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Februar 2007

28.02.2007 Nachbarschaftsstreit
26.02.2007 Protest gegen NPD-Aktion
26.02.2007 Protest gegen NPD-Auftritt

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Hamburger Abendblatt, 28.02.2007
Nachbarschaftsstreit
Erbittert kämpft ein Häuflein Berliner gegen das Gotteshaus: "Bei uns wohnt doch gar kein Moslem"
"Es ist egal, wo wir planen. Niemand will eine Moschee"
Von Barbara Möller
Berlin - Erbittert bekämpft die "Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger" (kurz: Ipahb) den Bau der Moschee an der Tiniusstraße im Norden Berlins. Die kleine Hundertschaft hat alles versucht. Alles vergebens.
Das Bürgerbegehren, für das sie im vergangenen Jahr 6000 Unterschriften sammelte ("Du bist Heinersdorf!"), wurde vom zuständigen Bezirksamt unter dem Hinweis auf die Religionsfreiheit abgeschmettert. Die September-Demonstration schaffte es zwar in die Nachrichten, aber auch nur deshalb, weil sich auch die Rechten angesagt hatten und die Polizei deshalb vorsorglich 500 Beamte schickte. Selbst für die Unterstützung durch den CDU-Spitzenkandidaten Friedbert Pflüger ("Bitte, Imam, sieh dich nach einem anderen Standort um!") konnten sich die Pankow-Heinersdorfer nichts kaufen: Der Mann verlor die Landtagswahl haushoch und hat seitdem in der Stadt nicht wirklich etwas zu sagen. Zum Jahreswechsel haben die empörten Bürger dann noch eine Lichterkette gebildet - die Grundsteinlegung, die Anfang Januar stattfand, konnten sie dadurch nicht verhindern.
Wer sich zur Tiniusstraße begibt, wo die als friedfertig geltende Ahmadiyya-Gemeinde eine zweistöckige Moschee und ein zwölf Meter hohes Minarett errichten will, wird die helle Aufregung nicht verstehen. Insgesamt ist das eine ziemlich hässliche, gesichtslose Gegend. Das Areal liegt an der riesigen Brache, die ein aufgegebener Rangierbahnhof hinterlassen hat, und einen Steinwurf entfernt fängt bereits die A 114 an. Die ersten Wohnhäuser liegen ein ganzes Stück entfernt, wirklich benachbart sind nur der "Zack"-Baumarkt und die Kleingartenkolonie "Feuchter Winkel".
Die Pankow-Heinersdorfer wollen den Vorwurf der Intoleranz nicht auf sich sitzen lassen. Sie hätten, sagen sie, ja gar nichts gegen die Muslime. Sie könnten nur nicht verstehen, warum die Moschee ausgerechnet bei ihnen gebaut werden solle, wo es keinen Einzigen gebe. "Warum", fragt der Ipahb-Vorsitzende Joachim Swietlik, "bauen die nicht da, wo die Gemeinde ihr Zentrum hat? In Reinickendorf?"
Tatsächlich haben 200 Mitglieder der Berliner Ahmadiyya-Gemeinde ihr Gemeindehaus derzeit noch im ehemaligen Westberlin. Untergebracht in einem ganz normalen Wohnhaus, ist es inzwischen aber zu klein geworden. Und der Grundstückspreis für die abgewickelte Sauerkrautfabrik in Pankow-Heinersdorf ist unschlagbar niedrig gewesen. Heinersdorf mit seinen 6500 Einwohnern ist ehemaliges Ostberlin. Davon abgesehen, sagt Abudallah Uwe Wagishauser, der Chef der deutschen Ahmadis, sei es doch völlig egal, wo man einen Neubau plane: "Niemand möchte eine Moschee in seiner Umgebung." Protestaktionen, wie man sie in München-Sendling, Frankfurt-Rüdelheim, Köln-Ehrenfeld oder Hamburg-Harburg erlebte, scheinen Wagishauser recht zu geben.
Jetzt also Berlin-Pankow. Und hier wollen die Ahmadis, die eine Ein-Prozent-Minderheit unter den drei Millionen Muslimen bilden, die es in Deutschland gibt, nicht nachgeben. Niemand, beteuert Imam Abdul Basit Tariq unermüdlich, müsse Angst vor den Ahmadis haben. Tariq, in Pakistan geboren, lebt seit 1982 in Deutschland, seit zehn Jahren hat er die deutsche Staatsbürgerschaft. Er predigt auch auf Deutsch. Jeden Freitag. Jeder kann also verstehen, was er sagt. Aber Abdul Basit Tariq gibt heute auch zu, dass seine Gemeinde einiges hätte anders machen können. "Wir hätten", sagt der Mann aus Islamabad, "stärker auf die Heinersdorfer zugehen müssen."
Zurzeit ist es an der Tiniusstraße wieder ruhig. Wer zum Bauplatz will, braucht wegen des Matsches Gummistiefel, immerhin weiß man jetzt, warum der "Feuchte Winkel" "Feuchter Winkel" heißt. Vom Baubeginn, der für Februar angekündigt war, ist weit und breit nichts zu sehen.

