konnte kein Wort Deutsch. Heute leitet sie ihren eigenen Pflegedienst und beschäftigt Menschen aus mehr als zehn Nationen. 2005 wurde sie zur "Frankfurterin des Jahres" gewählt. Obwohl Nadia Qani noch nie Urlaub machen konnte, ist sie glücklich: "Frankfurt ist heute mein Zuhause!" Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass auch Kabul eines Tages eine so weltoffene Stadt wird.
Prof. Werner Schiffauer ist davon überzeugt, dass viele Einwanderer alles daran setzen, einen Platz in Arbeitsleben und Gesellschaft einzunehmen. Wenn die Integration scheitert, dann liege es oft an den Deutschen: Sie begegnen allem Fremden mit Skepsis, Angst und offener Ablehnung. Dabei sei das Beibehalten der eigenen Kultur für viele Einwanderer sehr wichtig. So hätten Muslime ohne ihr Gebet in der Moschee oft nicht die Kraft zur Jobsuche. Auch von Leitkulturdebatten und Einbürgerungstests hält der Kultur- und Sozialanthropologe der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) deshalb nichts. Seine Meinung: "Mit Forderungskatalogen gewinnt man keine Herzen!"
Mehr als 40 Jahre trug Emel Abidin Algan den Kopf bedeckt und lebte in einer streng islamischen Gemeinschaft - mitten in Deutschland. Die Tochter des Gründers der orthodox-islamischen Glaubensgemeinschaft Milli Görüs fügte sich in eine arrangierte Ehe und bekam sechs Kinder. Ihr Studium blieb auf der Strecke, als sie den Islamischen Frauenverein leitete. Mit 44 Jahren dann der Aufbruch: Emel Abidin Algan hielt es unterm Kopftuch nicht mehr aus. Seither ist alles anders: Viele Muslime haben sich von ihr abgewandt, auch aus der eigenen Familie. Dafür genießt Algan neue Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben.
Joachim Swietlik hat Angst, die Parallelgesellschaft bald vor der eigenen Haustüre zu haben: Direkt neben seiner Wohnung im beschaulichen Berlin-Heinersdorf soll die erste Moschee im Osten Berlins entstehen. Vor gut einem Jahr hat er eine Bürgerbewegung ins Leben gerufen, um sich gegen den Bau des muslimischen Gotteshauses zu wehren. Der 43-Jährige befürchtet, dass mit der Moschee und ihren Besuchern das Mittelalter Einzug in sein Viertel hält. Er bezweifelt, dass die beiden Kulturen sich annähern werden: "Wir suchen den Dialog, aber die Muslime weisen immer auf ihr Anderssein hin."
An der Bar: Als Kleinkind kam Senay Duzcu mit der Familie aus der Osttürkei nach Deutschland. Ihr Vater versuchte alles, um die einzige Tochter vor vermeintlich verderblichen Einflüssen abzuschotten: Sie durfte keine deutschen Mitschüler besuchen, immer mussten die älteren Brüder auf sie aufpassen. Aus dieser angstbestimmten Atmosphäre konnte Senay Duzcu ausbrechen: Dank Abitur und Studium erwarb sie sich den Respekt der Familie. Heute steht sie als erste deutsch-türkische Kabarettistin auf der Bühne und sagt: "Die Integration ist wie eine emotional gestörte Ehe: Türken haben tausend Worte für Empfindungen, die Deutschen sind Weltmeister im Analysieren!"

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© www.heinersdorf-oeffne-dich.de, Initiative aus Berlin-Heinersdorf, Berlin 2007 | letzte Aktualisierung: 03.05.2010