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Berliner Zeitung, 26.02.2007
Protest gegen NPD-Aktion
Für Toleranz in Heinersdorf
HEINERSDORF. Sie wollen einen grünen Stadtteil, wo die Menschen in guter Nachbarschaft wohnen und wo das Motto gilt: Leben und leben lassen: Etwa 40 Mitglieder der Initiative "Heinersdorf öffne dich!" protestierten am Sonnabend mit einer Kundgebung gegen eine NPD-Mahnwache an der Tiniusstraße/Prenzlauer Promenade. Die Rechtsextremen hatten ihre Aktion, an der sich etwa zehn Personen beteiligten, unter das Motto "Boykottiert den Moscheebau" gestellt.
Wie berichtet, will die Ahmadiyya Muslim Gemeinde auf einem rund 4 000 Quadratmeter großen Grundstück an der Tiniusstraße ein Gotteshaus bauen. Anfang Januar wurde der Grundstein für die Moschee gelegt, noch 2007 soll sie fertig sein. Um das Projekt wird im Bezirk heftig gestritten, eine Bürgerinitiative hat sich eigens gebildet, um den Moscheebau zu verhindern. Diese Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (IPHAB) startete unter anderem zwei erfolglose Bürgerbegehren. Seit November 2006 findet sie offenen Widerspruch im Ortsteil: Die Anwohnerinitiative "Heinersdorf öffne dich!", darunter Künstler, Medienschaffende und Kirchenvertreter, kämpft um den Ruf ihres Stadtteils: "Wir wollen ein tolerantes und gastfreundliches Heinersdorf", sagt der Student Gerd Müller.
Sowohl die Mahnwache als auch die Gegendemonstration am Sonnabend blieben friedlich. 80 Polizeibeamte waren im Einsatz. Die IPHAB beteiligte sich an keiner der beiden Aktionen. (el.)
Berliner Zeitung, 26.02.2007

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TAZ, 26.02.2007
Protest gegen NPD-Auftritt
Mehrere dutzend Bürger haben am Sonnabend in Heinersdorf gegen eine sogenannte Mahnwache der rechtsextremistischen NPD demonstriert. Diese habe sich gegen die dort in Bau befindliche Moschee gerichtet, bestätigte die Polizei. Die Partei versuche seit Monaten, die Widerstände vieler Anwohner gegen den Neubau der Ahmadiya-Gemeinde für eigene Zwecke zu nutzen, kritisierte die Initiative "Heinersdorf, öffne dich". Die Aktion der Rechten sei überraschend gekommen, sagte Gerd Müller, Mitglied der Initiative. Erst am Donnerstagabend hätte die NPD die "Mahnwache" mit Postwurfsendungen angekündigt. In letzter Zeit sei die Partei kaum präsent gewesen, so Müller. Der Protest gegen die Rechten habe zwei Stunden gedauert; Mitglieder der Initiative trugen Schilder mit Aufschriften wie "Keine Hetze". EPD, TAZ

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© www.heinersdorf-oeffne-dich.de, Initiative aus Berlin-Heinersdorf, Berlin 2007 | letzte Aktualisierung: 03.05.2010